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Der Koch

Der Koch

Titel: Der Koch
Autoren: Martin Suter
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schubste ihn auf die Matratze. Er protestierte kichernd, aber sie ließ nicht von ihm ab. »Jetzt wirst du nach Strich und Faden vernascht«, drohte sie und zog ihn aus.
    Sie bemühte sich redlich, und ihre Bemühungen waren auch von Erfolg gekrönt. Aber sobald Dalmann in sie eindringen wollte, wurde er im Stich gelassen.
    Sie versuchte es weiter, sanft, grob, innig, anschmiegsam und zum Schluss herrisch und entschlossen. Jedes Mal mit dem gleichen Resultat. Endlich gab sie auf und ließ sich mit einem leisen Fluch, den er nicht verstand, in die Kissen fallen.
    Dalmann ging ins Bad, duschte und kam im Pyjama zurück.
    »Diese verdammten Scheißpillen«, schimpfte er, »früher ist mir das nie passiert.«
    »Dann hör doch einfach auf, sie zu nehmen.«
    Da erzählte er ihr mit dem Fachwissen und dem Stolz des Chirurgieüberlebenden detailliert von seinem Stent, der das verengte Herzkranzgefäß, das am Infarkt schuld war, weitete, um eine weitere Verstopfung zu vermeiden. Und von Pillen und Pulvern, die seinen Blutdruck in Grenzen, sein Herz am gleichmäßig Schlagen und sein Blut am ungehinderten Zirkulieren hielten.
    Makeda hörte ihm voller Anteilnahme zu. Als er geendet hatte, sagte sie: »Warum versuchen wir es nicht einmal mit einem
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    Warum eigentlich nicht?, dachte Dalmann, stand noch einmal auf und holte sich ein Gutenachtbierchen aus dem Kühlschrank.
     

44
    Maravan saß vor seinem Computer und versuchte, seine Schwester zu erreichen. Wenn er warten musste, sah er sich die Meldungen aus dem Kriegsgebiet an. Die Front war auf einen kleinen Küstenstreifen an der Ostküste geschrumpft. Mit den Kämpfern der LTTE waren in diesem Gebiet etwa fünfzigtausend Frauen, Männer und Kinder eingeschlossen. Es fehlte an Essen, Wasser, Schutz gegen den Regen, Medikamenten, sanitären Anlagen. Jede Rakete und Mörsergranate verletzte und tötete Zivilisten.
    Keine der Kriegsparteien kümmerte sich um die internationalen Aufrufe, den Flüchtlingen sicheres Geleit zu geben oder die Kämpfe auf die Gebiete außerhalb der dichtbevölkerten Flüchtlingszone zu beschränken.
    Details über die Zustände waren nicht zu erfahren. Im Kampfgebiet waren keine Journalisten zugelassen.
    Endlich klappte die Verbindung. Maravans Schwester klang mutlos und apathisch. Sie nannte die Namen von Freunden, Verwandten und Bekannten, die tot oder verschollen waren. Die Versorgungslage war schlecht. Immer wieder wurden die Transporte an den Checkpoints tagelang aufgehalten, Waren wurden beschlagnahmt. Der Zugang zur Halbinsel vom Meer her wurde von der sri-lankischen Marine kontrolliert.
    Von Ulagu keine Spur.
    Sie schäme sich, sagte sie, ihn schon wieder um Geld bitten zu müssen.
    Sie brauche sich nicht zu schämen, versicherte er ihr. Fast hätte er hinzugefügt, er schäme sich schon genug.
     
    Thevaram und Rathinam, die beiden LTTE-Männer, hatten ihre unangemeldeten Besuche bei Maravan eingestellt. Sie konnten sich jetzt darauf verlassen, dass er unaufgefordert spendete.
    »Sie befinden sich in einer schwierigen Situation«, hatte Thevaram bei ihrem letzten Treffen gesagt. »Sie betreiben einen Catering-Service. Dazu brauchten Sie eine Bewilligung, die Sie nicht haben und auch kaum bekommen. Sie beziehen Arbeitslosengeld, obwohl Sie genug, mehr als genug verdienen. Sie können aber nicht darauf verzichten, weil Sie befürchten, dass eine Behörde sonst fragen würde, wovon Sie leben. So sind Sie also gezwungen, das Geld zu nehmen. Würde es Ihr Gewissen nicht entlasten, wenn Sie das unrechtmäßig erworbene Geld wenigstens für einen guten Zweck spenden? Und Sie würden darüber hinaus noch Ihrem Neffen helfen.«
    Von da an deponierte Maravan, wenn ihm sein Stempelgeld ausbezahlt wurde, im Batticaloa-Basar einen verschlossenen Umschlag mit dem Adressaten Th.
     
    Andrea wusste von alldem nichts. Er hätte es auch weiterhin für sich behalten, wenn die Planungssitzung von
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anders verlaufen wäre.
    Ja, Andrea berief jetzt Sitzungen ein. Er hatte nichts dagegen, es besaß Vorteile. Man musste nicht während der Vorbereitungen zu einem Essen oder einer Autofahrt den Terminplan und die Bestellungen besprechen. Aber ihn störte, dass diese Sitzungen immer bei Andrea stattfanden und dass immer häufiger Makeda dabei war. Er fand, sie sollte das Geschäftliche und das Private trennen, und es war ihm auch unangenehm, die finanziellen Fragen vor Außenstehenden zu besprechen.
    Bei einer solchen Sitzung im inzwischen
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