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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller
Autoren: Daniel Dersch
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wieder vorbei und erledigt den Rest. Vielleicht ist ja irgendetwas passiert.“
    „ Das hoffe ich wirklich sehr.“
    „ Dass etwas passiert ist?“
    „ Nein, dass er morgen wieder kommt und die Arbeit erledigt.“
    „ Wirst schon sehen, Liebling“, sagte Linda, „es kommt alles wieder in Ordnung. Und jetzt ab an den Tisch, es gibt Essen.“
    Roger nahm Sam auf den Arm und trug ihn zum Esst isch. Währenddessen entkorkte Linda ein Flasche Rotwein und setzte sich ebenfalls an den Tisch.
    „ Liebling“, sagte Roger nachdem er einen Schluck vom Wein genommen hatte, „wir haben da noch ein Problem mit dem Keller.“
    „ Nnnn-och einnn-s?“, fragte Linda mit halbvollem Mund.
    „ Ja“, sagte Roger, „ich glaube wir haben da unten Ratten. Ich habe es rascheln gehört als ich unten war. Ich werde morgen Fallen und Gift besorgen.“
    Linda schaute ihn nur mit großen Augen und halboffenen Mund an, ohne etwas zu sagen. Beim Gedanken an Ratten zog sich alles in ihr zusammen, wie eine Ziehharmonika.
    „ Achte einfach darauf“, sagte Roger, „dass die Kellertüre vorerst immer zu bleibt, damit sich das Problem nicht auch auf das Haus ausbreitet.“
    „ Mein Freud Jimmy Rogers hat eine Ratte als Haustier“, sagte Sam und nahm einen großen Schluck von seinem Saft, „das ist nicht so schlimm Daddy. Sie heißt Pinky, ist ganz lieb und hat rote Augen.“
    Linda und Roger schauten sich einen Augeblick lang sprachlos an, bevor sie beide losprusteten. Sam schaute abwechselnd zwischen seinen Eltern hin und her bevor er selbst in das Lachen einstimmte, ohne zu wissen worum es ging.

8.

    Roger brachte seinen Sohn gegen halb neun ins Bett. Danach machten er und Linda es sich vor dem Fernseher gemütlich. Die Weinflasche, die zum Abendessen entkorkt worden war, neigte sich bald dem Ende und machte das junge Ehepaar schläfrig. Gegen halb elf schleppten sich die Eheleute ins Schlafzimmer und schliefen fast augenblicklich ein.
    Eine Stunde später erwachte Roger aus seinem tiefen Schlaf. Er starrte einige Augenblicke in die völlige Dunkelheit des Schlafzimmers und war nicht sicher, ob er wach war oder noch schlief. Dann hörte er ein Poltern, das aus dem Untergeschoss kam und gleich darauf erstarb. Im gleichen Moment war er hellwach und die Geräusche der Umwelt gingen unter in dem schnellen gleichmäßigen Pochen seines Herzen in seinen Ohren.
    Das Geräusch im Haus hatte sich angehört, als ob ein Grabstein umgefallen wäre. Das war der einzige Vergleich, der Roger in den Sinn kam, als er sich allmählich wieder beruhigte und in die stille der Nacht lauschte. Er konnte nichts hören außer den üblichen Geräuschen, die ein altes Haus nachts machte: Das Klappern der alten Dachschindeln im Wind, das Ächzen der Balken im Dachgestühl, das Blubbern des Boilers im Bad. Es dauerte keine fünf Minuten, bis ihn diese eintönige Melodie wieder in den Schlaf wiegte. Er war gerade im Niemandsland zwischen Wachen und Schlafen, als das Geräusch aus dem Untergeschoss erneut erklang und ihn wieder aufschreckte. Diesmal war es lauter gewesen und danach war ein Schlurfen zu hören gewesen. Dann herrschte wieder absolute Stille im Haus.
    „ Hast du das auch gehört?“, fragte Linda aus der Dunkelheit und erschreckte Roger. Es hatte nur wenig gefehlt und er hätte vor Schreck aufgeschrieen. Stattdessen biss er die Zähne aufeinander und wartete, dass der Schrei in seiner Kehle versiegte. Erst dann konnte er antworten.
    „ Ja“, sagte Roger mit dünner Stimme, „das war schon das zweite Mal. Irgendetwas geht da unten vor.“
    „ Kann das Chico sein“, fragte Linda und richtete sich im Bett auf.
    „ Nein“, sagte Roger und knipste die Nachttischlampe zu seiner Linken an, „Chico ist im Kinderzimmer mit Sam. Die Türe ist zu. Er kann da unmöglich raus gekommen sein.“
    „ Was war das denn sonst? Etwa Einbrecher? Oh mein Gott Roger, ruf die Polizei.“
    „ Ich glaube nicht, dass es Einbrecher sind, Schatz. Ich glaube das sind die Ratten aus dem Keller. Vielleicht haben sie einige der schweren Umzugskartons aus dem Keller umgeworfen. Ganz bestimmt sogar.“
    Wie ein Grabstein, der umgefallen war. Ein Grabstein.
    „ Ratten? Seit wann sind Ratten so laut Liebling“, fragte Linda. Roger konnte Sorge in ihrer Stimme deutlich hören.
    „ Keine Angst, Lin. Ratten können unglaublich laut sein wenn sie unbesorgt sind. Das Haus ist lange leer gestanden und jetzt da es nachts wieder etwas kälter geworden ist, sind sie eben wieder in
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