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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes
Autoren: Suzanne McLeod
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konnte, und dann noch ihr eigener Schwellenzauber, der im Grunde genommen unnötig war, denn kein Vampir kann die Wohnung eines Menschen ohne dessen ausdrückliche Erlaubnis betreten.
    Außer natürlich, die Alte war dumm genug gewesen, einem Vampir diese Erlaubnis zu erteilen.
    Ich funkelte den Zauber böse an. Die Tentakel wogten nun wieder täuschend friedlich hin und her, aber, so kam es mir vor, wachsam, abwartend.
    »Ich sollte dieses Dings in die Luft sprengen«, brummte ich böse, »das würde der Alten nur recht geschehen.« Ich rieb meine Wade. Das Problem war nur, wenn man einen Zauber knackt , dann explodiert die Magie zwar und kehrt in den Äther zurück, aber auch alles, was damit verbunden ist. Und ich konnte mir kaum vorstellen, dass ich den Hexen sympathischer werden würde, indem ich ihre Haustüren in Kleinholz verwandelte.
    Natürlich könnte ich den Zauber vorsichtig aufdröseln, das war zwar mühsamer, aber sicherer. Doch so viel Zeit wollte ich dafür nicht investieren. Außerdem würde sie ihn dann ohnehin ersetzen.
    Verdammt. Ich überlegte, ob ich mich bei Mr. Travers beschweren
sollte, aber der Knoblauchgestank bedeutete, dass der Zauber auf Vampire abzielte – nicht, dass Knoblauch einen Vampir davon abhalten kann, zuzubeißen; manche schätzen sogar die zusätzliche Würze im Blut. Immerhin, wenn man sich die Pulspunkte mit ein, zwei frischen Zehen einriebe, würde das einen Vampir schon abschrecken, ebenso wie Chili – rote, geschwollene Lippen sind schlecht fürs Image, ganz abgesehen von dem höllischen Brennen. Natürlich funktioniert das mit den Knoblauchzehen nur dann, wenn der Vamp noch bei Verstand und nicht in einen Blutrausch verfallen ist. Dann hält ihn so gut wie gar nichts mehr auf.
    Warum es außerdem nach Bleiche stank, wusste ich nicht. Vielleicht eine ebenso handliche wie ätzende Grundierung? Aber was immer der Grund sein mochte, dieser AnemonenZauber war kein Witz.
    Wenn ich es recht überlegte, konnte ich mich nicht beschweren. Der Grund hierfür lag in meinem anderen kleinen Geheimnis – das noch nicht herausgekommen war. Wie sollte ich beispielsweise erklären, dass ein Zauber, der auf Vampire abzielt, sich an mir austobt? Ich bezweifelte, dass ich mich mit 3V rausreden konnte – das ließe sich zu leicht widerlegen -, und zuzugeben, dass mein Vater ein dreihundert Jahre alter Vampir ist, kam nicht infrage. Dann würde ich nicht nur meine Wohnung, sondern auch meinen Job verlieren. Nein, ich konnte und durfte kein Aufhebens machen.
    Plötzlich dudelte der Titelsong von Nightmare on Elm Street durchs Treppenhaus und riss mich aus meinen Gedanken. Verfluchte Gremlins! Ich angelte mein Handy aus meiner Hosentasche. Es war eine SMS von Grace. Sie kündigte an, nach ihrem Dienst zu mir kommen zu wollen. Ich textete zurück und schrieb, ich müsse arbeiten und sie solle sich einfach selbst reinlassen, ich würde dann später kommen. In diesem Moment fiel mein Blick auf die Zeitanzeige, und ich vergaß
alles, Gremlins, Geister, Hexen und blutsaugende Vampire. Ich musste zur Arbeit – mein »heißes« Date mit einem Satyr oder besser gesagt, mit Finn, meinem Boss. Wenn ich mich nicht sehr beeilte, würde ich zu spät kommen.
    Und dann würde es tatsächlich ein ziemlich heißes Date werden, aber leider aus den falschen Gründen.

2. K apitel
    M ein Date war heiß, was allerdings nichts mit Finn, meinem Boss, zu tun hatte, sondern mit den riesigen Heizaggregaten, die heiße Luft durch die unterirdischen Tunnel bliesen und ein Klima erzeugten, in dem sich höchstens feuerspeiende Drachen wohlfühlten, aber keine armen, halbgaren Elfen.
    Nun, mit der Hitze kam ich noch einigermaßen zurecht. Was mir mehr Probleme bei diesem Job bereitete, das waren die Geister.
    Und da kam schon wieder einer um die Ecke geschlurft. Mit gesträubten Nackenhaaren nahm ich’s zur Kenntnis. Kleine Staubwölkchen stiegen von den aufgedunsenen, schwarzen, halb verwesten Füßen dieses ganz besonders originellen Exemplars auf. Ein tiefer Schnitt verunzierte seine linke Wange, und der Knochen blitzte weiß und schleimig hervor. Seine Augen stierten ausdruckslos aus tiefen Höhlen, und seine Nase war schwarz und halb abgefault. Er kam direkt auf uns zu – ich zählte die Sekunden rückwärts, drei, zwei, eins -, dann stieß er an die magische Kuppel, in der Finn und ich saßen. Der aufgerissene, lippenlose Mund presste sich an die unsichtbare Wand, mit seinen knochigen Fingern tastete er die
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