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Der Kampf um die Sieben Inseln

Titel: Der Kampf um die Sieben Inseln
Autoren: Adam Frank
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Stückmeistermaat und einen Sanitätsmaat, alles gestandene Männer über dreißig. »Ich werde Ihnen immer für zwei Monate zwei Midshipmen an Bord kommandieren, meine Herren, damit diese die Seemannschaft auf kleinen Schiffen lernen.«
    Es war nicht zu übersehen, daß den Maaten der Gedanke gar nicht paßte, und Leutnant Roos sagte: »Darf ich mir die Bemerkung erlauben, Sir, daß wir darauf kaum eingerichtet sind?«
    David lachte. »Ich weiß, Mr. Ross. Die jungen Gentlemen stören die verschworene Gemeinschaft. Man ist nicht mehr unter sich, glaubt, man müsse sich besonders korrekt und förmlich verhalten, muß sich um neue Leute kümmern, sie anlernen und so weiter. Aber Sie und wir alle profitieren letzten Endes davon. Je besser die Offiziere ausgebildet sind, desto besser haben es die Mannschaften, desto schlagkräftiger ist die Flotte, desto besser schützen wir unser Land. Alle Seeleute schimpfen über die jungen arroganten Schnösel, die nichts von Seemannschaft verstehen und dennoch Kommandogewalt haben. Es ist unsere verdammte Pflicht, für Besserung zu sorgen. Ich hoffe, Sie sehen das ein und helfen mit besten Kräften. Ich erzwinge solche Selbstverständlichkeiten nicht gern. Und nun lassen Sie uns das Schiff besichtigen.«
    Der Kutter war in gutem Zustand. Aber David wollte die ›alte‹ Besatzung auch nicht eingebildet werden lassen. Er wußte aus eigener Erfahrung, wo auf einem Kutter die Schwachstellen waren, wo es nur Sekunden dauerte, den Schmutz hinzukehren, aber Minuten, um ihn herauszukratzen. Und er war peinlich genau bei Waffen und Munition und wurde ärgerlich, als bei einer Blunderbüchse die Zündpfanne so locker war, daß sie jeden Augenblick abfallen konnte.
    Dem Stückmeister und Leutnant Ross war das sehr peinlich, und als David beim Abschied sagte: »Morgen schicke ich Ihnen zwei junge Gentlemen«, hörte er nur ein ergebenes »Aye, aye, Sir!«
    Am Nachmittag mußte sich David den beiden politischen Beratern widmen, Mr. Demetros für griechische und Mr. Örgazan für türkische Angelegenheiten. Beide lebten schon viele Jahre in Gibraltar, waren aber immer wieder im Auftrag der Regierung in den osmanischen Ländern oder auf den zu Venedig gehörenden ionischen Inseln gewesen. Sie kannten sich auch auf Malta und Süditalien aus und sprachen ein wenig italienisch und französisch.
    Äußerlich waren sie ein ungleiches Paar. Demetros war groß und füllig, Örgazan klein und hager mit einem riesigen Schnurrbart.
    Aber beide wollten, daß ihre Bedeutung anerkannt wurde. Als sie hörten, daß David noch nie in der Adria oder an der osmanischen Küste war, lächelten sie etwas herablassend. »Dann werden wir wohl eine Einführung voranschicken, ehe wir über die aktuellen Probleme sprechen, Sir David«, bemerkte Mr. Demetros salbungsvoll.
    »Das ist immer gut«, entgegnete David gelassen. »Kennen Sie die russische Flotte, und sprechen Sie russisch?«
    Als beide verneinten, erklärte er, daß er in der russischen Flotte gedient habe und ganz gut Russisch spreche. »Wenn Sie mich in die regionale Lage eingeführt haben, werde ich Ihnen zu gegebener Zeit die notwendigen Informationen über unsere Verbündeten geben. Gegenseitiger Erfahrungsaustausch ist die Mutter des Erfolges.«
    David bot den beiden Kaffee an, und als er ihre skeptischen Gesichter sah, gestand er ihnen zu, daß sie Edward Cull, seinen Koch, in die Zubereitung türkischen Kaffees einweihen könnten, dem er selbst allerdings nichts abgewinnen konnte. Mr. Ballaine wurde zu dem Gespräch hinzugerufen, denn David hielt viel von seinem Urteil in politischen Fragen.
    Die beiden erzählten, daß die sieben größeren ionischen Inseln bis etwa 1500 alle unter venezianische Herrschaft geraten waren und sich mit Ausnahme des dicht an der Küste gelegenen Lefkadas auch erfolgreich gegen die türkische Besitznahme wehren konnten. Wirtschaftlich lebten die Inseln vorwiegend vom Olivenanbau und vom Handel, der aber zurückging, als Venedigs Macht verblich. Lefkada war türkisch-islamischem Einfluß ausgesetzt. Die anderen Inseln orientierten sich kulturell stark an Italien. Die griechisch-orthodoxe Kirche war von Venedig anerkannt. Ihr Oberhaupt auf den ionischen Inseln war der ›Große Protopappas‹, der auf Korfu seinen Sitz hatte. Im Adel und in den Städten war auch die katholische Religion verbreitet. Die Franzosen hätten im Juni 1797 auf Befehl von General Bonaparte sofort die ionischen Inseln besetzt, nachdem Frankreich mit
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