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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes
Autoren: Suzanne McLeod
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dagegen hast?«
    »Natürlich nicht.«
    Den Erdhaufen verlegen hin und her schiebend, brummte er: »Ich überlege, mich polieren zu lassen.« Er schaute mich kurz an, blickte aber sofort wieder zu Boden. »Hab’ne Menge davon gehört, aber ich weiß nicht, ob … ich nicht vielleicht schon zu alt dafür bin. Aber an Halloween findet eine Party statt, und« – er streckte seine fleckigen Arme aus – »so kann ich da nicht hingehen.«
    »Äh, ich glaube nicht, dass -«
    »Die jüngeren Trolle lassen sich’s fast alle machen und auch ein paar von den Betontrollen«, fuhr er nervös fort. Ein besorgter Ausdruck breitete sich auf seinem zerklüfteten Gesicht aus. »Aber ich möchte nicht blöd oder so aussehen. Was denkst du? Ist das eine gute Idee oder nicht? Aber ich bin mir nicht sicher, ob es wehtut. Ein paar von diesen neuen Methoden … Was denkst du?«
    Ich blinzelte wie ein Mondkalb. Ausgerechnet mich fragte er? Ich war wohl kaum die Richtige, um einem Troll Schönheitstipps zu geben. Außerdem mochte ich Mr. Travers; ich wollte ihn keinesfalls falsch beraten. Aber der einzige Troll, den ich kannte, war mein guter Freund Hugh – Detective Sergeant Hugh Munro -, und der erholte sich derzeit bei seinem Stamm in seinen heimatlichen schottischen Bergen von einer Dienstverletzung. Hugh war eher ein Traditionalist, aber apropos Hugh …
    »Tja«, sagte ich stirnrunzelnd, »ich kenne einen Troll, der sich kürzlich hat polieren lassen. Er ist bei der Polizei, Constable
Taegrin ist sein Name.« Und Constable Taegrin wusste vielleicht auch, wo ich einen Nekro auftreiben konnte, also … »Ich könnte ihn anrufen und fragen, ob er Sie in Sachen Polieren berät, was meinen Sie?«
    »Das wäre toll, Genny, vielen Dank!« Mr. Travers’ Gesicht drohte in zwei Teile zu zerbrechen, so breit war sein Grinsen. »Wusste ich doch, dass es eine gute Idee ist, dich zu fragen.« Er hielt mir abermals seine Spitztüte hin. »Noch ein Butterkiesel?«
    Ich nahm mir noch einen und blickte ihm dann nach, wie er, etwas über Schaufel und Besen vor sich hinmurmelnd, in Richtung Keller verschwand. Noch ein wenig verwirrt von diesem bizarren Gespräch, steckte ich die Butterkiesel in meine Sporttasche zu meinen nassen Joggingschuhen. Dann wandte ich mich zum Stein des Anstoßes um, meinem überquellenden Briefkasten.
    Kein Wunder, dass Hexe Wilcox Zustände bekam.
    Plötzlich ertönte die unheimliche Titelmusik des Films Halloween , und ich zuckte zusammen. Ich brauchte einen Moment, bis mir klar wurde, dass es mein Handy war. Der Klingelton war nicht auf meinem Mist gewachsen, den hatte ich mir sozusagen im Dienst für Spellcrackers.com »verdient«. Ich hatte vor einiger Zeit eine Gruppe Gemlins davon abgehalten, die Tower Bridge zu demontieren. Aus Rache hatten sie mein Handy verflucht. Seit einer Woche versuchte ich nun schon, den Fluch zu knacken – vergebens. Obwohl Halloween vor der Tür stand und es daher gar nicht so unpassend war, wenn das Handy verschiedene Titelmelodien bekannter Horrorfilme zum Besten gab, verschreckte es die Kunden. Irritiert holte ich das Handy aus der Gesäßtasche meiner Joggingshorts, doch als ich die Caller-ID sah, freute ich mich.
    »Grace«, sagte ich, doch dann fiel mir ein, warum sie anrief: Sie machte sich Sorgen wegen meines Vamp-Mail-Problems.
Und obwohl ich sie dafür liebte, dass sie sich Sorgen um mich machte, konnten wir beide gut und gerne auf den zusätzlichen Stress verzichten. Ich versuchte es mit einem Ablenkungsmanöver. »Ich nehme an, du kennst nicht irgendwelche Nekros?«
    »Ich bin Ärztin, Genny, kein Informationsdienst«, sagte sie mit der für sie typischen No-Nonsense-Stimme. »Außerdem glaube ich nicht, dass ein Nekromant dir helfen kann, wenn’s kein Medium kann. Wie gesagt, warte bis Halloween, dann kannst du sowieso mit deinem kleinen Gespenst reden.«
    Ich schlang mir schaudernd mein Handtuch um die Schultern. »Vergiss es. Ich werde nicht ausgerechnet die Nacht von Halloween auf einem Friedhof verbringen. Das wäre ja, als würde man dich zwingen, in einem Raum voller Spinnen zu hocken.«
    »Ha! Du bist diejenige, die mir andauernd versichert, dass Spinnen harmlos sind und einem nichts tun können. Dasselbe gilt für Gespenster. Außerdem wär’s billiger als ein Nekro.« Sie hielt inne. »Andererseits wird’s in der Klinik gerade in dieser Nacht hoch hergehen. Du wirst wahrscheinlich gar keine Zeit haben, auf einem Friedhof herumzulungern.«
    Die HOPE-Klinik – HOPE
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