Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der König Der Komödianten: Historischer Roman

Titel: Der König Der Komödianten: Historischer Roman
Autoren: Charlotte Thomas
Vom Netzwerk:
schmeichelt einer alten Frau!«
    »Ich finde dich nicht so alt«, platzte ich heraus, erfreut von dem Einfall, der mir eben gekommen war. »Wenn dich jemand von hier fortschickt, nimmt dich vielleicht Pater Anselmo. Als Haushälterin, meine ich. Ich kann bezeugen, dass Onkel Vittore immer mit deinen Diensten zufrieden war.«
    Ich sagte das in aller Arglosigkeit. Die doppelte Bedeutung meiner Worte wurde mir erst bewusst, als Paulina noch tiefer errötete und Pater Anselmo einen Hustenanfall erlitt.
    Indessen blieb mir keine Zeit, es peinlich zu finden, denn Bruder Hieronimo und Messèr Barbarigo kamen zurück und mahnten zum Aufbruch.
    Pater Anselmo erklärte, er werde später zu Fuß zurück ins Dorf gehen, doch er folgte mir zusammen mit Paulina hinaus auf den Hof, wo bereits Ernesto und der Ackerknecht warteten, um Abschied von mir zu nehmen. Diesmal ging es ohne Rührseligkeit vonstatten, denn Ernesto war von wortkargemWesen. Ein Schlag auf die Schulter von Ernesto, ein Nicken des Knechts, und beide gingen zurück an ihre Arbeit, während Paulina und Pater Anselmo vor dem Haus stehen blieben, um mir nachzuwinken.
    Mithilfe des Notars stieg ich in die Kutsche, wo Bruder Hieronimo es sich bereits bequem gemacht hatte. Der Notar gab dem Kutscher das Zeichen zur Abfahrt, und so begann meine Reise in eine ungewisse Zukunft.

    Das Holpern der Kutsche hinderte Bruder Hieronimo nicht daran, bald nach der Abfahrt in tiefen Schlaf zu sinken. Sein rasselndes Schnarchen war von gelegentlichem Stöhnen unterbrochen, wohl ein Zeichen, dass er lebhaft träumte.
    Ich fand, dass das eine gute Gelegenheit sei, dem Notar einige von den Fragen zu stellen, die ich auf dem Herzen hatte. Mir schien, dass er von beiden Männern derjenige war, der eher zu Erklärungen bereit war.
    »Messèr Barbarigo, wenn ich es richtig verstanden habe, muss ich nicht für immer im Kloster bleiben, sondern nur für eine gewisse Zeit.«
    »Von müssen würde ich hier nicht sprechen, sondern eher von dürfen . Die schützende Gemeinschaft eines Ordens ist immer noch die beste Gewähr für ein behütetes Leben.«
    Vorsichtig formulierte ich die Frage um. »Angenommen, ich möchte irgendwann entscheiden, woanders zu leben – wann dürfte ich das denn?«
    »Nicht vor dem Erreichen des fünfundzwanzigsten Lebensjahres. So will es die testamentarische Verfügung deines Onkels und überdies das Corpus Iuris Civilis .« 4
    Es hörte sich einschüchternd an, obwohl ich dank ordentlicher Lateinkenntnisse durchaus eine Vorstellung hatte, wasdamit gemeint war. Doch mit Advokaten konnte man bekanntlich nicht diskutieren, weshalb ich es anders versuchte.
    »Ich hörte, mir sei ein Erbe zugefallen.«
    Hatte der Notar eben noch gelangweilt aus dem offenen Kutschenfenster gesehen, wandte er sich mir nun mit misstrauischer Miene zu. »Von wem hörtest du das?«
    »Pater Anselmo erwähnte es«, sagte ich wahrheitsgemäß. Dass ich es heimlich gehört hatte, tat ja nichts zur Sache. »Ich wüsste gern, um wie viel es geht.«
    »Warum?«
    Ich räusperte mich. »Für den Fall, dass Gott der Herr es einst in Seinem unergründlichen Ratschluss für mich vorsieht, ein Leben außerhalb der Klostermauern zu führen.«
    Messèr Barbarigo runzelte die Stirn. »Du bist sehr redegewandt. Woher kommt das?«
    »Ich habe viel gelesen.«
    Der Notar dachte kurz nach, rang sich dann aber dazu durch, auf meine Frage einzugehen. »Tatsächlich hat dein Onkel dich nicht unvermögend zurückgelassen. Aber wie gesagt, solange du ohnehin kein Bestimmungsrecht hast, muss es dich nicht beschäftigen. Dafür bin ich ja da.«
    »Und Bruder Hieronimo«, konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen.
    Messèr Barbarigo zeigte Anzeichen von Missfallen, was meine Einschätzung bestätigte, dass diese Aufteilung der Nachlassverantwortlichkeiten ihm nicht behagte, und mir kam wieder die Frage in den Sinn, die Pater Anselmo gestellt hatte. Wer bekam das Geld – wie viel immer es auch war –, falls ich starb? Womöglich dieselben Personen, die dafür verantwortlich waren, dass es mir bis zu meiner Großjährigkeit erhalten bliebe?
    Mit einem Mal wurde mir der Kragen eng. Hatte nicht vorhin etwas Tückisches im Blick des Priors gelegen, bevor er eingeschlafen war? Und war der Notar nicht schon von Berufs wegen hinterhältig? Möglicherweise hatten sie es so geplant,dass ich unterwegs versehentlich in eine Felsschlucht stürzte, damit sie gleich nach der Ankunft mein Vermögen brüderlich unter sich teilen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher