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Der Kleine Gluecksberater

Der Kleine Gluecksberater

Titel: Der Kleine Gluecksberater
Autoren: Bettina Lemke
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wir akzeptieren, dass auch das Unglück Teil des Menschseins ist, können wir das Glück, das wir erleben, erkennen und in vollen Zügen genießen.
    Obwohl uns in vielen Fällen gerade schwierige Situationen, die uns fordern, ein Stück auf unserem Weg der persönlichen Entwicklung weiterbringen, zwingt uns dieGlücksideologie der modernen Gesellschaft manchmal fast dazu, glücklich zu sein oder zumindest so zu wirken. Dieses »Glück« ist allerdings in vielen Fällen nur ein oberflächliches. Es geht hier eher darum, ständig »gut drauf« zu sein. Damit will und soll man signalisieren, dass man mit den Anforderungen des Lebens gut fertig wird, alles »im Griff« hat und den Erfolg quasi auf Dauer für sich gebucht hat. Ist man bedrückt und lässt sich das auch noch anmerken, wird das häufig schon als Scheitern gewertet. Es ist allzu oft einfach »nicht angesagt«.
    Der Psychoanalytiker und Philosoph Erich Fromm hat das in einem Interview einmal sehr treffend auf den Punkt gebracht:
    Die meisten Menschen geben vor, (…) dass sie glücklich sind, weil man nämlich, wenn man unglücklich ist (…) ein Misserfolg ist. So muss man also die Maske des Zufriedenseins, des Glücklichseins tragen, denn sonst verliert man den Kredit auf dem Markt, dann ist man ja kein normaler Mensch, kein tüchtiger Mensch. Aber Sie müssen sich doch nur die Menschen ansehen. Man muss doch nur sehen, wie hinter der Maske eine Unruhe, Gereiztheit, Ärger, Depressionen, Schlaflosigkeit, Unglücklichsein – das, was die Franzosen Malaise genannt haben – liegt (…). Das, was Freud das »Unbehagen in der
Kultur« genannt hat. Aber es ist gar nicht das Unbehagen in der Kultur. Es ist das Unbehagen in der bürgerlichen Gesellschaft, die den Menschen zum Arbeitstier macht (…). Ich glaube, es ist eine allgemeine Fiktion, die die Menschen miteinander teilen, dass der moderne Mensch glücklich sei.
    Auch der Philosoph Wilhelm Schmid zeigt, dass die Menschen heute unter dem Anspruch leiden, nach außen hin glücklich sein zu müssen. Er vertritt die Haltung, dass es gute
und
schlechte Tage geben muss und wir nur dann wirklich glücklich sein können, wenn wir diese Wahrheit verinnerlichen und uns von dem künstlichen Zwang befreien, den wir uns selbst auferlegt haben.
    Ich halte am meisten von einem Glück der Fülle, das der Polarität des Lebens Rechnung trägt, also die positiven und negativen Seiten des Lebens umfasst. Heute allerdings orientiert man sich eher am »Wohlfühlglück«. Das Wohlfühlglück ist freilich abhängig von einzelnen Momenten, nichts von Dauer (…). Es liegt am Leben selbst, dass es zwischen Positivität und Negativität schwankt (…). Das Dumme am modernen Glücksbegriff ist, dass er das Negative ausschließt. Dieser Glücksbegriff
macht die Menschen systematisch unglücklich – und das beunruhigt mich. (…) Erst wenn ich begreife, dass zum Positiven immer auch Negatives gehört, muss ich nicht mehr den Eindruck haben, dass ich aus dem Leben herausfalle, wenn es momentan keinen Spaß macht, vielleicht sogar Schmerz bereitet. Und aus der Kontrasterfahrung kommt erst die Fähigkeit zu wirklichem Genuss.
    Lassen wir uns also nicht von den
Glücks geboten
unserer Zeit beeindrucken, sondern stehen wir zu unseren Launen, unserer zeitweiligen Verstimmtheit, unseren Sorgen und Zweifeln, zur »Polarität des Lebens«. Ich für meinen Teil möchte meine melancholischen Momente jedenfalls nicht missen – ich erlebe dabei eine Tiefe, die ich in meinen heiteren Glücksmomenten nur äußerst selten erfahre.
    Wenn ich Ihnen in diesem Buch also Anregungen für das Glück vorstelle, dann sollten Sie diese stets vor dem Hintergrund betrachten, dass jede Gefühlslage ihre Berechtigung hat und wir viele positive Erfahrungen weit intensiver wahrnehmen können, wenn wir die Kehrseite des Lebens ebenfalls zulassen.

     
    Wenn wir all unser Unglück auf einen
    gemeinsamen Haufen legten und dann jeder
    davon einen gleich großen Teil wieder an
    sich nehmen müsste, so würden die meisten
    Menschen zufrieden ihr eigenes Unglück
    zurücknehmen und davongehen
    SOKRATES

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    Sokrates   – Das eigene Gewissen als Wegweiser zum Glück
    Sokrates (ca. 469   –   399 v.   Chr.) war davon überzeugt, dass es allgemeingültige Maßstäbe für das tugendhafte Handeln gibt, die auf Erkenntnis und Wissen beruhen. Mittels der Vernunft kann ihm zufolge jeder die ewigen, unveränderlichen Normen erkennen und mit ihrer Hilfe das Glück
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