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Der Knochendieb

Der Knochendieb

Titel: Der Knochendieb
Autoren: Thomas O'Callaghan
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Driscolls 9-mm-Glock gelöst, sodass sie aufs Deck geprallt und ins Meer geschlittert war. Er packte die Winsch des Bootes und ging damit auf Pierce los, indem er ihm das Werkzeug aus Edelstahl seitlich an den Kopf donnerte. Pierce ließ das Skalpell fallen und hielt sich mit beiden Händen die Wunde, während er stolpernd auf die Treppe zur Kajüte zutorkelte. Doch Driscoll stürzte sich wie ein Berserker auf ihn und brach ihm mit einem kräftigen Tritt die Rippen. Pierce rang nach Atem, schaffte es jedoch, Driscolls Kinn einen linken Haken zu versetzen.
    Pierce taumelte aufs Cockpit zu und riss die Ruderpinne aus ihrer Verankerung. Der Lieutenant erwischte ihn am Knöchel und brachte ihn zu Fall, worauf Pierce mit dem Gesicht voran auf die Fiberglasfläche des Bootsdecks stürzte. Die Ruderpinne fiel ins Wasser, und Driscoll fügte seiner Attacke zahlreiche Faustschläge hinzu.
    In diesem Moment trat Margaret auf den Plan. Obwohl sie schwankte und aus einer Halswunde blutete, richtete sie ihre Waffe auf die zwei Kämpfenden.
    »Das Spiel ist aus!«, rief sie und gab einen Schuss ab, mit dem sie Pierce’ Kopf nur um wenige Zentimeter verfehlte. »Geben Sie auf«, herrschte sie ihn an, während sie zu einem weiteren Schuss anlegte.

    »Nie im Leben!«, brüllte Pierce. Sein linker Fuß traf Margaret am rechten Schienbein. Der Tritt warf sie um, schlug ihr die Waffe aus der Hand und ließ sie auf der Steuerbordseite über Bord gehen.
    »John!«, schrie sie, ehe sie in der aufgewühlten See landete.
    Driscoll wandte sich um und wollte ihr schon nachspringen, als Pierce sich in seiner rechten Schulter verbiss. Obwohl der Schmerz unerträglich war, traf er Pierce mit einem strategisch platzierten rechten Haken an der Schläfe, die zu einer klaffenden Wunde aufplatzte. Pierce versuchte noch, Driscolls Hals mit einer Schnur zu umfangen, doch der Lieutenant blockierte seinen Gegner durch einen heftigen Ellbogenstoß. Schließlich verlagerte sich Pierce auf Driscolls Arm und knotete rasch einen Webeleinstek darum. Mit der anderen Hand zog er die Schnur von der Spule, sodass sich der Spinnaker löste und Driscoll mit sich riss, der nach wie vor daran festgebunden war.
    Eine Kugel prallte vom Mast ab. Nur das Schaukeln des Segelboots rettete Pierce vor dem Scharfschützen an Bord des Hubschraubers. Pierce bückte sich nach dem Werkzeugkasten im Cockpit, lud eine Leuchtpistole und schoss damit auf den Scheinwerfer des Hubschraubers. Der Rückstoß warf Pierce gegen das Armaturenbrett, doch das Flutlicht des Helikopters zerbarst in einem bläulich blitzenden Funkengestöber. Der Pilot gewann an Höhe und drehte ab.
    Pierce packte ein zweites Skalpell und ließ sich ins Wasser hinab, um nach Margaret zu suchen, während Driscoll in der Takelage gefesselt blieb. Je mehr der Lieutenant an den Seilen zerrte, desto mehr verhedderte er sich
darin. Er sah zum Mast empor. Ein Seilstück klemmte in der Rolle eines Flaschenzugs einen guten Meter über ihm. Er streckte den Arm aus, wobei er wegen der Schulterverletzung vor Schmerz das Gesicht verzerrte, und zog so lange an dem Seil, bis es sich löste. Krachend fiel er zu Boden, zwar nach wie vor von Seilen umgeben, doch nicht mehr ihr Gefangener. Sofort sprang er ins Wasser, um nach Margaret zu suchen.
    Unter der Wasseroberfläche klammerte sich Pierce an Driscolls Bein. Der kalte Stahl einer scharf geschliffenen Klinge drang in Driscolls Wade ein. Doch indem er sich geschickt wegkrümmte, konnte er sich von Pierce lösen.
    Die beiden Männer kamen an die Oberfläche. Mit dem Skalpell in der Hand ging Pierce auf Driscoll los, der den Angriff parierte, indem er seinen Gegner am Handgelenk packte. Erneut erklang ein Schuss.
    »Schieß noch mal!«, brüllte Driscoll, der Margaret erspäht hatte, die wieder an Bord gelangt war und sich nun mit der Waffe in der Hand an die ringsum verlaufende Reling des Bootes stützte.
    Erneut fiel ein Schuss.
    Diesmal fand die Kugel ihr Ziel. Pierce wedelte wild mit den Armen, ehe plötzlich jegliche Bewegung endete. Das Skalpell wurde vom Wasser verschluckt, und Pierce versank mit weit aufgerissenen Augen langsam im dunklen Meer.
    Driscoll kletterte wieder an Bord und schloss Margaret in die Arme. »Mein Gott! Wenn ich dich auch noch verloren hätte, ich wüsste nicht, was ich täte.« Seine Gedanken überstürzten sich. Allem Anschein nach war der Wahnsinnige erledigt, und die Frauen in Driscolls Welt
waren wieder in Sicherheit. Seine Frau wäre stolz auf
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