Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Knochendieb

Der Knochendieb

Titel: Der Knochendieb
Autoren: Thomas O'Callaghan
Vom Netzwerk:
ihn gewesen. Moira, die seinetwegen dem Bösen begegnet war, war gerächt. Auch sie hätte sich gefreut. Und Margaret - jetzt konnte er eine richtige Beziehung zu Margaret beginnen, und dafür war er dankbar.
    Der dramatische Tag endete für Driscoll, als mehrere Polizeihubschrauber eintrafen, begleitet vom Jaulen der Sirene eines Bootes der Küstenwache. Scheinwerfer suchten das dunkle Wasser um die Jacht nach Pierce ab.
    Man fand ihn nicht.

90. KAPITEL
    »Sie und Margaret haben heute Nachmittag Ihren Termin beim Bürgermeister. Die Verleihung der Medaille wird im Fernsehen übertragen«, erklärte Polizeipräsident Brandon und nahm sich eine Zigarre aus dem elfenbeinernen Humidor.
    »Ich würde das Ganze lieber noch aufschieben«, wandte Driscoll ein.
    »Der Long Island Sound wird die Leiche nicht hergeben. Die ist mittlerweile in Nova Scotia. Sie kennen doch die Strömungen.«
    »Genau das meine ich ja. Der Long Island Sound hat die Medaille verdient.«
    »Aber Margaret hat diesen Verbrecher erschossen. Hat sie etwa keine Medaille verdient?«
    »Geben Sie ihr meine, wenn Sie schon dabei sind.«
    »Was soll das? Berufliche Skrupel?«
    »Commissioner, es war alles andere als saubere Arbeit. Der Typ kriegt die Winde an den Kopf und blutet wie
ein angestochenes Schwein, wir kämpfen an Deck und im Wasser, und Margaret erschießt ihn. Im nächsten Moment gleitet er unter mir weg und versinkt im Meer. Das ist nicht gerade die Bilderbuchverhaftung eines Mordverdächtigen.«
    »So wie ich es sehe, hat der Kerl aus einer Kopfverletzung geblutet, die Sie ihm zugefügt haben, ehe Margaret ihn erschossen hat. Die Strömung hat ihn abgetrieben, und damit ist er Geschichte. Fall abgeschlossen.«
    »Ich würde trotzdem noch mit den Fanfarenstößen warten.«
    »Seien Sie nicht so kompliziert, John. Die Stadt ist in Feierstimmung, und ich will kein Spielverderber sein. Sie haben die Medaille verdient. Tragen Sie sie! Strahlen Sie in die Kameras und lassen Sie die New Yorker Frauen wieder ruhig schlafen. Und jetzt los!«

91. KAPITEL
    Driscoll saß in seinem Streifenwagen neben einer Rhododendronhecke am Straßenrand vor dem Pflegeheim Mary Star of the Sea. Er fühlte sich so leer, als hätte ihm jemand mit einem Messer die inneren Organe herausgeschnitten. Colette, die Liebe seines Lebens, lag nun in dem über hundert Jahre alten Backsteinbau im Koma. Seine Frau in die Obhut der Mitarbeiter dieses Hospizes zu geben war eine herzzerreißende Entscheidung gewesen, doch er hatte sie treffen müssen. Gerade hatte er noch an ihrem Bett gesessen, und nun sprach er ein stilles Gebet. Ein Gebet der Hoffnung. Ein Gebet der Liebe. Und ein Gebet der Entschlossenheit. Er hatte vor, sie oft zu besuchen
und ihr auf eine Art loyal zu bleiben, die sie verstanden hätte. Als er nun den Zündschlüssel umdrehte und langsam davonfuhr, rannen ihm Tränen über die Wangen. Er blickte in den Rückspiegel des Chevy und sah zu, wie die Fassade des Pflegeheims immer kleiner wurde und schließlich ganz verschwand.
     
    In Sullivans Taverne herrschte Hochbetrieb. Die Leute standen dicht gedrängt vor dem Tresen, und jeder Tisch im Speisebereich war besetzt. Es herrschte Feierstimmung. Warum auch nicht? Der Wahnsinnige, der der Stadt New York den Krieg erklärt hatte, war zur Strecke gebracht worden.
    Driscoll und Margaret saßen an Driscolls Lieblingstisch, von dem man einen fantastischen Blick auf Manhattan hatte. Sie hatten ihr Essen beendet und genossen gerade einen Cocktail zum Nachtisch, als ein Mann auf sie zukam. Er hielt eine Ausgabe der Daily News in der Hand. Die Schlagzeile lautete: SERIENMÖRDER VON NEW YORKER POLIZEI AUSGESCHALTET.
    »Sie sind doch Lieutenant Driscoll«, sagte der Mann und hielt ihm die Zeitung hin. »Wären Sie so nett, mir ein Autogramm auf die Zeitung zu geben?«
    Driscoll grinste. »Eigentlich hat meine liebe Kollegin hier die Lorbeeren verdient. Sie hat nämlich den Schuss abgegeben, der dem Ganzen ein Ende gemacht hat.«
    »Wow! Ein Doppeltreffer! Würden Sie mir auch ein Autogramm geben?«
    Driscoll und Margaret kamen dem Wunsch des Mannes nach und kritzelten ihre Namen über die Schlagzeile.
    »Auf jeden Fall«, ergänzte der dankbare Restaurantbesucher, »haben es die Bürger von New York Profis wie
Ihnen zu verdanken, dass sie heute Nacht ruhig schlafen können.«
    Kaum war der Mann verschwunden, klingelte Driscolls Mobiltelefon. Seine Augen wurden schmal. Aufmerksam hörte er sich an, was ihm Thomlinson mitzuteilen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher