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Der kalte Kuss des Todes

Der kalte Kuss des Todes

Titel: Der kalte Kuss des Todes
Autoren: Tatjana Stepanowa
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Leute hört irgendwann auf. Erst wird geklatscht und getratscht, und dann vergisst man die Sache, aber die fünf Millionen bleiben in der Tasche.
    Und so bereitete Dmitri sofort nach dem Misserfolg mit den defekten Bremsen den Boden für das Auftauchen eines blutigen Serienmörders in Rasdolsk vor. Stepan wohnte seit April in Otradnoje und auf der Datscha in Uwarowka. Dmitri begann gleichsam eine Schachpartie, bei der er zunächst einige Bauernopfer brachte. Der erste Bauer war der Säufer Soljony.
    Übrigens haben Kassjanow und ich noch einmal einige Leute vom Bund für Kampfsport befragt und interessante Dinge erfahren: Die Brüder Basarow waren schon auf der Universität aktive Kampfsportler. Später haben sie beide einige Jahre lang bei einem persönlichen Lehrer Aikido trainiert – damals wurden bei den jungen Leuten gerade die fernöstlichen Nahkampfsportarten populär. Dmitri sagte seinen Freunden, er mache das › nur so, der Gesundheit zuliebe ‹ , aber der Trainer berichtet, er sei ein begabterer Schüler gewesen als Stepan, der sich mit diesen Kenntnissen dann seinen Lebensunterhalt verdient hat.
    Das gebrochene Genick des Alkoholikers Soljony – das ist ein besonderer Kunstgriff beim Aikido, ein Element aus der Technik der Griffe und des Würgens. Die Überlegung dabei war folgende: Dmitri brachte den erstbesten Mann in unmittelbarer Nähe von Otradnoje um – und zwar tötete er ihn auf eine Weise, die uns sofort ein bestimmtes Bild des Mörders vermittelte, eines Mörders, der über gewaltige Körperkraft und Geschicklichkeit verfügt und vermutlich ein durchtrainierter junger Mann ist, der sich mit der Technik der Kampfsportarten auskennt. Dann, so Dmitris Überlegung, konnte es nicht ausbleiben, dass die Miliz sich früher oder später für Stepans Survival-Camp in Otradnoje interessierte.
    Aber die Miliz zeigte kein Interesse. Der April verging, ohne dass es Reaktionen von Seiten der Behörden gegeben hätte. Dmitri wusste nicht, dass Soljony gar nicht gefunden worden war, weil man ihn gar nicht gesucht hatte – wir können es nicht leugnen. Aber er wusste, irgendetwas hatte nicht funktioniert! Ein neues Opfer war nötig – und noch ungewöhnlichere, schrecklichere, auffälligere Hinweise am Tatort.
    Damals kam die berüchtigte Beißzange für Metallarbeiten ins Spiel. Stepan ging es zu der Zeit mal besser, mal schlechter. Mal schien alles in Ordnung zu sein, dann wieder benahm er sich wie ein tollwütiger Hund, der sich von der Kette losgerissen hat: Er verprügelte Iwan, er verprügelte seine Braut, und in den Nächten verschwand er.
    Dmitri wusste, wo Stepan sich herumtrieb. Vermutlich ist er seinem Bruder mehr als einmal gefolgt und hat ihn auch in den Augenblicken beobachtet, wenn dieser in seinen Bärenwahn verfiel, auf die Jagd ging und rohes Fleisch aß. Daraufhin fasste Dmitri seinen Entschluss. Und Stepan selbst brachte ihn darauf, welcher Art die Indizien sein mussten, die man später am Ort des neuen Mordes entdecken sollte.
    Mehrere Male fuhr Dmitri nach Rasdolsk und wartete im Wald, nicht weit von der Bahnstation, auf ein neues Opfer. Was er brauchte, war ein körperlich kräftiger Mann in jüngeren Jahren, weil die Miliz dann auf einen bestimmten Tätertyp schließen würde. Es dauerte eine Weile, bis er Glück hatte. Eines Tages lag er bei Mebelny auf der Lauer und sah, wie Jakowenko, der zu seiner Exfrau wollte, um Frieden mit ihr zu schließen, aus der Bahn stieg.
    Dmitri war wirklich ein talentierter Schüler seines Trainers, wenn er mit einem ernst zu nehmenden Gegner wie diesem Elitesoldaten so rasch fertig wurde. Aber entscheidend war wohl die unvorhersehbare, plötzliche Art des Angriffs: Jakowenko geht ahnungslos seiner Wege, da springt ihn aus dem Gebüsch jemand von hinten an. Ein brutaler Griff, ein scharfer Ruck . . .
    Die Leiche legte Dmitri mit Vorbedacht gut sichtbar mitten auf den Weg über den umgestürzten Stamm einer Birke. Es war wichtig für ihn, dass der Tote so schnell wie möglich gefunden wurde. Die Miliz belieferte er mit sehr beredten Hinweisen: Reißwunden am Hals, einer Blutlache und. . . Bärenhaaren. Aber alles war nur eine grausige Inszenierung. Dmitri wollte lediglich das Interesse der Miliz auf das Survival-Camp in Otradnoje lenken. Früher oder später würde Stepan ins Blickfeld der Ermittler geraten. Man würde Erkundigungen über ihn einziehen, feststellen, wo er behandelt wurde, an welcher Krankheit er litt. Die Krankenakte und die Diagnose
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