Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Titel: Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
Autoren: Carin Bartosch Edström
Vom Netzwerk:
in Hamburg gewesen war, hatte sie ein Zimmer direkt über der Hotelbar bekommen und die ganze Nacht vor dem Konzert nicht schlafen können. Warum war ihre Karriere plötzlich so rasend wichtig? Louise würde in ihrem Goldlamékleid dastehen und glänzen, während sie selbst sich vor dem Fernseher mit Schokolade vollstopfte und ihr Bauch immer runder wurde. Alles würde anschwellen, Finger und Füße, ihr Gesicht würde fett und aufgedunsen sein … unbeweglich und hilflos, und das nur wegen eines Babys, das sie von innen sprengte.
    Ein leichter Schmerz machte sich in ihrem Hinterkopf bemerkbar. Sie stolperte zum Ausgang, weil sie frische Luft brauchte. Ihre Absätze lärmten auf dem Fußboden, und dieses Geräusch verstärkte ihre Verärgerung noch. Ihr Gesichtsfeld verengte sich plötzlich, und sie sah blitzende Ringe. Ihr Blutdruck stieg. Caroline beschleunigte ihre Schritte, um nach draußen zu kommen, ein Luftzug schlug ihr entgegen, als sie durch die Eingangstür rannte. Der Sauerstoffschock ließ sie schwanken. Sie klammerte sich an einer Säule fest, um nicht umzufallen.
    Verdammt, verdammt, verdammt … Zwei Wachleute, die an ihr vorbeigingen, warfen ihr einen seltsamen Blick zu, und sie begriff, dass sie die Worte nicht nur gedacht, sondern laut ausgesprochen hatte.
    Ihr Handy klingelte, und sie zerrte es aus ihrer Tasche. Helena. Aber ihre Schwester konnte noch gar nichts sagen, da schrie Caroline bereits vollkommen außer sich: »Du musst mir helfen, Helena! Du musst! Ich schaffe das nicht. Versprich, dass du mir hilfst!«
    »Meine Kleine, was ist denn jetzt schon wieder passiert?«
    »Und jetzt soll auch noch dieser verdammte Raoul kommen und anstelle von Louise die CD aufnehmen!«
    Schwester Majken klopfte energisch an die Tür und riss sie auf, ohne eine Antwort abzuwarten.
    »Jetzt müssen Sie sich wirklich um den nächsten Patienten kümmern. Wir haben keinen einzigen freien Platz im Wartezimmer, und die ganze Zeit kommen mehr Leute.«
    »Sie können hier nicht einfach ohne Erlaubnis reinstiefeln!«
    Der Krankenschwester stieg eine intensive Röte ins Gesicht. Sie schob ihr Kinn auf die Brust, wobei sich ihr kurz geschnittenes graues Haar im Nacken sträubte. Sie fing sich jedoch rasch wieder.
    »W ie reden Sie mit mir? Wir müssen beide unsere Arbeit machen, und ich kann das nicht, wenn Sie nicht mitspielen.«
    Dann knallte sie die Tür hinter sich zu.
    Helena sank in sich zusammen. Zitternd strich sie sich über die Augen und rang nach Luft. Sie atmete langsam tief durch, um sich zu beruhigen. Aber mit jedem Atemzug erbebte ihr Brustkorb heftiger, bis sie vor Wut nur so geschüttelt wurde. Sie schlug mit der Hand so fest auf den Tisch, dass die Tasse mit den Stiften umfiel. Ihr Unterarm fegte einen Stapel Papiere auf den Boden.
    Alle Kraft war nun verpufft. Das Telefonat mit Caroline hallte im Kopf wider. Sie war überrumpelt worden und auf alle ihre Forderungen eingegangen, ohne sich darüber Gedanken zu machen, in welch gefährliche Lage sie sich selbst dadurch versetzte. Und jetzt gab es kein Zurück mehr. Das war typisch Caroline. Keine Hemmungen. Immer gelang es ihr, ohne Rücksicht auf ihre psychische Gesundheit die irrsten Sachen durchzusetzen.
    Widerwillig wandte sich Helena ihrem Computer zu und loggte ein, um ein E-Rezept einzugeben. Es gab eine lange Liste mit Arzneimitteln, die sie genau durchgehen musste. Sie sah sich Dosierung und Nebenwirkungen an. Gewisse Tabletten kannte sie. Voltaren und Dexofen hatte sie schon oft verschrieben. Bei Cytotec handelte es sich um ein Mittel gegen Magengeschwüre, das in der Klinik oft verwendet wurde. Andere Medikamente waren ihr vollkommen unbekannt. Wenn sie daran dachte, was für einen Medikamentencocktail Caroline normalerweise schluckte, war die Gefahr gefährlicher Wechselwirkungen groß. Als sie Carolines Personenkennziffer eingeben wollte, klopfte es erneut an der Tür. Sie zuckte zusammen und klickte die Seite rasch weg.
    »Helena?« Es war der Chefarzt.
    Schwester Majken hat also gepetzt, dachte Helena und versuchte, sich eine Antwort zurechtzulegen. Ihre Gedanken strebten in verschiedenste Richtungen, während sie sich das Haar richtete und die Lippen nachzog. Dann erst erhob sie sich, um die Tür zu öffnen. Vor der Tür stand ein überarbeiteter Mann Anfang sechzig im weißen Kittel mit einem schiefen Namensschild. Aus seiner Brusttasche schauten nachlässig zusammengefaltete Computerausdrucke, ein Rezeptblock, Stifte und ein Piepser
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher