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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller
Autoren: Richard Laymon
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FREI, verkündete ein Neonschild über ihnen.
    »Sehr gut«, sagte Donna. »Jetzt holen wir nur noch unser Gepäck. Dann kommen wir schon alleine klar.«
    Sie stiegen aus, und Axel begann, die Koffer auszuladen.
    »Ich fahre jetzt nach Hause«, sagte er.
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    Er grinste und zuckte mit den Achseln.
    »Ja«, sagte Sandy. »Vielen Dank.«
    »Warten Sie.« Sein Grinsen wurde noch breiter. Er griff in die Gesäßtasche und holte seinen Geldbeutel heraus. Das schwarze Leder war alt, abgenutzt und glänzte speckig. Die Ecken waren ausgefranst. Er öffnete den Geldbeutel, der prall gefüllt war - nicht mit Geld, sondern mit einem Sammelsurium aus Papieren und Visitenkarten. Er hielt sich den Geldbeutel dicht unter die Nase und kramte leise fluchend darin herum. Schließlich warf er Donna und Sandy ein verlegenes Lächeln zu, mit dem er um etwas Geduld zu bitten schien. »Moment«, sagte er, wandte ihnen den Rücken zu und biss in die Fingerspitzen seines rechten Handschuhs.
    Donna warf einen Blick auf die Rezeption des Hotels. Sie war leer,
    aber erleuchtet. Das Café gegenüber war gut besucht, und sie konnte Pommes frites riechen. Ihr Magen knurrte.
    »Ah!« Axel wirbelte herum. Der Handschuh hing aus seinem Mund. In seiner Hand - oder dem, was davon übrig war - hielt er zwei blaue Kärtchen. Seine Haut war mit Narben überzogen, und von seinen beiden fehlenden Fingern waren nur kleine Stümpfe zurückgeblieben. Die Spitze seines Mittelfingers fehlte, und zwei fleischfarbene Verbände bedeckten seinen Daumen.
    Donna nahm die Karten und lächelte trotz des unguten Gefühls, das sich in ihrer Magengrube breitmachte. Sie las, was auf dem obersten Kärtchen stand: FREIKARTE. Die winzige Schrift darunter war im schwachen Licht des Parkplatzes kaum zu erkennen: »Diese Karte berechtigt den Inhaber, an einer kostenlosen Führung durch Malcasa Points berüchtigtes, weltbekanntes Horrorhaus teilzunehmen«, las sie laut vor.
    »Ist das dieses gruselige Haus hinter dem Eisenzaun?«, fragte Sandy.
    Axel nickte grinsend. Donna bemerkte, dass er sich den Handschuh wieder übergezogen hatte.
    »Hey, das ist ja toll!«
    »Ich arbeite dort«, sagte er stolz.
    »Gibt es da wirklich eine Bestie?«, fragte Sandy.
    »Nur nachts. Und die Führungen enden um vier Uhr.«
    »Also, vielen Dank für die Eintrittskarten, Axel. Und dafür, dass Sie uns gefahren haben.«
    »Werden Sie kommen?«
    »Wir werden es versuchen«, sagte Donna, obwohl sie nicht die geringste Absicht hatte, so einen Ort zu besuchen.
    »Machen Sie die Führung?«, fragte Sandy.
    »Ich putze nur. Schrubb-schrubb.« Er winkte ihnen zu und stieg in den Lieferwagen. Donna und Sandy sahen ihm nach, als er den Parkplatz verließ und sich auf den Rückweg nach Malcasa Point machte.
    »Also.« Donna holte vor Erleichterung über Axels Verschwinden tief Luft. »Jetzt checken wir ein, und dann gehen wir eine Kleinigkeit essen.«
    »Eine Kleinigkeit wird nicht reichen.«
    »Dann fressen wir uns quer durch die Speisekarte.«
    Sie nahmen ihre Koffer und gingen auf die Rezeption zu.
    »Gehen wir morgen ins Horrorhaus?«, fragte Sandy.
    »Mal sehen.«
    »Heißt das nein?«
    »Wenn du unbedingt hinwillst, dann gehen wir eben.« »Cool!«

Kapitel zwei
    Roy klingelte bei Appartement Nr. 10 und wartete. Nichts war zu hören. In schneller Folge drückte er fünfmal auf den Klingelknopf.
    Blöde Schlampe. Warum machte sie nicht auf?
    Vielleicht, weil sie nicht zu Hause war.
    Aber sie musste zu Hause sein. Wo zum Teufel sollte man um halb zwölf an einem Sonntagabend sonst sein?
    Möglicherweise schlief sie schon.
    Er trommelte mit den Knöcheln gegen die Tür. Wartete. Klopfte erneut.
    Am anderen Ende des Flurs wurde eine Tür geöffnet. Ein Mann im Schlafanzug erschien. »Ruhe, verdammt!«
    »Fick dich!«
    »Hör mal, Freundchen …«
    »Noch ein Wort, und ich prügle die Scheiße aus dir raus.«
    »Raus hier, oder ich rufe die Bullen.«
    Roy eilte auf ihn zu. Der Mann knallte die Tür zu. Roy hörte das Rasseln einer Türkette.
    Der Typ ging wahrscheinlich in diesem Augenblick zum Telefon.
    Die Cops würden einige Minuten brauchen, bis sie hier waren. Zeit, die er nicht untätig verstreichen lassen wollte.
    Er stellte sich vor die Tür von Appartement 10 und trat mit aller Kraft dagegen. Die Sohle seines Schuhs traf das Türblatt genau neben dem Schloss. Mit lautem Krachen schwang die Tür auf. Roy duckte sich und zog das Klappmesser aus der Scheide, die er an
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