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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes
Autoren: Suzanne McLeod
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steht für Human, Other and Preternatural Ethical Society – ist ein Krankenhaus, in dem magische Unfälle behandelt werden, und Opfer von Vampir-Attacken sowie jene, die unter 3V – Vampir-Venom-Virus -, einer Vampirgift-Infektion, leiden. Grace war eine der dortigen Fachärztinnen. Wir hatten uns in der Klinik kennengelernt und waren Freundinnen geworden. Und sie hatte recht: Die Nacht von Halloween war schlimmer als drei Vollmondnächte zusammengenommen. Sämtliche Irren der Stadt – Vampire und andere – waren dann auf den Straßen unterwegs, und die HOPE-Klinik war jedes Mal überfüllt mit jenen, die sich plötzlich fragten, ob Getting Fanged – von einem
Vampir gebissen zu werden – wirklich so cool war, wie sie gedacht hatten.
    »Sag nichts«, warf ich ein, während ich erst auf dem einen, dann auf dem anderen Bein herumhopste, um meine nassen Socken auszuziehen. »Man will mich bitten, reinzukommen und auszuhelfen.«
    »Bitten? Wohl kaum.« Sie lachte. »Der neue Krankenhausverwalter hat dich und alle anderen Freiwilligen bereits auf den Dienstplan gesetzt.«
    »Bestimmt hat ihm jemand das Tape vom letzten Jahr gezeigt.« Ich warf die Socken zu den Schuhen in die Sporttasche. »Das mit dem Chelsea-Coven, den Hexen aus Chelsea, die die Panik gekriegt haben, weil ihre Töchter beschlossen hatten, einen in Sucker Town draufzumachen.«
    In einem Promi-Vampir-Club gebissen zu werden ist relativ ungefährlich – dort sehen die Vamps nur dann rot, wenn sie rote Zahlen schreiben, was nie vorkommt, da das Geschäft blüht. Niemand gerät dort in die Gefahr, sich 3V einzufangen, höchstens einen Brummschädel aufgrund von überenthusiastischem Blutspenden. Und davon erholt man sich wieder. Aber Sucker Town, die Stadt der Vampire, ist gerade an Halloween ein populäres Ausflugsziel. Und dort ist es nicht ganz so ungefährlich. Vampire verstehen unter Trick or Treat mitunter etwas ganz anderes als Menschen.
    »Sie hatten Glück, dass die Vamps einen großen Bogen um sie machten und keine gebissen, geschweige denn infiziert wurde«, schnaubte Grace. »Leichtsinnige, törichte Gänse. Wollen hoffen, dass der Vortrag über die Gefahren von 3V und die Nebenwirkungen von G-Zav« – dem Methadon für Vampirgift-Junkies – »sie davon abhalten wird, dieses Jahr etwas ähnlich Dummes zu versuchen.«
    »Hoffe ich auch«, sagte ich inbrünstig. Ich kannte mich aus mit den Nebenwirkungen von G-Zav, da ich seit meinem
vierzehnten Geburtstag, vor zehn Jahren, an 3V litt. Von G-Zav abhängig zu sein, das macht wirklich keinen Spaß, aber es ist immer noch besser, als zum Vampir-Schoßhündchen zu verkommen, wie man jene nennt, die nicht von G-Zav, sondern einem Blutsauger abhängig sind.
    Zumindest hatte ich das bis vor kurzem immer gedacht.
    Aber in letzter Zeit hatte ich so meine Zweifel.
    »Mal abgesehen von deinem kleinen Gespenstproblem«, sagte Grace fröhlich und riss mich aus meinen meandernden Gedanken, »wie geht’s meiner Lieblings-Sidhe heute?«
    Ich schnaubte. »Ich bin die einzige Sidhe in London und die Einzige, die du kennst, also herzlichen Dank für das Kompliment, Grace.«
    »Sind irgendwelche Vampire aufgetaucht?«, erkundigte sie sich besorgt.
    Ich verdrehte die Augen, was sie natürlich nicht sehen konnte. »Nein, kein Vampir ist hinter dem Briefkasten hervorgesprungen und hat sich auf meinen Hals gestürzt. Ich bin immer noch hier, schlucke immer noch Tabletten und hab – bis jetzt – keinen Blutverlust erlitten.«
    »Das kann ich schon aus der Tatsache ersehen, dass du überhaupt am Telefon bist«, bemerkte sie trocken.
    Ich grinste. »Deine Schlussfolgerungen sind wie immer messerscharf, my dear Watson.«
    »Lassen wir die Schmeicheleien mal beiseite«, sagte sie in einem etwas schärferem Ton, »wie viele sind’s diesmal?«
    Sie meinte die Liebesbriefe. Ich zupfte an den Einladungen, die aus meinem Briefkastenschlitz ragten. »Wie üblich«, versuchte ich sie abzuwimmeln. Seit meine 3V-Erkrankung öffentlich bekannt geworden war, konnte ich mich vor Einladungen der Blutsauger kaum retten. Ich war dadurch noch begehrenswerter für sie geworden. Immerhin gaben sie sich bis jetzt noch mit ausgesucht höflich formulierten Einladungen
zufrieden. In identischen, dicken, cremefarbenen Briefumschlägen bat man mich, an diesem oder jenem Promi-gespickten Event teilzunehmen. Aber das flaue Gefühl in meinem Magen war ein Hinweis darauf, dass es nicht lange dauern würde, bis sie den Postweg satt haben und
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