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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller
Autoren: Daniel Dersch
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und dem Klempner hin und her.
    „ Das bedeutet, dass das Wasser irgendwo hinsickert. Der Boden in der Küche ist gefliest und bei einem so alten Haus bekommen die Fliesen hin und wieder einige Risse, in die das Wasser einsickert.“
    „ Und wo sickert es hin“, fragte Roger, „ etwa in den Keller?“
    „ Ja, Mr. Bonfield – in den Keller.“
    „ Was müssen wir in diesem Fall unternehmen?“
    „ Ich will ehrlich zu Ihnen sein“, sagte Wilcox, „ich könnte Ihnen jetzt vorschlagen die Fliesen neu zu dichten und im Keller eine Drainage zu legen, damit das Wasser abfließen kann. Ich könnte mit der Arbeit sicher drei Tage zubringen und Ihnen eine Rechnung über Tausend Dollar ausstellen wenn ich mir ein bisschen Zeit dabei lasse, sobald Sie nicht da sind, um mir über die Schulter zu schauen.“
    Er machte eine kurze Pause und schnippte die Asche seiner Zigarette in die Spüle.
    „ Aber wenn Sie mich fragen ob das wirklich nötig ist, dann muss ich sagen, dass das Wasser im Keller ohnehin in den Boden sickert. Diese alten Häuser haben einen festgetretenen Boden aus Erdreich. Lassen Sie einfach das Kellerfenster ein paar Tage offen um zu verhindern, dass sich die Feuchtigkeit im Mauerwerk festsetzt. Ansonsten aber würde ich es dabei belassen nur das Rohr zu dichten.“
    „ Ich muss Ihnen danken“, sagte Roger und reichte Wilcox die Hand, „aber ich verstehe Sie nicht ganz, Mr. Wilcox. Worin liegt dann das Problem?“
    „ Naja, Mr. Bonfield“, sagte Wilcox und strich sich erneut mit der Hand durch die Haare, „ich weiß nicht in welchem Zustand die Bodenplatte ist auf der wir gerade stehen. Es könnte sein, dass das Wasser mehr Schaden anrichtet als uns lieb ist.“
    „ Was schlagen Sie also vor?“, fragte Roger und schaute auf die langsam versiegende Pfütze unter seinen Füßen, so als versuchte er zu erkennen, ob das Wasser bereits Schaden angerichtet hatte. Die Freude über das bisschen Sand im Getriebe wich der Vorahnung, dass vielleicht eine größere Investition anstand. Die Familie Bonfield zahlte gerade einen Kredit zurück und eine größere Investition war so ziemlich das letzte was auf ihrer Wunschliste an den Weihnachtsmann stand.
    „ Wir gehen zusammen in den Keller, Mr. Bonfield“, sagte Wilcox, „und ich überprüfe mit Ihnen die Bodenplatte von der Unterseite, damit auch Sie sich von deren Zustand überzeugen können.“
    „ Gut“, sagte Linda, „wir müssen jetzt los. Ich melde mich in der Pause bei dir Schatz. Verabschiede dich von deinem Daddy.“
    „ Tschüs Daddy“, sagte Sam und verschwand im Flur. Chico blickte zwischen Linda und Roger hin und her und verschwand dann ebenfalls Richtung Ausgang.
    „ Bis später Schatz“, sagte Roger und gab Linda einen Abschiedskuss. Im Gang war ein kurzes Kläffen zu hören bevor die Haustüre zuschlug. Kurz darauf verschwand das Motorengeräusch des alten Volvo in der Morgenluft.
    „ Also, dann lassen Sie uns in den Keller schauen“, sagte Roger und öffnete die Kellertüre, die nur angelehnt gewesen war.
    „ Nach Ihnen“, erwiderte Wilcox und die beiden Männer verschwanden im Keller.

6.

    „ Komisch“, sagte Wilcox, nachdem er sich umgesehen hatte. Roger stand die ganze Zeit über hinter ihm und wiegte sich von einem Bein aufs andere. Er war nervös und hatte insgeheim Angst davor, dass die Bodenplatte erneuert werden musste. So etwas war nicht nur verdammt teuer, dachte er, sondern auch mit einem beträchtlichen Aufwand verbunden.
    „ Was ist denn so komisch, Mr. Wilcox?“, fragte Roger.
    „ Als ich in die Küche kam, stand mir das Wasser bis zu den Knöcheln.“
    „ Das sagten Sie bereits“, unterbrach ihn Roger.
    „ Jedenfalls“, fuhr Wilcox fort, „müsste hier ein ganzer Haufen Wasser durch die Decke gesickert sein. Ich schätze mindestens drei Kubikmeter.“
    „ Und?“
    „ Naja, sehen Sie doch selbst. Die Decke ist staubtrocken, so als sei nichts gewesen.“
    „ Was bedeutet das?“
    „ Das bedeutet entweder, dass sich das Wasser in Luft aufgelöst hat oder…“
    „ Oder?“, unterbrach Roger.
    „ Oder, dass ich mich hier ganz gewaltig irre. Ich tippe eher auf die zweite Möglichkeit.“
    „ Und wie kommen Sie darauf?“, fragte Roger starrte in die blauen Augen des Klempners, die im dunklen Keller eine gräuliche Nuance angenommen hatten.
    „ Sehen Sie doch selbst, Mr. Bonfield“, sagte Wilcox, „Ihre Küche ist ein wirklich großer Raum. Ich würde sagen, dass die Anrichte mindestens vier Meter
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