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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller
Autoren: Daniel Dersch
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Wohnzimmer mit dem Kamin, die vier Schlafzimmer im Obergeschoss und den Dachboden, der mit ein bisschen Aufwand in einen riesigen Hobbyraum umgebaut werden konnte.
    Vielleicht konnte auch der Keller ausgebaut werden, dachte er sich als er eines Tages eine Kiste Bier in dem modrigen Untergeschoss verstaute. Sofort begann er sich in Gedanken auszumalen, wie sich wohl ein Billardtisch dort unten machen würde. Er maß den dunklen Raum mit den Augen und stellte sich vor wo er den Tisch hinstellen würde. Nachdem er den perfekten Platz gefunden hatte, stellte er sich vor, wie der Raum mit einem ordentlichen Anstrich und einer bequemen Ledercouch aussehen würde.
    Es waren die Gedanken eines Mannes Mitte Dreißig, der zwar mit beiden Beinen fest im Leben stand, sich aber dennoch einen Funken seiner kindlichen Fantasie bewahrt hatte. Linda half ihm natürlich dabei. Sie liebte ihn sehr und setzte ihm nicht unnötig Zügel an. Aber auch sein vierjähriger Sohn Sam hielt ihn ordentlich auf Trab und sorgte dafür, dass er nicht vorzeitig alterte.
    „ Ein Billardtisch, eine Couch und vielleicht eine kleine Bar“, sagte er sich, bevor er das Licht ausknipste und die Kellertür hinter sich schloss.
    Es hatte zwar noch alles seine Zeit aber es war immer von Vorteil sich die Möglichkeiten vor Augen zu halten, die sich einem im Leben boten. Roger wusste, dass es sich mit derartigen Möglichkeiten oftmals verhielt, wie mit einem Fischmarkt im Sommer: Mann musste schnell zugreifen, bevor alles anfing gewaltig zu stinken.

3.

    Die Bonfields verbrachten einen wunderbaren Sommer in ihrem neuen Haus. Sie machten all das, von dem sie früher nur träumen konnten, als sie noch in einem Zweizimmer-Appartement in Bangor wohnten:
    Sie frühstückten auf der Terrasse, luden ihre neuen Freunde zum Barbecue ein, spielten im Garten Baseball und gingen abends im Kiefernwald hinter dem Haus spazieren. Kurzum: Sie fühlten sich so frei und gelassen wie ein Einsiedlerkrebs, der in eine größere Schale übersiedelt war, die ihm genügend Platz und Freiraum bot um zu wachsen. Es war noch mehr. Sie konnten sich entfalten. Roger hatte wieder angefangen an seinem Roman aus dem College zu schreiben und Linda ging in ihrer Gartenarbeit voll auf. Der Vorgarten erstrahlte in den herrlichsten Farben und beinahe jede Woche blühten neue Blumen.
    Auch Sam war von dem neuen Heim im Grünen begeistert. Er konnte toben und spielen so viel er wollte. Er spielte auf dem Rasen, fuhr mit seinem Fahrrad die Auffahrt rauf und runter und ließ sich hin und wieder eine Limonade schmecken. Linda und Roger gefiel der Gedanke, dass das gesamte Anwesen eingezäunt und dass die nächste befahrene Straße eine gute Viertelmeile entfernt war. Beide wussten, dass auch die eindringlichsten Verbote der Neugier ihres Sohnes keine Grenzen setzen konnten. Gerade deswegen war es beruhigend, dass mehr zwischen Sam und der Schnellstraße war, als ein Schwall gut gemeinter Worte und nachdrücklicher Verbote.
    Einen Monat nachdem sie eingezogen waren, hatte Sam Geburtstag und Roger besorgte ihm in der Tierhandlung in Rockwell das wahrscheinlich beste Geschenk für einen fünfjährigen Jungen: Einen Promenadenmischling, den sie einvernehmlich Chico tauften. Den ganzen Tag über verbrachten Sam und Chico im Garten. Wenn es einmal doch regnete, dann machten die beiden das Haus unsicher. Freistehende Vasen waren in dieser Zeit genauso gefährdet wie auch Bilderrahmen und Vorhänge.
    Einige blaue Flecke und einen ausgeschlagenen Milchzahn später wich diese anfängliche Hektik einer Neuigkeit, die das Glück der Bonfields perfekt machte. Gegen Ende des Sommers überraschte Linda Roger mit der Nachricht, dass sie erneut schwanger sei. Sie machte keine große Sache daraus, sondern sagte es ihm als er gerade unter die Dusche steigen wollte. Zwischen Tür und Angel der Wahrnehmung streute sie ihre süßen Worte in den Raum, wie Puderzucker auf einen Kuchen.
    Rogers erster Gedanke war, dass sie nicht genügend Platz für ein weiteres Kind hätten. Dieser erste Zweifel wurde noch im gleichen Augenblick von dem Gefühl aufsteigender Freude fortgespült. Das Haus bot genügend Platz für ein weiteres Kind und nachdem sie gegen Ende des Sommers das erste Ultraschallbild ihres ungeborenen Kindes betrachteten, überkam Roger ein eigenartiges Gefühl: Er fühlte sich wie jemand, der lange nach dem letzten Stück eines Puzzles gesucht und es nun endlich gefunden hatte.
    Er lag an diesem Abend noch lange
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