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Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Titel: Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
Autoren: Carin Bartosch Edström
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auf der Rückseite zu erkennen war. Bei der Personenkennziffer verschrieb sie sich dreimal und überschrieb sie, bis das Papier ein Loch hatte.
    Sie zog ihr Handy aus der Tasche, wurde jedoch sofort vom Anmeldeschalter aus zurechtgewiesen. Caroline schaute hoch und sah, dass die Krankenschwester auf ein Schild mit einem durchgestrichenen Handy zeigte.
    »Ich gehe nach draußen und telefoniere«, sagte sie zu Louise. »Kannst du solange auf mein Cello aufpassen?«
    »Soll ich mich jetzt auch noch um deine Sachen kümmern? Soll ich es etwa ins Untersuchungszimmer mitnehmen?«
    Caroline nahm kopfschüttelnd ihren Cellokasten in die Hand.
    »Lass es stehen!«, protestierte Louise. »Es wird schon nicht geklaut. Geh du nur telefonieren.«
    Caroline drehte sich um und ging mit raschen Schritten davon. Das Formular warf sie nonchalant auf den Schalter.
    Mit dem Handy am Ohr stand Caroline an der Glaswand, betrachtete Louise und fühlte sich plötzlich ausgesprochen müde. Dort saß ihre Freundin mit ihrem angestrengt erhobenen Arm, schwach und kläglich. Die Verschiebung der Machtverhältnisse verärgerte sie nicht nur, sie widerte sie geradezu an.
    Louise war so in ihre Gedanken versunken, dass sie die Rückkehr Carolines erst bemerkte, als deren hochgewachsene Gestalt einen Schatten auf ihr Gesicht warf.
    »Hast du sie erreicht?«
    »Ja«, antwortete Caroline. »Sie will sich mit einem Chirurgie-Professor in Verbindung setzen. Er kommt, so schnell er kann, hierher.«
    »Ich erwarte wirklich, dass Helena diese Angelegenheit regelt. Hier bleibt man sonst eine Ewigkeit sitzen, ohne dass jemand auch nur einen Finger rührt. Das schwedische Gesundheitswesen ist wirklich das Letzte!«
    Louise kniff die Augen fest zu. Sie hatte Angst. Dabei hatte sie sonst nie Angst. Diese unerwartete Schwäche übermannte sie für den Moment. Dennoch war es ihr möglich, die Lage von außen zu betrachten und zu dem Schluss zu kommen, dass es sich um einen vorübergehenden Zustand handeln würde, sofern sie sich zusammennahm. Es beruhigte sie etwas, dass sie bei allem Aufruhr immer noch so viel Selbstkontrolle besaß. Denn etwas Schlimmeres war ihr noch nie zugestoßen. Nicht, dass sie ein sorgloses Leben gehabt hätte, sie hatte ganz im Gegenteil mit vielen Kümmernissen fertigwerden müssen, sowohl beruflicher als auch privater Natur, da sie das einzige Kind fordernder Eltern war. Aber für die ernsten Probleme, mit denen sie sich bislang konfrontiert gesehen hatte, hatte es immer praktisch durchführbare Lösungen gegeben. Ihre ererbte Rationalität und ihr selbstverständliches Durchsetzungsvermögen waren ihr dabei eine Hilfe gewesen, sie hatte die Probleme analysiert, war sie angegangen und hatte sie hinter sich gelassen. Dieses Mal war es anders. Die Jahre des Strebens und der Entbehrungen, ihre gesamte berufliche Identität standen mit zwei gebrochenen Fingern plötzlich auf dem Spiel.
    »Caro, was soll ich nur tun?« Die Worte kamen ihr ungewollt über die Lippen, aber sie hatte nicht die Kraft, sich Sorgen darüber zu machen, dass sie ihr Innerstes preisgab. Sie hatte Caroline an ihrer Seite, Caroline würde ihr die Kraft geben. »Stell dir vor, wenn ich jetzt auf der Geige nie mehr einen Ton treffe! Mein Gott, Caroline, ich wage es nicht einmal, mir das auszumalen.«
    Caroline hatte ihre Haydn-Noten hervorgesucht und ging ihre Solopartie durch. Der erhöhte Adrenalinspiegel, den das extreme Auf und Ab des Tages mit sich gebracht hatte, senkte sich wieder. Stattdessen erwachte die Nervosität vor der bevorstehenden Konzerttournee. Ihre Hände bewegten sich und deuteten Striche und Läufe an, um sich in die Musik hineinzudenken. Sie war so konzentriert, dass sie gar nicht hörte, wie Louise mit ihr sprach.
    »Hallo!«, sagte Louise mit etwas lauterer Stimme, um zu ihr durchzudringen.
    »Bitte?«, sagte Caroline und schielte rasch zu Louise hinüber. »Lass die Hand röntgen und sieh zu, dass du wieder gesund wirst«, murmelte sie zerstreut und schaute dann wieder auf die Noten. »Eins nach dem anderen.«
    Das war mitfühlend gemeint, aber Louise brauste sofort auf: »Meine Liebe, du bist vielleicht naiv! Du glaubst also, dass sich alles von alleine regelt? Ich rackere mich rund um die Uhr ab, um die Rechnungen zu bezahlen, und dann klemme ich mir die Hand in einer verdammten Tür, und das Kartenhaus fällt in sich zusammen.«
    »Deswegen brauchst du aber nicht auf mich wütend zu werden.«
    »Hat Helena gesagt, wann dieser Arzt
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