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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11
Autoren: Ian Rankin
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vorgesehen?« Wieder stellte Linford die Frage. Er ging ganz vorne direkt neben Gilfillan. Die beiden waren inzwischen hinter einer Krümmung der Treppe verschwunden, so dass Rebus nur mit Mühe Gilfillans zögerliche Antwort verstehen konnte.
    »Das weiß ich leider auch nicht.«
    Der Tonfall seiner Stimme sagte alles: Er war Bauhistoriker und nicht Architekt. Sein Job war es, sich mit der Vergangenheit des Anwesens auseinander zu setzen, dessen Zukunft ging ihn nichts an. Ja, er wusste selbst nicht mal genau, wieso er die Leute hier eigentlich durch das Gebäude führte, man hatte ihn schlicht darum gebeten. Hogan verzog das Gesicht, und jeder in seiner Nähe wusste, was er dachte.
    »Und wann soll das Gebäude fertig sein?«, fragte Grant Hood. Eine leichte Frage, und sie alle kannten bereits die Antwort. Rebus verstand, was Hood wollte – Gilfillan trösten, indem er ihm eine Frage stellte, die der Mann beantworten konnte.
    »Baubeginn ist im Sommer«, ließ Gilfillan verlauten. »Im Herbst 2001 soll dann alles fertig sein.« Sie hatten das Zwischengeschoss erreicht und konnten jetzt mehrere Gänge erkennen, die zu den verschiedenen Stationen des ehemaligen Krankenhauses führten. Die Wände waren teilweise aufgestemmt und die Fußböden aufgerissen – offenbar hatten sich die Planer zunächst einen Eindruck vom Zustand der Bausubstanz verschafft. Rebus blickte aus einem der Fenster. Unten packten die Arbeiter gerade ihre Sachen zusammen. Inzwischen war es fast dunkel und zu gefährlich, auf irgendwelchen Dächern herumzuklettern. Ein Stück entfernt auf dem Gelände stand ein Sommerhaus. Es war ebenfalls zum Abriss freigegeben. Und dann gab es noch einen einsamen Baum inmitten einer Trümmerlandschaft. Die Königin hatte ihn höchstpersönlich gepflanzt. Ohne ihre Einwilligung konnte man ihn unter gar keinen Umständen entfernen oder gar fällen. Laut Gilfillan war die Erlaubnis inzwischen erteilt und das Schicksal des Baumes somit besiegelt. Ob dort unten wieder ein Garten oder nur ein Parkplatz entstehen würde, wusste niemand so genau. 2001 schien noch ziemlich weit weg. So lange hier noch gebaut wurde, tagte das Parlament in der Assembly Hall der Kirche von Schottland oben auf The Mound. Das Komitee hatte das Gebäude und die angrenzenden Häuser schon zweimal inspiziert. In den benachbarten Bürokomplexen sollten nämlich bis zur Fertigstellung des neuen Parlamentssitzes die Mitglieder des schottischen Parlaments ihrer Arbeit nachgehen. Bobby Hogan hatte einmal in einer Sitzung gefragt, warum die Herrschaften denn »nicht warten können, bis die Bude an der Holyrood Road fertig ist«, wie er sich ausdrückte. Peter Brent, der Beauftragte der Schottland-Ministeriums, hatte ihm daraufhin einen völlig entgeisterten Blick zugeworfen.
    »Weil Schottland bereits jetzt ein Parlament braucht.«
    »Komisch, dass wir dreihundert Jahre ohne ausgekommen sind…«
    Als Brent gerade eine lange Rede halten wollte, hatte Rebus eingeworfen: »Bobby, jedenfalls nehmen sie sich genügend Zeit für die Planung und Ausführung.«
    Hogan hatte gelächelt. Er wusste nämlich genau, dass Rebus über das kurz zuvor eröffnete Schottische Nationalmuseum sprach. Die Königin war zur offiziellen Eröffnung eigens angereist, obwohl der Bau noch gar nicht fertig gewesen war. Man hatte die Gerüste und die Farbeimer bis zu ihrer Abreise einfach hinter irgendwelchen Planen verschwinden lassen.
    Gilfillan stand jetzt neben einer ausziehbaren Leiter und wies zu einer Klappe in der Decke hinauf.
    »Das ursprüngliche Dach ist gleich da oben«, sagte er. Derek Linford stand bereits mit beiden Füßen auf der untersten Sprosse. »Sie brauchen gar nicht ganz hinaufzusteigen«, fuhr Gilfillan fort, als Linford sich in Bewegung setzte. »Wenn ich mit der Taschenlampe hinaufleuchte…«
    Doch Linford war bereits auf dem Dachboden verschwunden.
    »Am besten, wir machen die Klappe dicht und hauen einfach ab«, sagte Bobby Hogan und lächelte unschuldig.
    Ellen Wylie zog die Schultern hoch. »Merkwürdige Atmosphäre hier…«
    »Meine Frau hat hier im Haus mal 'n Gespenst gesehen«, sagte Joe Dickie. »Aber nicht nur sie, auch ihre ehemaligen Kollegen. Eine weinende Frau. Meistens saß sie am Fußende eines Bettes.«
    »Vielleicht 'ne Patientin, die hier gestorben ist«, gab Grant Hood zu bedenken.
    Gilfillan drehte sich zu ihnen um. »Die Geschichte kenne ich. Die Frau war die Mutter eines Bediensteten hier. An dem Abend, als der Unionsvertrag
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