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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller
Autoren: Daniel Dersch
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unter der Spüle beschäftigt war. Seine Stimme hatte daher einen dumpfen und metallischen Klang.
    „ Ja, das Wasser ist versiegt“, sagte Wilcox.
    „ Wissen Sie schon wo das Problem ist?“
    „ Ist der Papst katholisch, Mr. Bonfield?“, fragte Wilcox und trat kriechend den Rückweg an. Er stand auf, lehnte sich gegen die Anrichte und steckte sich eine Zigarette in den Mundwinkel.
    „ Darf ich“, fragte er
    „ Nur zu“, sagte Richard. Wilcox hielt ihm die offene Schachtel Pall Mall hin, doch Roger lehnte mit einem Kopfnicken ab. Er hatte sich das Rauchen vor zwei Jahren abgewöhnt und in diesem Moment eine zu rauchen käme der Idee gleich mit benzingetränkter Kleidung durch einen brennenden Reifen zu springen. Doch obwohl er gleich ablehnte und obwohl es schon so lange her war, dass er eine Zigarette geraucht hatte, konnte er immer noch die Stimme im Kopf hören, die ihm sagte….
    Komm schon, Roger alter Junge! Nur eine Zigarette! Nur einen Zug! BITTE!
    In der Zwischenzeit waren Linda und Sam an den Ort des Geschehens gekommen. Sie standen im Türbogen zwischen Küche und Wohnzimmer. Chico stand daneben und musterte ungläubig das nasse Durcheinander in der Küche. Er wagte es aber nicht ins Wasser zu steigen. Sein Schwanz wedelte durch die Luft wie der Pendel eines Metronoms.
    „ Also“, sagte Wilcox und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette, „das Rohr ist kaputt, aber das ist keine große Sache. Ich muss die Wand aufreißen und das Rohr ersetzen. Anschließend spachtle ich das Loch zu. Das sollte eigentlich reichen.“
    „ Bis wann können Sie es richten, Mr. Wilcox?“, fragte Roger.
    Wilcox legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Seine Augäpfel wanden sich unter den geschlossenen Lidern wie zwei Kätzchen unter einem Bettlaken. Gleichzeitig konnte Roger beinahe hören wie die Gedanken in seinem Kopf kreisten wie Murmeln in einer Porzellanschüssel.
    „ Ich kann es bis heute Abend reparieren“, sagte er automatisch, „vorausgesetzt, dass ich gleich losfahre und das Werkzeug hole. Ich muss in der Stadt noch zu zwei anderen Kunden bevor ich das hier erledigen kann. Aber spätestens heute Abend können Sie Ihre Spüle wieder benützen.“
    „ Und was kostet die Reparatur?“, fragte Linda aus dem Hintergrund. Sie hatte bereits ihren Mantel an und auch Sam trug seine Schultasche in der einen und sein Lunchpaket in der anderen Hand.
    Weil die Küche unter Wasser stand, bestand sein Mittagessen nur aus Obst und Keksen. Sam schien das aber nicht wirklich etwas auszumachen. Bisher war Roger der einzige gewesen, der sich mit Bademantel und gelben Regenstiefeln in die Küche gewagt hatte.
    „ Wie gesagt, Mrs. Bonfield“, sagte Wilcox, „das ist keine große Sache. Das Material berechne ich Ihnen nicht einmal, weil es sich dabei nur um kleines Stück Rohr handelt. Also bleibt nur noch meine Arbeit. Ich mache Ihnen einen Freundschaftspreis. Das ist sozusagen das Willkommensgeschenk an Sie.“
    Wieder legte er den Kopf in den Nacken. Diesmal jedoch ohne die Augen zu schließen.
    „ Sind fünfzig Dollar für Sie in Ordnung?“, fragte er und wirkte dabei etwas unsicher.
    „ Natürlich“, sagte Linda, „solange das alles nur schnell wieder in Ordnung kommt.“
    „ Wie gesagt“, sagte Wilcox mit einem Lächeln auf den Lippen, „bis heute Abend ist das mit dem Rohr in Ordnung. Morgen können Sie wieder in Ihrer Küche frühstücken.“
    „ Was machen wir mit dem Wasser, Mr. Wilcox?“. fragte Roger und stapfte mit seinen Gummistiefeln in der trüben Brühe unter seinen Füßen.
    „ Naja, Mr. Bonfield“, sagte Wilcox und fuhr sich mit der Hand durch Haare, „da wären wir beim nächsten Problem.“
    „ Was denn für ein Problem?“, fragte Linda und drückte Sam an ihre Hüfte.
    „ Sehen Sie Mrs. Bonfield. Als ich vor zwanzig Minuten hergekommen bin, stand mir das Wasser bis zu den Knöcheln. Anschließend habe ich Ihren Mann gebeten den Hauptwasserhahn zu schließen und was sehen Sie nun?“
    Linda und Roger schauten sich in der Küche um, ohne zu wissen, auf was Wilcox hinauswollte. Noch bevor sie erkannten, was der Klempner meinte, brach Sam als Erster damit heraus.
    „ Das Wasser sinkt, Daddy“, sagte er aufgebracht und wedelte mit den Armen, „das Wasser sinkt.“
    „ Richtig Junge“, sagte Wilcox, „das Wasser sinkt.“
    „ Was bedeutet das für uns?“, fragte Linda.
    „ Ja, was bedeutet das?“, fragte auch Roger und schaute abwechselnd zwischen seiner Ehefrau
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