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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller
Autoren: Daniel Dersch
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Geräuschen in der Nacht zu urteilen, mussten die Ratten ein regelrechtes Fest im Keller gefeiert haben und nun war es wohl an der Zeit hinter den Biestern aufzuräumen. Roger hoffte nur, dass das Durcheinander nicht allzu groß war. Er konnte sich nur zu gut an den Umzug ins Haus erinnern und sein Rücken begann schon zu schmerzen wenn er einen Umzugskarton auch nur ansah. Außerdem konnte er sich weitaus bessere Dinge vorstellen, mit denen er seine Freizeit zubringen konnte, als den modrigen, feuchten Keller aufzuräumen. Sein Roman war gerade an einem Schlüsselpunkt angelangt, so wie es bei unerfahrenen Schriftstellern oft der Fall war. Aber Roger freute sich dennoch darauf weiter zu schreiben und bis zum Frühling mit der Rohfassung fertig zu werden. Doch er konnte es drehen und wenden wie er wollte, es half nichts. Er musste sich das Durcheinander ansehen.
    Er stand von seinem Hocker auf und gleichzeitig erhob sich auch Chico auf die Beine, so als habe er die ganze Zeit über nur darauf gewartet, dass Roger einen Blick in Keller warf. Er folgte Roger die wenigen Schritte bis zur Kellertüre und blieb dann hinter ihm stehen. Er spähte zwischen seinen Beinen hindurch und neigte konzentriert den Kopf zur Seite.
    Roger machte die Kellertüre auf und schaute sich das Szenario aus sicherer Entfernung an. Heimlich hatte er befürchtet, dass er dort unten womöglich ein ganzes Rudel Ratten dabei erwischen würde, wie es die Umzugskisten durchwühlte und sich über alles hermachte, was nicht niet- und nagelfest war. Doch bereits nach dem ersten Blick merkte er, dass alles in Ordnung war. Eine der Umzugskisten im hinteren Teil des Kellers war umgefallen und ihren gesamten Inhalt über den Kellerboden verstreut. Auf dem ganzen Kellerboden lagen bunte Christbaumkugeln verteilt, die in der Dunkelheit funkelten. Roger war sich sicher, dass es sich dabei um das Werk der nächtlichen Besucher handelte.
    Ansonsten war alles bestens, dachte Roger. Seine Sinne hatten ihm in der Nacht einen Streich gespielt. Er kannte das schon seit seiner Kindheit: Selbst der kleinste Furz klingt in einem stillen Haus wie ein Erdbeben. Chico trat neben ihn und warf ebenfalls einen Blick die Kellertreppe hinab. Er musterte den dunklen Raum so präzise wie ein Rettungsflieger die Stelle, an der ein Kreuzfahrtschiff gesunken war. Schließlich blieb sein Blick auf dem Loch in der Wand kleben. Im gleichen Moment legte er die Ohren an. Seine Nackenhaare sträubten sich und Roger konnte ein gutturales Knurren hören, das er bei einem so kleinen Hund nicht für möglich gehalten hatte. Es klang tief und bedrohlich und erinnerte an einen alten Rasenmäher. Roger ahnte, dass der Hund die Ratten bemerkt hatte. Ganz egal ob sie sich versteckt hatten oder in irgendeinem Winkel schliefen, dachte er, die feinen Sinne des Hundes mussten sie dennoch bemerkt haben. Erst als Roger die Türe schloss, beruhigte sich Chico wieder und kehrte mit ihm in die Küche zurück. Er legte sich wieder auf den gefliesten Küchenboden und behielt die Kellertüre im Auge.
    Roger setzte wieder auf seinen Hocker und nahm einen Schluck von seinem Kaffee, der inzwischen kalt geworden war. Während er auf das Frühstück wartete, entschloss er sich dazu in seiner Mittagspause in Olsen’s Heimwerkerladen Rattengift und Fallen zu besorgen.
    Als er wenig später in die Einfahrt hinaustrat, merkte er, das Wilcox Firmanwagen, immer vor seinem Haus parkte.

10

    „ Ich habe gehört, dass man mit Gift nicht viel gegen Ratten ausrichten kann“, sagte Roger und schaute in die reglosen Augen von Frank Olsen, dem Besitzer des einzigen Heimwerkerladens in ganz Rockwell.
    „ Wo haben Sie denn das gehört Mister?“, fragte Olsen und rückte das Schild seiner Truckermütze zurecht. Er hatte das untersetzte Äußere eines Mannes, der hin und wieder gerne zu tief ins Glas schaute. Nase und Wangen waren gerötet und die Augen lagen tief im Schädel und starrten Roger an, wie aus einem Brunnenschacht.
    „ Ich glaube das war im Discovery-Channell“, sagte Roger und verschränkte die Arme vor der Brust, „die haben gesagt, dass Ratten sehr soziale Tiere sind, die instinktiv immer darauf achten welches der Tiere was frisst.“
    „ Und?“, fragte Olson und kratzte sich mit seinen dicken Fingern am Hals. Er tat dies mit einer Behäbigkeit eines Mannes, der gerade aus einem Mittagsschläfchen erwacht war.
    Oder ein Bär, der aus dem Winterschlaf erwacht war, dachte Roger und fuhr mit seiner
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