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Der kleine Erziehungsberater

Titel: Der kleine Erziehungsberater
Autoren: Axel Hacke
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beschloss trotzdem, Hänsel zu mästen, zu braten und zu fressen. Sie sperrte ihn in einen Käfig und ließ ihn jeden Tag den Finger rausstrecken, um zu prüfen, ob er schon fett genug war. Gretel rief dann jedes Mal: »Mein Finger ist aber dünner als seiner!« Die Hexe, ohnehin cholerisch veranlagt, brüllte: »Dann iss den Teller leer und quatsch nicht dauernd beim Essen!« Hänsel versuchte, seiner Schwester durch die Gitterstäbe eine Ohrfeige zu geben. »Und du räum endlich den Käfig auf!«, schrie die Hexe.
    Sie war nach kurzer Zeit völlig entnervt. »Vertragt ihr euch denn nie?«, fragte sie Gretel, und die antwortete: »Wussten Sie denn nicht, dass Geschwister sich immer streiten?« »Nein, ich war ein Einzelkind«, murmelte die Hexe verlegen. Hänsel rief: »Ätsch, ich wohne in einem Käfig und du nihicht!«
    Da nahm die Hexe die beiden an den Händen, zerrte sie durch den ganzen Wald, klingelte an dem wunderschönen Reihenhaus und sagte: »Nehmen Sie bloß Ihre Blagen zurück, das hält ja keine Sau aus mit denen.«
    Die Eltern aber schlossen Hänsel und Gretel überglücklich in die Arme, denn sie waren mittlerweile in eine schwere Krise gekommen und hatten erkennen müssen, dass das Leben erst ab drei Kindern wirklich einen Sinn hat.

Heißer Draht
    W ir stellen uns einen Familienvater vor, der in einem Reihenhaus am Stadtrand seine drei Kinder Anne, Max und Marie hütet. Das Telefon klingelt.
    »Guten Tag, Herr Hacke, hier ist Stielike, Firma Stielike und Stielike, Anlageberatung. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie Sie mehr aus Ihrem Geld machen können?«
    Vater: »Schon einmal? Ich kenne keinen anderen Gedanken. Anne, spielst du ein bisschen mit Marie im Kinderzimmer? Der Papa muss mal telefonieren.«
    Stielike: »Herr Hacke, wir könnten im persönlichen Gespräch eine in die Zukunft gerichtete Anlagestrategie…«
    Vater: »Max, ich telefoniere mit einem fremden Herrn. Da ist nicht die Oma. Du kannst jetzt nicht den Hörer haben.«
    Stielike: »… unter Berücksichtigung Ihrer Wünsche nach Rendite und Sicherheit entwickeln …«
    Vater: »Max, es geht jetzt nicht …«
    Stielike: »… übrigens ohne Kursrisiko. Was halten Sie davon, Herr Hacke …? Herr Hacke? Sind Sie noch da …? Wer ist denn da?«
    Max: »Der Max.«
    Stielike: »Ah ja.«
    Vater: »Max, gib den Hörer …« (Versucht, dem Kind den Hörer zu entwinden.)
    Max: »Wie viel ist acht und acht und acht?«
    Stielike: »Äh, 24, wieso? Herr Hacke?«
    Vater (entreißt Max brutal den Hörer): »Ja, das klingt sehr interessant, Herr Stielike.«
    Stielike: »Also, um Ihr Beispiel aufzugreifen: Wir können innerhalb unseres Rentoquick-Fonds aus 24000 Euro in zwei Jahren …«
    Vater: »Anne, könnt ihr nicht endlich ins Kinderzimmer …?«
    Stielike: »… also, ich rechne mal, das werden mindestens …«
    Vater: »Marie, jetzt halt doch mal die Klappe!«
    Stielike: »… äh, die Klappe halten?«
    Vater: »Entschuldigung, nicht Sie, die Marie.«
    Stielike (lacht): »Also die Marie wird stimmen, wie schon Max Merkel immer sagte. Ich merke, wir können offen reden: Bei uns können Sie einen Haufen Kohle machen, Bimbes – Mann, Geld wie Würfelzucker. Wir machen Sie reich!«
    Vater: »Oh Gott, nehmt der Marie das Obstmesser weg!«
    Stielike: »Wenn Sie einen etwas risikoreicheren Aktienfonds wählen, da machen wir aus 24000 in fünf Jahren locker …«
    Vater: »Das Obstmesser! Leg es hin!« (Der Hörer poltert zu Boden, der Vater entwindet dem Kleinkind das Messer und nimmt den Hörer wieder auf. Marie schreit entsetzlich, Max poltert mit dem Skateboard die Treppe hinunter, Anne will Memory spielen.)
    Stielike: »Störe ich eigentlich?«
    Vater: »Nein, wieso? Ruhiger ist es hier nie. Anne, nachher spielen wir Memory, ganz ganz lange, im Moment ist es schlecht.«
    Stielike: »Ja, aber ich fragte doch gerade, ob ich störe.«
    Vater: »Ich sagte, es ist jetzt ganz schlecht, Putzilein, lass doch den Papa mal eben …«
    Stielike: »Ihr Ton ist ja ganz erfrischend, aber ›Putzilein‹, ich meine, wir sind eine ganz seriöse Company.«
    Vater: »Ja, nachher spielen wir doch, Putzilein, später. Beruhige doch mal die Marie, verdammt, ich muss hier telefonieren.«
    Stielike: »Soll ich also später …?«
    Vater: »Herr Stielike, wie hoch wäre die Rendite in folgendem Fall …? Max, du kannst doch in der Küche kein Feuer machen! Was plätschert da oben eigentlich die ganze Zeit? Habt ihr das Badewasser angestellt, oder was?!
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