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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller
Autoren: Richard Laymon
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mir weh.«
    »Sie werden abhauen.«
    »Nein. Ich schwöre es.«
    Sein Griff lockerte sich. »Ich wollte Ihnen nichts tun«, sagte er. Offensichtlich war er den Tränen nah. »Ich wollte nur ins Auto. Sie hätten mir nichts tun müssen.«
    »Ich hatte Angst.«
    »Ich wollte nur rein.«
    »Wo sind Sie verletzt?«
    »Hier.« Er deutete auf seinen Hinterkopf.
    »Ich kann nichts sehen.«
    Ächzend drehte er sich herum. Wo sein Kopf gelegen hatte, erkannte Donna den blassen Umriss eines Felsbrockens. Obwohl es ziemlich dunkel war, war sich Donna einigermaßen sicher, dass er nicht blutete. Sie berührte sanft seinen Kopf, spürte die weichen Haarstoppeln und ertastete eine Beule. Danach besah sie sich ihre Finger und rieb sie aneinander. Kein Blut.
    »Ich heiße Axel«, sagte er. »Axel Kutch.«
    »Ich bin Donna. Sie bluten nicht. Glaube ich zumindest.«
    »Doh-nah.«
    »Genau.«
    »Donna.«
    »Axel.«
    Mühsam kam er auf alle viere und sah sie an. »Ich wollte nur rein.«
    »Ist schon in Ordnung, Axel.«
    »Muss ich jetzt gehen?«
    »Nein.«
    »Ich kann bei Ihnen bleiben?« »Vielleicht sollten wir von hier verschwinden. Können Sie uns irgendwohin fahren, wo man uns helfen kann?«
    »Ich bin ein guter Fahrer.«
    Donna half ihm auf die Beine. »Sollen wir abwarten, bis sich der Nebel verzogen hat? Dann können Sie uns in Sicherheit bringen.«
    »Nach Hause.«
    »Da, wo Sie wohnen?«
    Er nickte. »Da ist es sicher.«
    »Wo wohnen Sie?«
    »Malcasa Point.«
    »Ist das in der Nähe?«
    »Da fahren wir hin.«
    »Wo liegt das, Axel?«
    Er deutete in nördlicher Richtung in die Dunkelheit.
    »Wir fahren heim. Dort ist es sicher.«
    »Okay. Aber wir müssen warten, bis der Nebel weg ist. Sie warten in Ihrem Wagen, und wir in unserem.«
    »Kommen Sie mit.«
    »Sobald sich der Nebel verzogen hat. Bis dann.« Sie befürchtete, er würde sie davon abhalten, in den Wagen zu steigen, aber er ließ es geschehen. Sie schloss die Tür und kurbelte das Fenster herunter. »Axel?« Er humpelte auf sie zu. »Das ist meine Tochter Sandy.«
    »Säään-Dih«, sagte er.
    »Das ist Axel Kutch.«
    »Hi«, begrüßte ihn Sandy mit unsicherer, leiser Stimme.
    »Bis später dann«, sagte Donna. Sie winkte ihm zu und kurbelte das Fenster wieder hinauf.
    Einige Augenblicke lang starrte Axel sie stumm an. Dann kletterte er den Abhang hinauf und war verschwunden.
    »Was ist denn mit dem los?«, fragte Sandy.
    »Ich glaube, er ist… etwas schwer von Begriff.«
    »Du meinst, er ist ein Behindi?«
    »Sandy, das ist kein schöner Ausdruck.« »Auf unserer Schule gibt es welche. Behindis. Weißt du, wie man sie nennt? Besonders.«
    »Das klingt doch schon viel besser.«
    »Vielleicht. Wo ist er hin?«
    »Zurück zu seinem Auto.«
    »Haut er ab?« Hoffnung lag in Sandys Stimme.
    »Nein. Er wartet, bis sich der Nebel verzogen hat, und dann fährt er uns zum nächsten Ort.«
    »Wir sollen in seinem Auto mitfahren?«
    »Mit unserem kommen wir nicht weit.«
    »Ich weiß schon, aber …«
    »Willst du lieber hierbleiben?«
    »Er macht mir Angst.«
    »Aber nur, weil er ein bisschen seltsam ist. Wenn er uns wirklich was tun wollte, dann hätte er es schon längst getan. Eine bessere Möglichkeit als hier wird er so schnell kaum finden.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
    »Wie dem auch sei - hierbleiben können wir nicht.«
    »Ich weiß. Dad wird uns finden.« Die Augen des Mädchens wirkten wie schwarze Löcher in ihrem Gesicht. »Dad ist nicht mehr im Gefängnis, stimmt’s?«
    »Nein, der Bezirksstaatsanwalt… du erinnerst dich doch an Mr Goldstein? … er hat mich heute Morgen angerufen. Sie haben Dad gestern freigelassen. Mr Goldstein hat mich gewarnt.«
    »Und jetzt sind wir auf der Flucht?«
    »Genau.«
    Das Mädchen verfiel in Schweigen. Donna lehnte sich gegen das Lenkrad und schloss die Augen. Irgendwann schlief sie ein und wurde von einem leisen Schluchzen wieder geweckt.
    »Sandy, was ist los?«
    »Das hilft doch alles nichts.«
    »Was hilft nichts?«
    »Er wird uns kriegen.«
    »Schätzchen, ich …«
    »Er wird uns kriegen!«
    »Versuch zu schlafen, Schatz. Es wird alles gut werden. Du wirst schon sehen.«
    Bis auf ein gelegentliches Schniefen war von dem Mädchen fast nichts mehr zu hören. Donna versuchte, wieder einzuschlafen. Schließlich fiel sie in einen anstrengenden, verspannten Halbschlaf mit lebhaften, fiebrigen Albträumen. Als sie aufwachte, musste sie aussteigen. Ihr Körper konnte alles ertragen - nur ihre gefüllte Blase
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