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Der Kleine Gluecksberater

Der Kleine Gluecksberater

Titel: Der Kleine Gluecksberater
Autoren: Bettina Lemke
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werden.
    EPIKUR

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    Epikur   – Ausgewogenheit von Lust und Vernunft
    Im Zentrum der hedonistischen Lehre Epikurs (342   –   271 v.   Chr.) steht das Glück des Einzelnen. Dieses ist in der vollkommenen Seelenruhe (
ataraxía
) zu finden, die der Mensch erreichen kann, wenn es ihm gelingt, frei von Schmerz zu sein. Dieser Zustand ist für Epikur die höchste Lust (
hedoné
). Somit basiert seine Lehre nicht etwa auf ungehemmtem Genuss, einem maßlosen, maximalen Ausleben sämtlicher Sinnenfreuden – was viele fälschlicherweise mit dem Begriff Hedonismus assoziieren. Es geht ihm vielmehr um eine ausgewogene Befriedigung der Bedürfnisse, des Strebens nach Lust, das er übrigens für etwas absolut Natürliches und Essenzielles hält. Welch zentrale Rolle dennoch auch die sinnlichen Genüsse für ihn spielen, wird anhand des folgenden Zitates deutlich:
    Ich für meine Person weiß wirklich nicht, was ich mir unter dem Guten vorstellen soll, wenn ich die Freuden des Geschmacks, die der Liebe und des Gehörs wegnehme und die lustvollen Bewegungen, die durch den Anblick einer Gestalt erzeugt werden, und all die anderen Freuden, die im gesamten Menschen durch irgendeinen Sinn entstehen.
    Grundbedürfnisse wie Hunger, Durst und Sexualität wollen und sollen also befriedigt werden, aber entscheidend ist allein das richtige Maß, das der Mensch mithilfe seiner Weisheit ermitteln kann. Nach Epikur lässt Lust sich übrigens nicht nur körperlich, sondern auch rein geistig genießen – allerdings ist diese Erfahrung häufig ebenfalls auf den Körper beziehungsweise die Sinne bezogen, zum Beispiel, wenn man sich an frühere Genusserlebnisse erinnert. Doch auch die Wahrnehmung eines Kunstwerks oder die Freundschaft können lustvolle Erlebnisse sein. Wichtig ist die Qualität des Genusses, die nur dann entsteht, wenn der Mensch nicht von seinen Begierden beherrscht wird, wenn es ihm etwa gelingt, teilweise zu verzichten, ohne sich etwas gewaltsam versagen zu müssen. Ein ständiges, quasi suchthaftes Verlangen nach neuen Genüssen führt dagegen zu Irritationen und bringt die Seele aus dem Gleichgewicht.
    Wenn wir also sagen, die Lust sei das Ziel, dann meinen wir damit nicht die Lust der Unersättlichen und die Lüste, die auf den bloßen Genuss beschränkt sind, wie das manche aus Ignoranz und Ablehnung oder aufgrund von Missverständnissen meinen; vielmehr verstehen wir unter Lust, dass wir nicht unter körperlichen Schmerzen leiden und seelisch nicht in Unruhe sind. Denn nicht Trinken und ein Fest nach dem anderen,
nicht der Genuss von Knaben, Frauen oder Fischen und der anderen Dinge, die eine luxuriöse Tafel bietet, machen das Leben lustvoll, sondern ein nüchterner Verstand, der die Gründe für das Wählen und Meiden herausfindet und die bloßen Meinungen vertreibt, die am meisten die Seelen in Beunruhigung stürzen.
    Zur Erfüllung der Lust benötigt man Epikur zufolge nicht viel. Ein einfacher Lebensstil reicht völlig aus, um alle Bedürfnisse zur Genüge zu befriedigen. Dadurch ergibt sich eine große Unabhängigkeit von Statussymbolen, gesellschaftlichem Ansehen, Ämtern und übertriebenem Luxus, wie auch das folgende Zitat zeigt:
    Weder größter zur Verfügung stehender Reichtum noch Ansehen und Bewunderung bei der Masse noch etwas anderes, das aus unbegrenzten Ursachen entsteht, kann die Unruhe der Seele beseitigen und nennenswerte Freude verschaffen.
    Freundschaft ist bei Epikur dagegen ein hohes Gut, da sie dem Einzelnen Sicherheit und Geborgenheit schenkt und somit ebenfalls die innere Balance der Seele fördert (diesenAspekt finden wir auch in der modernen Glücksforschung wieder, s. S.   25).
     
    Epikurs Glücksrezept könnte man zusammenfassend folgendermaßen formulieren:
     
    Führe ein einfaches, lustbetontes, aber maßvolles Leben, dann wirst du jene seelische Ausgeglichenheit finden, die höchste Erfüllung und Glückseligkeit bedeutet.
     
    Welch auch heute noch überaus stimmige Lebensregel!
     

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