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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller
Autoren: Richard Laymon
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Sandy.
    »Ich bin nicht sauer.«
    »Du siehst aber sauer aus.«
    »Wirklich?« Sie lächelte, und die beiden kletterten den Abhang hinauf. »Ich hab nachgedacht«, sagte Donna.
    »Über Dad?«
    Donna konnte nur mit Mühe eine Reaktion unterdrücken. Weder atmete sie tief ein, noch drückte sie plötzlich fest die Hand ihrer Tochter oder sah sie erschrocken an. »Wieso sollte ich über Dad nachdenken?«, sagte sie mit betont ruhiger Stimme.
    Das Mädchen zuckte mit den Schultern.
    »Komm schon. Raus damit.«
    Die dunkle Masse des Wagens schälte sich vor ihnen aus dem Nebel.
    »Ich habe auch an ihn gedacht.«
    »Warum?«
    »Da hinten war es ziemlich gruselig.«
    »Ist das der einzige Grund?«
    »Es war kalt, genau wie damals. Und ich hatte meine Hose runtergelassen.«
    »Oh Gott.«
    »Ich hatte Angst, dass er mich beobachtet.«
    »Das muss wirklich ziemlich gruselig gewesen sein.«
    »Ja.«
    Sie blieben vor dem Auto stehen. Sandy sah zu Donna auf. »Was, wenn er uns hier findet?«, sagte sie mit piepsender Stimme. »Wir sind ganz allein.«
    »Das ist unmöglich.«
    »Er würde uns umbringen, stimmt’s?«
    »Aber nein, natürlich nicht. Außerdem wird er uns hier nicht finden.«
    »Vielleicht schon. Wenn er ausgebrochen ist. Oder wenn sie ihn freilassen.«
    »Selbst wenn, wird er uns hier niemals finden.«
    »Doch, das hat er gesagt. Er hat gesagt, er wird uns überall finden. ›Ich werd euch aufspüren‹, hat er gesagt.«
    »Pssst.«
    »Was ist los?«, flüsterte Sandy.
    Für einen Moment hatte Donna die Hoffnung, dass es nur die Wellen des Ozeans waren, die sich am felsigen Strand brachen. Doch das Meer lag jenseits der Straße, tief unterhalb der Klippen, und sie hatte es vorher auch nicht gehört. Das Geräusch wurde lauter.
    »Da kommt ein Auto«, flüsterte sie.
    Das Mädchen wurde kreidebleich. »Er ist es!«
    »Nein, er ist es nicht. Steig ins Auto.« »Er ist es! Er ist ausgebrochen! Er ist es!« »Nein! Und jetzt ins Auto. Schnell!«

    3

    Sie sah den Mann zunächst nur im Rückspiegel. Er hatte sich über das Heck ihres Wagens gebeugt und drehte den Kopf zu ihnen. Seine winzigen Augen, die Nase und der grinsende Mund wirkten viel zu klein für das breite Gesicht - als gehörten sie zu einem Kopf, der nur halb so groß war.
    Eine behandschuhte Hand klopfte gegen die Rückscheibe.
    »Mom!«
    Sie sah zu ihrer Tochter hinab, die sich im Fußraum unter dem Armaturenbrett versteckt hatte. »Alles in Ordnung, Schatz.«
    »Wer ist das?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Ist er es?«
    »Nein.«
    Das Auto schwankte, als er den Türgriff packte. Er klopfte gegen das Fenster, und Donna wandte sich ihm zu. Trotz der tiefen Falten in seinem Gesicht konnte er nicht älter als vierzig sein. Er schien weniger an Donna als an dem Plastikknopf des Türschlosses interessiert zu sein. Mit einem Finger deutete er darauf und klopfte wieder gegen die Scheibe.
    Donna schüttelte den Kopf.
    »Lassen Sie mich rein.«
    Donna schüttelte den Kopf. »Nein!«
    Der Mann grinste, als würden sie ein Spiel spielen. »Ich komme schon rein.« Er ließ den Türgriff los und sprang in den Straßengraben. Um ein Haar wäre er hingefallen. Beim Aufrichten warf er einen Blick über die Schulter, als wollte er sich vergewissern, dass er Donna damit beeindruckt hatte. Er grinste. Schwer hinkend ging er den Graben entlang. Schließlich hatte ihn der Nebel verschluckt.
    »Was hat er vor?«, fragte Sandy vom Boden des Wagens aus.
    »Keine Ahnung.«
    »Ist er weg?«
    »Er ist im Graben. Ich kann ihn nicht mehr sehen. Der Nebel ist zu dicht.«
    »Vielleicht haut er ab.«
    »Vielleicht.«
    »Wer ist das?«
    »Ich weiß es nicht, Schatz.«
    »Will er uns was tun?«
    Donna antwortete nicht. Im Nebel erkannte sie eine dunkle Gestalt. Sie kam langsam näher - es war der seltsame, hinkende Mann. In seiner linken Hand trug er einen Stein.
    »Ist er wieder da?«, fragte Sandy.
    »Er kommt auf uns zu.«
    »Was macht er?«
    »Schatz, bitte. Setz dich hin.«
    »Was?«
    »Steig auf den Sitz. Wenn ich es dir sage, springst du aus dem Auto, rennst in den Wald und versteckst dich.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Ich komme nach. Aber du darfst dich nicht um mich kümmern. Renn einfach los.«
    »Nicht ohne dich.«
    »Sandra!«
    »Nicht ohne dich!«
    Donna beobachtete, wie der Mann den Abhang hinaufkletterte. Er zog sich am Türgriff hoch, klopfte wieder gegen die Scheibe und deutete auf den Knopf. »Ich komme jetzt rein«, sagte er grinsend.
    »Verschwinden Sie!«
    Er hob die
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