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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller
Autoren: Daniel Dersch
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Erklärung fort:
    „ Naja, die Ratten merken sich dadurch, welche von ihnen die vergifteten Köder gegessen hat. Dadurch wirkt das Rattengift nicht, weil es die anderen Ratten vom Geruch her kennen und nicht mehr anrühren, verstehen Sie?“
    „ Natürlich Mister“, sagte Olsen völlig gleichgültig, „aber das wovon Sie reden ist Gift der letzten Generation. So etwas finden Sie vielleicht noch in einem Laden in Sibirien aber sicher nicht bei mir. Das heutige Gift ist viel effektiver.“
    „ Woran liegt das?“
    „ Sehen Sie. Dieses Gift, das sie gerade in der Hand halten ist besonders auf Ratten ausgelegt. Aber wenn Sie sich einmal das Kleingedruckte durchlesen, dann werden Sie schnell merken, dass es sich dabei nicht um Ködergift handelt.“
    „ Und das bedeutet?“
    „ Das bedeutet, dass es sich dabei um ein Haftgift handelt, das im Fell der Ratten kleben bleibt. Deswegen müssen Sie es an all die Winkel schmieren, von denen Sie vermuten, dass sich in ihnen Ratten aufhalten. Fugen, Ritzen, Löcher, Türrahmen – eben überall dort, wo es Ratten gelingen könnte ins Innere des Hauses zu gelangen.“
    Olson machte eine kurze Pause und Roger kam sich vor wie ein Dorftrottel, dem man versuchte eine komplizierte Gleichung zu erklären. Doch bevor er sich noch mehr Gedanken darüber machen konnte, fuhr Olson mit seiner Erklärung fort:
    „ Die Ratten laufen also durch den präparierten Winkel und das Gift bleibt in ihrem Fell kleben. Sie werden sich wundern wenn ich Ihnen sage, dass Ratte sehr reinliche Tiere sind. Wenn sich also die Ratten irgendwann sauberlecken, nehmen sie das Gift auf und fallen tot um. Noch dazu wirkt das Gift zeitverzögert. Ganz egal wie intelligent oder sozial die Tiere auch sein mögen – dieses Scheißzeug übersteigt ihren Horizont. Das ist ungefähr so, als würde man versuchen einem Hund eine Gleichung mit drei Unbekannten zu erklären. Aber seien Sie nicht sparsam und auch nicht leichtgläubig. Auch eine ausgewachsene Ratte schlüpft problemlos durch eine noch so kleine Ritze in den Bodendielen. Aber mit diesem Scheißzeug dürfte das auch kein Problem sein.“
    „ Dann ist das also….“, sagte Roger und hielt einen Augenblick inne. Er wollte eigentlich „idiotensicher“ sagen, rang jetzt aber nach einem anderen Wort.
    „… ist das also absolut sicher?“
    „ Idiotensicher“, sagte Olsen und verzog die fleischigen Lippen zu einem breiten Grinsen.
    „ Gut“, sagte Roger, „dann brauche ich wohl keine Fallen mehr?“
    Olsen beugte sich über den Tresen und kniff ein Auge zu.
    „ Hier in Rockwell gibt es Ratten, die größer sind als die meisten Hunde, die Leute zuhause halten. Das liegt daran, dass es hier in der Gegend viel Landwirtschaft gibt. Dadurch werden die Ratten über den Sommer richtig fett und groß. Sie haben Schwänze wie Ochsenpeitschen und Zähne wie Rasierklingen.“
    Olsen streckte seine beiden Zeigefinger wie Pistolen in die Luft und maß dabei einen Abstand von fast einem halben Meter. Roger hoffte, dass es sich bei dieser Maßangabe um die Größe der Tiere mit Schwanz handelte und nicht ohne. Heimlich redete er sich ein, dass es sich nur um das erstere handeln konnte.
    „ Die einzigen Fallen, die ich Ihnen dagegen empfehlen kann sind Tretminen. Oder Sie setzen sich mit einer 45er und ’ner Flasche Whiskey in den Keller und sitzen die Sache aus wie ein Mann. Ansonsten kann ich Ihnen nur das Gift empfehlen, Mister.“
    „ Gut“, sagte Roger, „dann nehme ich zwei Packungen von diesem Gift und hoffe auf das Beste.“
    „ Ausgezeichnete Wahl Mister“, sagte Frank Olsen mürrisch und verpackte das Rattengift in einer Papiertüte.
    Roger bezahlte und verließ den Heimwerkerladen. Keine zehn Minuten später war er zurück in seinem Büro. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und wählte die Nummer von daheim. Nachdem es dreimal geklingelt hatte, erklang Lindas Stimme am anderen Ende der Leitung:
    „ Bonfield, Hallo?“
    „ Hallo, Lin.“
    „ Hey, Schatz“, sagte Linda, „wie lange ist es wohl her, dass du mich zum letzten Mal von der Arbeit angerufen hast, um mir zu sagen, dass du mich liebst?“
    „ Ja, das kann wirklich schon eine Weile her sein, Lin. Aber der Grund wieso ich anrufe ist ein anderer.“
    „ Um was geht’s?“
    „ War Wilcox schon da? Hat er die Arbeit fortgesetzt?“
    „ Nein“, sagte Linda, „er war noch nicht da. Ich war nur kurz in der Stadt um Sam in die Schule zu bringen. Wilcox’ Wagen steht immer noch in der
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