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Der kalte Kuss des Todes

Der kalte Kuss des Todes

Titel: Der kalte Kuss des Todes
Autoren: Tatjana Stepanowa
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der Ärzte würden ans Licht kommen: Lykanthropie in Form einer Bärenpsychose, sexuelle Perversionen, ein Hirnsyndrom.
    Aber wieder klappte es nicht, denn Jakowenkos Leiche wurde nicht gefunden. Niemand kam nach Otradnoje, niemand zog Erkundigungen über Stepan ein. Alles blieb ruhig. Die Listow-Jungs, von deren Existenz Dmitri keine Ahnung hatte, machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Wieder musste er von vorn anfangen und dabei neue Risiken in Kauf nehmen. Ich denke, das ist der einzige Grund für die Anzahl der Morde. Hätte sein Plan sofort funktioniert, hätten wir nur ein einziges Opfer gehabt: Soljony. So aber beschloss Dmitri, ein großes Risiko einzugehen und nicht einfach ein zufälliges Opfer im Wald zu töten, sondern einen Bewohner der Siedlung, an den er selbst auf Bitte der Prosorowa eine Datscha vermietet hatte.
    Dass dieser Mieter ein professioneller Kaller war, der wegen eines Auftragsmordes auf unserer Fahndungsliste stand, konnte er natürlich nicht ahnen. Doch was gibt es nicht alles für Zufälle im Leben.«
    »Aber mit wem hatte er es denn zu tun, als er über den Mietpreis verhandelte? Mit Grant oder. . .« Katja stockte.
    »Richtig, Katja – oder. Grant hatte einen Helfershelfer, einen Mittelsmann namens Karpow, der den Spitznamen › der Hai ‹ trägt.« Kolossow musste sich räuspern, als er an den armen Teufel dachte, der erwürgt worden war. »Grants Blutsbruder. Von ihm erfuhr Dmitri, dass auf der Datscha der Prosorowa nur ein einziger Mieter wohnen würde.
    Als wir uns die Datscha in Polowzewo anschauten, konnten wir uns zunächst nicht vorstellen, was mit Grant passiert war. Aber es hat sich wohl folgendermaßen abgespielt: Er ging mitten in der Nacht mit einem Gewehr auf den Hof. Vielleicht hatte er etwas gehört oder gesehen, einen Schatten, der vorbeihuschte. Jedenfalls wurde diese Neugier verhängnisvoll für ihn. Ein Sprung aus der Dunkelheit – und Grant kam gar nicht mehr dazu, den Abzug zu betätigen. Wieder war das Überraschungsmoment entscheidend.
    Die Basarow-Brüder, sowohl Dmitri als auch Stepan, verfügen über gewaltige Körperkräfte. Ohne Waffe, im Nahkampf, hätte Grant gegen keinen der beiden eine Chance gehabt.
    Nach dem Mord ging Dmitri wieder nach dem feststehenden Plan vor: die Beißzange, die Reißwunden, die Bärenhaare. Der Miliz sollten keine Zweifel bleiben, womit dieser Mord in Verbindung stand. Denkt nur an den blutverschmierten Zaun.
    Was Dmitri so hartnäckig inszeniert hatte, funktionierte schließlich auch. Die Sache kam in Gang. Die Gerüchteküche in Rasdolsk begann zu brodeln. Dmitri wartete geduldig und erbot sich sogar, uns zu › helfen ‹ . Dann wurde auch die Leiche Jakowenkos entdeckt. Die Gerüchte wurden konkreter. Man sprach bereits von einem wahnsinnigen Mörder und erinnerte sich an die Geschichten von dem angeblichen Werwolf. Das Tüpfelchen auf dem i waren die verschwundenen Haustiere, die Opfer von Stepans nächtlichen Beutezügen. Allmählich begann man sich für Otradnoje zu interessieren.
    Apropos . . . das hatte Dmitri direkt von dir, Katja. Er brachte in Erfahrung, wo du arbeitest, und beschloss, dich bei Gelegenheit zu benutzen. Aber dann änderte sich plötzlich alles für ihn – sein Vater starb.«
    »Sag mir bitte, Nikita, hat Lisa ihn deswegen verdächtigt? Wladimir Basarows Tod war doch kein Selbstmord, oder?« Katja holte Luft und fuhr fort: »Hat er seinen Vater ermordet? War es Dmitri?«
    »Nein. Seinen Vater hat er nicht ermordet.«
    »Aber du schilderst ihn als grausames Monstrum.«
    »Das ist er auch. Ein Ungeheuer. Aber der Tod seines Vaters war ein Schock für ihn, ein schrecklicher Schlag. Und nicht deshalb, weil es für ihn vorteilhafter gewesen wäre, wenn sein Vater noch so lange gelebt hätte, bis er mit seinen Brüdern abgerechnet und sie als Konkurrenten ausgeschaltet hatte, sondern. . .«, Kolossow hielt einen Moment inne, »weil er seinen Vater liebte. Wenn Dmitri einem Menschen wirklich ergeben und dankbar war, wenn er jemanden wirklich schätzte und liebte, dann seinen Vater. Alle Bekannten der Familie Basarow haben mir bei den Verhören gesagt, dass Vater und Sohn sich charakterlich sehr ähnlich waren, und ihre Beziehung war eine ganz besondere. Ich glaube, die Nacht, in der Dmitris Vater sich umgebracht hat, war die schlimmste Nacht im Leben seines Sohnes.«
    Katja erinnerte sich an diese Nacht. Wie Dmitri an ihrer Schulter geschluchzt hatte . . . Nein, das durfte nicht wieder von vorn
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