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Der Kleine Mann und die Kleine Miss

Der Kleine Mann und die Kleine Miss

Titel: Der Kleine Mann und die Kleine Miss
Autoren: Erich Kästner
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dann war es überstanden.
    Fräulein
Marzipan hieß nun Frau von Pokus. Aber sonst hatte sie sich glücklicherweise
überhaupt nicht verändert.

    Das
Festessen fand im Ristorante Bianchi statt. Der Tisch war wunderschön gedeckt.
Er war mit so vielen Blumen dekoriert, dass Brausewetter, beim Filet Café de
Paris, drei Blümchen mitaß, weil er dachte, es sei die Gemüsebeilage. Den
kleinen Irrtum bemerkte nur der Oberkellner, und er ließ sofort frische Blumen
bringen.
    Am
Nachmittag saßen die Großen, von all den festlichen Anstrengungen erschöpft, im
Wohnzimmer der ›Villa Sorgenklein‹
    und
tranken starken Kaffee. Mister Drinkwater berichtete über den Erfolg der
Fernsehserie ›Der kleine Mann‹ sowie über den für Ostern geplanten Start des
Films in tausend Kinos. Und er erzählte auch, dass die Reportage über Señor
Lopez großes Aufsehen erregt habe. Die Interpol sei ihm dicht auf den Fersen.
    »Er
wird wieder Fersengeld zahlen«, meinte Direktor Brausewetter, »reich genug ist
er ja.« Nun war das zwar kein umwerfender Witz, doch weil er von ihm selbst
war, lachte er, bis ihm der Magen wehtat. Vielleicht lag es aber auch an den
Tischblumen.
    Wer
kann das wissen? Es ist schwer, in das Innere eines Menschen zu blicken.
    »Nun
zu etwas Wichtigerem als Ihrem Magendrücken«, sagte Drinkwater. »Ich habe seit
gestern einen Plan.«
    »Lass
ihn fallen«, erklärte der Jokus.
    »Erlaube
mal«, rief Drinkwater. »Du kennst doch meinen Plan gar nicht.«
    »Selbstverständlich
kenne ich ihn. Du willst mit Mielchen und Mäxchen einen Film drehen.«
    »Du
bist ein Gedankenleser. ›Der kleine Mann und die kleine Miss‹ soll der Film
heißen.«
    »Das
klingt hübsch«, meinte Mrs. Simpson und blickte den Filmonkel aus Amerika
erwartungsvoll an.
    Mister
Drinkwater begann: »Zunächst möchte ich…«
    »Mir
geht es genau wie dir«, unterbrach ihn der Professor.
    »Auch
ich möchte noch eine Tasse Kaffee. Wie wäre es, wenn die Dame des Hauses und
die Hausdame in die Küche marschierten und einen Mokka brauten, der alle
Sprachen spricht? Vielleicht sogar Türkisch?«
    »Sehr
wohl, mein Gebieter«, flüsterte Rosa und verneigte sich orientalisch. Dann
zwinkerte sie dem Gebieter zu und zog Mielchens Mutter aus dem Zimmer.
    »Was
soll denn das?«, fragte Mister Drinkwater gereizt. »Warum muss ich denn
türkischen Mokka trinken?«
    »Damit
Mrs. Simpson nicht hört, was ich dir jetzt klipp und klar sagen werde«,
erklärte der Jokus, und seine Stimme klang sehr energisch. »Diesen Film wirst
du nicht drehen! Kaum haben sich Mielchen und ihre Mutter von ihrer Zeit in
Alaska erholt, kommst du daher und willst sie, als Schauspieler, noch einmal in
das gleiche Elend zurückjagen – was fällt dir eigentlich ein?«
    »Im
Allgemeinen ist er ja ein guter Kerl«, meinte Direktor Brausewetter. »Nur beim
Topfschlagen oder wenn er Filmpläne hat, wird er roh wie ein Fleischerhund.«
    Mister
Drinkwater nagte eine Minute an der Unterlippe. Dann sagte er: »Okay,
gentlemen.«
    »Du
gibst den Plan auf?«, fragte der Jokus erleichtert.
    Drinkwater
lächelte. »Darüber unterhalten wir uns in einem Jahr.«
     
    Mielchen
und Mäxchen saßen in ihrer ›Villa Glühwürmchen‹
    gemütlich
am offenen Fenster und übten Faulsein. Es stand als Pflichtfach auf dem
Stundenplan, der an der Wand hing. ›Faulsein, täglich 15 bis 16 Uhr, auch
sonntags‹, hatte der Jokus in Schönschrift eingetragen.

    Mäxchen
musterte die tickende Pendeluhr überm Sofa. »Noch vier Minuten«, stellte er
fest. »Dann können wir wieder Krach machen. Was wollen wir spielen? ›Frau
Vogelbauer beim Friseur‹?
    Oder
›Der Opernsänger hat den Keuchhusten‹?«
    »Bis
die Uhr schlägt, bin ich faul«, sagte Mielchen und betrachtete die
Gänseblümchen vorm Fenster. Sie waren so groß wie Mielchen selbst. Und daneben
wuchs ein Himmelschlüsselchen, das war sogar einen Kopf größer.
    »Oder
wir gehen in den Turnsaal«, schlug er vor. »Ich mache am Hochreck die
Riesenwelle, und du fängst mich auf. Wie wäre das? Auch nicht?«
    Sie
legte den Finger vor die Lippen.
    »Na
schön«, brummte er. »Faul, fauler, am faulsten.« Und dann blickten sie in die
Wiese, bis die Wanduhr viermal geschlagen hatte. »So«, rief er tatendurstig,
»jetzt geht’s los! Aber was?«
    Mielchen
lachte ihn an. »Ich weiß was. Wir spielen ›Das kleinste Ehepaar der Welt‹. Das
ist ein Spiel ganz für uns allein, weil andere Kinder dafür viel zu groß sind.«
    Mäxchen
war Feuer und
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