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Der Kleine Gluecksberater

Der Kleine Gluecksberater

Titel: Der Kleine Gluecksberater
Autoren: Bettina Lemke
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versickert im dicken Teppich der Lebensumstände, an die wir uns gewöhnt haben. Um dauerhaft mehr Glück zu erleben, müssten wir also auch fortlaufend mehr Geld beschaffen. Wie kräftig wir uns
jedoch auch ins Zeug legen und finanziell verbessern mögen – es ist irgendwie nie genug. Denn wenn wir unseren Lebensstandard beurteilen, orientieren wir uns zwangsläufig an dem, was Nachbarn, Kollegen und Konkurrenten besitzen, wobei wir ernüchtert feststellen, dass es immer andere gibt, die mehr haben als wir.
    Von der Relativität des Glücks
    Wir Menschen sind Meister darin, uns an neue Situationen anzupassen. Nach großer Freude gleichen sich unsere Gefühle relativ rasch wieder an den Normalzustand an. Lottogewinner sind ein Jahr nach ihrem Gewinn genauso glücklich oder unglücklich wie zuvor. Nach einer Zeit des emotionalen Überschwangs gewöhnen sie sich an den neuen Lebensstandard und ein großer Teil ihres Gewinns ist schnell verbraucht.
    Die Anpassungsfähigkeit gilt auch für negative Ereignisse. So lag das Glücksniveau von Querschnittsgelähmten ein Jahr nach ihrem Schicksalsschlag wieder im Normalbereich. Zunächst machten die Betroffenen eine schwierige, extrem unglückliche Zeit durch. Aber dann gelang es ihnen, sich ihrer neuen Situation anzupassen.
     

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    Midas

    Einst schweifte der mächtige Weingott Dionysos mit seinen Bakchantinnen und Satyrn hinüber nach Kleinasien. Dort lustwandelte er an den rebenumrankten Höhen des Tmolosgebirges, von seinem Gefolge begleitet. Nur Silenos, der greise Zecher, ward vermisst. Dieser war, vom Weinrausch überwältigt, eingeschlafen und so zurückgeblieben. Den schlummernden Alten fanden phrygische Bauern; da fesselten sie ihn mit Blumenkränzen und führten ihn zu ihrem König Midas. Ehrfürchtig begrüßte derselbe den Freund des heiligen Gottes, nahm ihn wohl auf und bewirtete ihn mit fröhlichen Gelagen zehn Tage und Nächte lang. Am elften Morgen aber brachte der König seinen Gast auf die lydischen Gefilde, wo er ihn dem Bakchos übergab. Erfreut, seinen alten Genossen wiederzuhaben, forderte der Gott den König auf, sich eine Gabe von ihm zu erbitten. Da sprach Midas: »Darf ich wählen, großer Bakchos, so schaffe, dass alles, was mein Leib berührt, sich in glänzendes Gold verwandle.« Der Gott bedauerte, dass jener keine bessere Wahl getroffen, doch winkte er dem Wunsche Erfüllung. Des schlimmen Geschenkes froh, eilte Midas hinweg und versuchte sogleich,
ob die Verheißung sich auch bewähre; und siehe, der grünende Zweig, den er von einer Eiche brach, verwandelte sich in Gold. Rasch erhob er einen Stein vom Boden, der Stein ward zum funkelnden Goldklumpen. Er brach die reifen Ähren vom Halm und erntete Gold; das Obst, das er vom Baume pflückte, strahlte wie die Äpfel der Hesperiden. Ganz entzückt lief er hinein in seinen Palast. Kaum berührte sein Finger die Pfosten der Tür, so leuchteten die Pfosten wie Feuer; ja selbst das Wasser, in das er seine Hände tauchte, verwandelte sich in Gold. Außer sich vor Freude, befahl er den Dienern, ihm ein leckeres Mahl zu richten. Bald stand der Tisch bereit, mit köstlichem Braten und weißem Brote belastet. Jetzt griff er nach dem Brote – die heilige Gabe der Demeter ward zu steinhartem Metall; er steckte das Fleisch in den Mund – schimmerndes Blech klirrte ihm zwischen den Zähnen; er nahm den Pokal, den duftenden Wein zu schlürfen – flüssiges Gold schien die Kehle hinabzugleiten. Nun ward es ihm doch klar, welch ein schreckliches Gut er sich erbeten hatte, so reich und doch so arm, verwünschte er seine Torheit; denn nicht einmal Hunger und Durst konnte er stillen, ein entsetzlicher Tod war ihm gewiss. Verzweifelnd schlug er die Stirn mit der Faust – o Schrecken, auch sein Antlitz strahlte und funkelte wie Gold. Da erhob er angstvoll die Hände zum Himmel empor und flehte: »O Gnade, Gnade, Vater Dionysos! Verzeih mir schwachsinnigem Sünder und nimm das gleißende Übel von mir!« Bakchos, der freundliche Gott, erhörte die Bitte des reuigen Toren, er löste den Zauber und sprach: »Gehe hin zum Fluss Paktolos, bis du seine Quelle im Gebirge findest. Dort, wo das schäumende Wasser dem Felsen entsprudelt, dort tauche das Haupt in die kühle Flut, dass dich der glänzende Firnis verlasse. So spüle zugleich
mit dem Golde die Schuld ab.« Midas gehorchte dem göttlichen Befehl, und siehe, zur selbigen Stunde wich der Zauber von ihm; aber die goldschaffende Kraft ging auf den Strom
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