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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren
Autoren: Tanja Kinkel
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g schaute di e Katze auf.
    Aber du bist hier. Nun bring mir m ehr Milch, verlan g te si e. Ein Fisch wäre auch recht:
    »Das ist doch…«, begann Res, als ihr bewusst wurde, dass ihre Mutter nicht im geringsten auf die Worte der K atze reagierte. Erst da begriff sie, dass die Katze nicht gesprochen hatte. Jedenfalls nicht laut.
    »Hast du dir wenigstens schon Gedanken gemacht, was du auf deinem Teppich dar s t e llen m öcht e st ? «, fragte Krin, während die Katze begann, sich zu putzen.
    Es war eine neue Art von Folter, entschied Res. W enn die Katze sprechen k o nnte, ganz gleich auf welche W eise, dann war es auch möglich, sie zu befragen, was m it dem Tross geschehen war. Aber nicht, wenn ihre M u tt e r gl e ichz e itig eines der Gespräche führen wollte, die Res bei sich »Zukunftsgespräc h e« nannte. Immerhin konnte sie es sich nicht verkneif e n, anklagend zur Katze hinüberzustarren.
    Wenn du sprechen kannst, warum hast du dann nicht gleich m it uns geredet?, dachte sie.
    Die Katze ignorierte sie und putzte sich weiter.
    »Res ? «, fra g te i h re Mutter und kla n g m ittlerweile nicht n u r traurig und enttäuscht, sondern auch scharf, wie die Messer, wenn sie auf dem Wetzstein nachgeschliffen wurden.
    »Ich… ich dachte…»
    Es ist äußerst unhöflich, jemanden bei seiner Pflege zu unterbr e chen. Ich würde nie m i t dir reden, wenn du dich wäschst, s a g te die Katze, nei g te ihren Ko p f zur Seite und begann erneut eine ihrer Pfoten zu lecken.
    »Du weißt es noch nicht«, stellte i hr e Mutt e r f est. »Dir ist s chon das ganze Jahr über bekannt, dass du in einer Woche spätestens m i t deinem Teppich begonnen haben m usst, und du hast dir noch nicht ein m al Gedanken über das The m a g e m acht.«
    »Tut m i r Leid«, m u r m elte Res und wünschte sich, die heutige Lektion wäre endlich vorbei, da m it sie die Katze über den Tross ausfragen konnte.
    »Nein, es tut dir nicht Leid«, sag t e Krin grim m i g. »Aber das wird es noch.«
     

KAPITEL 2
     
    Das Gebäude, in d e m die schönsten und ältesten Teppiche der Weberinnen von Siridom aufbewahrt wurden, war ursprünglich aus Muscheln gebaut worden; da die Ebene von Kenfra ein m al von nichts als Meer bedeckt gewesen war, ehe die Feuergei s t er hier ihren letzten Kampf ausgefochten hatten, gab es davon m ehr als genug. In all den Jahren seither, m ehr Jahren, als Fäden in einen Teppich passten, waren m ehr und mehr Räu m e nötig geworden, und aus der Urfo r m des G e bäudes, der Legende nach dem Haus der ersten Weberin von Siridom, war der K e lch einer Blüte geworden, um die sich zahllose Blätter rankten. Die W eberinnen nannten das Haus Arachnion.
    Das Licht innerhalb des Arachnions war nie sehr hell, denn um die alten Teppiche zu schützen, hatte m an die Fenster m it Schleiern verhüllt. Res erinnerte es jedes Mal an das, was m an sah, w e nn m an morgens gerade erst au f gewacht war und sich noch die Augen rieb, und sie bildete sich i mm er ein, es m üsste doch irgendwann heller werden oder sie sel b st wacher. Dazu ka m , dass es im Arachnion nichts Hartes, Kantiges gab; jedes Stückchen Wand und Boden war m it Teppichen und Schleiern ausgekleidet, und obwohl die Beläge auf dem Boden keine unsterblich e n Meisterwerke waren und regel m äßig ausgetausc h t wurden, bewegten sich d och alle sehr rücksichtsvoll auf ihnen. Bei jedem Schritt hatte Res, von dem Mo m ent an, da sie ihre Ferse a u fsetzte, bis zu dem Mo m ent, an dem sie ihr Gewicht auf die Zehen s pitzen v erlagerte, das Gefühl, in Gefahr zu sein, etwas Unwiederbringliches zu zerstören.
    »Du darfst ins Arachnion? Du Glückliche!«, hatte Kunlas ältere Schwester, die nie eine W eberin werden würde, ein m al gesagt. Es war Res unmöglich gewesen zu erklären, warum sie das Arachnion im m er m ehr m i ed, je älter sie wurde.
    Manch m al träu m te sie davon, die S c hleier von den Fenstern zu reißen und m it d e m W i nd, der gegen Mittag durch die Ebene fuhr, jeden einzelnen Teppich davonwehen zu lassen. Dann wieder tat ihr die Vorstellung, das Arachnion bar sei n er Schätze zu sehen, weh. Sie war m it sich selb s t n i e einig, we n n ihre Mutter s i e h i er h er brachte, und es wurde m it jedem Besuch sch l im m er. So s chlimm wie an dem Tag, als sie die Katze gefunden hatt e , war es allerdings noch nie gewesen.
    Es war natürlich undenkbar, die Katze m it ins Arachnion zu neh m en. Nichts m it schar fe n Krallen d ur f te auch n ur in die N
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