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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller
Autoren: Daniel Dersch
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von der gegenüberliegenden Wand entfernt steht. Vielleicht sogar noch mehr. Bestimmt sogar.“
    „ Und das bedeutet?“
    „ Sehen Sie sich um, Mr. Bonfield. Dieser Teil des Kellers ist nur halb so breit wie die Küche und diese Wand da drüben“, sagte Wilcox und zeigte zu der Ziegelmauer zu seiner Linken, „ist erst nachträglich hier unten eingezogen worden. Man erkennt das daran, dass die Ziegel heller sind, als die der Außenwände des Kellers. Außerdem handelt es sich dabei um längliche rote Ziegel, während die Außenwände aus quadratischen Steinziegeln bestehen.“
    „ Ich verstehe“, sagte Roger und starrte das Ziegelkarree an, das tatsächlich neuer aussah als der Rest der Kellermauern. Bis zu diesem Zeitpunkt war ihm das gar nicht aufgefallen.
    „ Sie meinen also, dass das Wasser auf die andere Seite der Wand sickert?“
    „ Richtig“, sagte Wilcox, „das Wasser sickert auf die andere Seite und von hier aus kann ich nicht beurteilen, ob Ihnen dadurch ein Schaden entsteht.“
    „ Was schlagen Sie also vor?“, fragte Roger und verschränkte die Arme vor der Brust.
    „ Naja, ich würde vorschlagen, dass wir die Wand einfach aufbrechen und ich einen Blick auf die Bodenplatte werfe.“
    „ Eine andere Möglichkeit gibt es nicht?“, fragte Roger.
    „ Aber natürlich“, sagte Wilcox, „die andere Möglichkeit wäre die, dass ich oben in der Küche alles aufreiße. Mit alles meine ich auch wirklich alles: Die Fliesen, den Estrich und einen Teil der Bodenplatte. Aber das wieder zu richten würde Sie gut und gerne das Zehnfache kosten. Hier unten müsste ich ja nur die Wand mit einem Vorschlaghammer durchbrechen. Das ist zwar eine Mordsarbeit, fällt aber viel günstiger für Sie aus.“
    „ Warum wurde diese Wand überhaupt eingezogen, Mr. Wilcox? Es kann sich ja unmöglich um ein tragendes Element handeln, wenn sie erst im später errichtet wurde.“
    „ Das kann viele Gründe haben. Vielleicht befand sich hier einmal ein Heizkessel, der einfach eingemauert wurde. Das ist einfacher als diese sperrigen Dinger auseinanderzubauen, um sie aus dem Keller zu schaffen. Vielleicht war hier aber auch eine feuchte Stelle, die dadurch abgeschottet wurde. Jedenfalls befindet sich dieses Haus auf einer Anhöhe und das Grundwasser sollte hier kein Problem darstellen. “
    „ Gut, dann hätte ich noch eine Frage Mr. Wilcox“, sagte Roger.
    „ Sie brauchen sich nicht die Mühe zu machen. Diese eine Frage wird mir jeden Tag mindestens dreimal gestellt“, unterbrach ihn Wilcox.
    „ Also, dann schießen sie los.“
    „ Ich kann noch heute fertig sein. Dafür müsste ich zwei andere Kunden auf morgen vertrösten. Die Kosten würden sich auf ungefähr 150 Dollar belaufen. Auch das ist natürlich ein Freundschaftspreis.“
    „ Gut“, sagte Roger, „dann tun Sie alles was nötig ist, Mr. Wilcox. Ich muss jetzt ins Büro aber ich lasse Ihnen den Hausschlüssel auf der Küchenanrichte.“
    „ Gut“, sagte Wilcox und folgte Roger wieder zurück in die Küche.
    Roger zog sich um, hinterließ dem Klempner den Hausschlüssel und fuhr zur Arbeit. Damit war für ihn die Sache mit dem Wasserrohrbruch so gut wie aus der Welt geschafft. Doch die Probleme fingen in diesem Augenblick gerade erst an.

7.

    Roger hatte in seiner Mittagspause mit Linda telefoniert und ihr gesagt, dass sie nicht erschrecken sollte falls sie nach der Arbeit ein Poltern im Keller hörte. Dann hatte er sich wieder in seine Arbeit vertieft und darüber die Zeit vergessen. So kam es, dass er an diesem Tag erst gegen sechs Uhr abends das Büro verließ, das er sich mit zwei anderen Anwälten teilte.
    Als er den Wagen in Auffahrt lenkte fiel ihm als erstes auf, das Wilcox noch immer in seinem Keller beschäftigt sein musste. Der blaue Lieferwagen stand immer noch in der Einfahrt. Roger stieg aus dem Wagen und betrat die Veranda. Die Türe zum Haus stand offen und Chico war der einzige, der ihn an diesem Tag begrüßte. Im Inneren des Hauses war es dunkel.
    „ Hallo, jemand zu hause?“, fragte Roger und schubste den Hund sanft mit seinem Schuh zur Seite.
    „ Hallo Liebling“, erklang Lindas Stimme aus der Küche, „ich mache gerade Essen.“
    Roger hängte seinen Mantel an den Kleiderhaken neben der Türe und ging in die Küche. Linda gab ihm einen Kuss und machte sich dann weiter daran Kartoffeln zu schälen. Roger setzte sich auf einen der Barhocker und lockerte seine Krawatte so weit, bis sie ihm wie ein loser Henkersstrick um den Hals
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