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Der Kalte Kuss Des Todes

Der Kalte Kuss Des Todes

Titel: Der Kalte Kuss Des Todes
Autoren: Suzanne McLeod
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schlucken, als wären es Bonbons, war zwar die einzige Möglichkeit, meine Vampir-Venom-Sucht unter Kontrolle zu halten, aber es war ungefähr so angenehm, als würde man sich bei lebendigem Leib in einer Zwergenesse rösten lassen.

    Seufzend steckte ich das Handtuch zu den anderen Sachen in die Sporttasche und machte mich daran, das nach Knoblauch stinkende Treppenhaus zu erklimmen.
    Was mich wirklich wunderte, war, warum noch kein Vampir einen auf Höhlenmensch gemacht und hier aufgetaucht war, mich über seine Schulter geworfen und in seinen Bau verschleppt hatte. Was natürlich illegal gewesen wäre, aber trotzdem. Vampiren ist es verboten, in irgendeiner Weise Zwang auszuüben, sowohl physisch als auch psychisch – außer natürlich mit Zustimmung des Opfers (nur dass es jetzt nicht mehr Opfer heißt, sondern Kunde oder, salopper, Fang-Fan ). Und die Vampire sind gut darin, den gesetzestreuen Bürger zu spielen. Es ist schon fast dreißig Jahre her, seit jemand für übereifriges Saugen unter der Guillotine landete, Anfang der Achtziger nämlich.
    Aber die Menschen halten uns Fae nicht für ebenso beschützenswert wie ihre eigene Rasse, was teilweise daran liegt, dass wir immun gegen die Hypnosekünste der Vamps sind – außer natürlich, wir leiden unter 3V. Auch hält man uns oft für gefährlicher als die Blutsauger, die immerhin früher mal Menschen waren. Wir sind also eine Minderheit, die weder über eine politische Lobby verfügt noch – in vielen Fällen – so attraktiv ist wie die Vamps. Kein Wunder also, dass wir sozusagen das Stiefkind unter den intelligenten Rassen sind.
    Was wiederum dazu führt, dass die Vamps uns als Freiwild betrachten.
    Was wir bräuchten, überlegte ich, wäre eine wirklich gute PR-Kampagne, ähnlich wie die Vampire, die vor dreißig Jahren aus ihren verstaubten Särgen stiegen und ihr Image ordentlich aufpolierten. Ob der damalige PR-Manager noch zu haben wäre? Nicht, dass ich eine solche Kampagne hätte bezahlen können. Ich konnte mir ja gerade mal meine Miete
leisten – und das auch nur wegen des Wohngeldzuschusses, den ich dank meines Jobs bei einer Hexenfirma erhielt.
    Ich hatte inzwischen den dritten Stock erreicht. Hier war der Knoblauchgestank geradezu betäubend. Hustend blieb ich stehen, den Blick böse auf Hexe Wilcox’ Tür gerichtet. Wenn sie es schaffte, mich rauswerfen zu lassen, würde ich keinen Wohngeldzuschuss mehr brauchen.
    »Aua!« Etwas hatte mich an der nackten Wade gestochen. Schmerzerfüllt hüpfte ich auf einem Bein herum. Dann schaute ich mir die Tür genauer an.
    Kacke. Sie hatte nicht nur den Knoblauch ein bisschen zu dick aufgetragen. Offenbar hatte sie außerdem ihren Tür-Schutzzauber ein wenig verstärkt. Vor der Türe waberte eine Art lila Seeanemone und streckte ihre veilchenblauen Tentakel ins Treppenhaus. In der Mitte der Anemone klaffte ein dunkles Loch wie ein aufgesperrtes Maul.
    »Na so was«, murmelte ich verblüfft. Das Ding sah mehr aus wie eine Art Venus-Fliegenfalle für Vamps und nicht wie ein eher defensiver Abwehrzauber. Meine Wade pochte, als hätte mir jemand ein Brandeisen aufgedrückt.
    Was immer das für ein Zauber war, ich wollte lieber nicht mehr mit ihm in Berührung kommen.
    Vorsichtig drückte ich mich an der Wand entlang weiter Richtung Treppe. Die Tentakel begannen aufgeregt herumzutasten. Einer zischte dicht an meiner Brust vorbei, und ich hielt unwillkürlich die Luft an. Dann duckte ich mich, um einem anderen, der mir eine Ohrfeige verpassen wollte, zu entgehen. Es roch so stark nach Knoblauch und Bleiche, dass meine Augen zu tränen begannen. Als drei weitere Tentakel bedrohlich auf mich zukamen, machte ich einen Tigersprung auf die rettende Treppe zu. Ein Tentakel erwischte mich im Nacken. Ich jaulte auf, geriet ins Stolpern und konnte mich gerade noch am Treppengeländer festklammern.

    Erschöpft ließ ich mich auf eine Stufe sinken und tastete zittrig nach meiner Wade. Die Haut war zwar nicht aufgeplatzt, aber sie war rot und geschwollen, als hätte ich einen Peitschenhieb bekommen. Ich betastete behutsam meinen Nacken. Er fühlte sich genauso an. Was, zum Teufel, dachte sich die alte Hexe eigentlich? Ein solches Ding zu beschwören. Aber was war es eigentlich? Mir kam es total übertrieben vor, selbst in Anbetracht ihrer exzessiven Sorge um ihre Enkelin.
    Die Alte war doppelt und dreifach abgesichert: Da war zunächst mal der Abwehrzauber unten an der großen Haustür, den kein Vampir überwinden
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