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Der kleine Erziehungsberater

Titel: Der kleine Erziehungsberater
Autoren: Axel Hacke
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Grund haben, das. Der Höchste Rat kann in die Zukunft blicken – wir nicht. Sie nicht und ich nicht.«
    »Geben Sie wenigstens Marie noch etwas Popcorn«, flüsterte ich.
    »Es ist gegen die Vorschrift«, sagte der Zaub’rer. »Nur drei Wünsche jeden Sonntag.«
    »Marie, er will dir kein Popcorn geben«, sagte ich. Sie schrie laut. Rasch blickte der Zaub’rer Lilalü nach hinten, erst über seine rechte Schulter, dann über die linke. Hastig kletterte er wieder aufs Dach seines Wagens und holte weißes Cumulus-Popcorn. »Hier«, sagte er, »aber verratet mich nicht.«
    »Also muss es jetzt sein?«, fragte ich.
    »Es muss«, sagte Lilalü, seufzte wieder und wiederholte: »Es muss.«
    »Dann schnell«, flüsterte ich, nahm Antje an der Hand, schob sie ins Auto, hob die Kinder neben sie auf die Rückbank und setzte mich selbst auf den Beifahrersitz. Der Zaub’rer Lilalü nahm hinter dem Lenkrad Platz, fasste es vorschriftsmäßig mit beiden Händen an und sagte fest:

    »Li La Lü
    und Hi und Ha und Hü.«

    Langsam begannen wir, unsichtbar zu werden. Es ist ein ganz und gar merkwürdiges, aber sehr schönes Gefühl, wenn man unsichtbar wird: Zuerst kribbelt es ein bisschen auf der Haut, dann streicht ein leiser Wind über die Wangen, und man fühlt sich, als küsse einem die Fee Zarabzadeh aufs Ohrläppchen.
    Draußen standen viele Leute. Sie schauten uns an, und einer rief. »Gibt es Sie wirklich? Haben Sie wirklich drei kleine Kinder?«
    Ich wollte antworten, aber da hatten die Leute auf einmal runde Münder, und ihre Augen waren weit. Wir fanden uns plötzlich in der letzten Reihe
     hinter ihnen wieder und guckten nach vorne, aber da war nichts mehr. Ich hatte Marie auf dem Arm und Anne an der Hand, und Max klammerte sich an Antjes
     Hosenbein, denn ihm war noch schwindlig von alledem. »Was ist dort?«, fragte er. »Nichts, Max«, sagte ich, »gar nichts.« Murmelnd drehten sich die
     Menschen um und gingen langsam weg, vorbei, ohne uns zu beachten. Wir gingen mit, eine kleine Familie, aufgelöst in Luft.

Inhalt
    Erste Vorbemerkung    5
    Zweite Vorbemerkung    7
    Holmsen    8
    Gute Nacht    10
    Nervensache    12
    Am Familientisch    15
    »Du kennst mich nicht!«    17
    Ursuppe aus Legosteinen    18
    Alles vergeblich    20
    Liebesspiele    22
    Das UFO-Kid    25
    Babysitter    27
    Kostverächter    30
    Limonade literweise    32
    Die Kunst der Lyrik    34
    Loslassen, gefälligst!    36
    Schnullereien    39
    Hexenkummer    41
    Heißer Draht    44
    Sprachgewalt    48
    Entwicklungshilfe    51
    Allerhand Gewürm    53
    Urlaubsreisen    55
    Ekelschleim    58
    Genesis    60
    Karius & Baktus    62
    Tödliche Doris    64
    Bittere Semmeln    67
    Affe tot    70
    Sieben Geld    74
    Schöne Tage    76
    Autoritätsverluste    78
    Meakuhkuh    80
    Kriegstreiber    82
    Liebesbriefe    85
    Aufgelöst    88
    Vollständige eBook-Ausgabe der im Verlag Antje Kunstmann erschienenen Buchausgabe

    © Verlag Antje Kunstmann GmbH, München 2006
    Litho: Reproline Genceller, München
    Datenkonvertierung eBook: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

    ISBN: 978-3-88897-615-5
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