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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11
Autoren: Ian Rankin
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Dezembernachmittag in Edinburgh. John Rebus hatte die Hände in die Taschen seines Regenmantels geschoben. Die Ledersohlen seiner Schuhe hatten sich bis obenhin mit Wasser voll gesogen. Gilfillan trug grüne Gummistiefel. Rebus fiel auf, dass die Füße von Inspektor Derek Linford in einem fast identischen Paar steckten. Wahrscheinlich hatte er sich mit dem Bauhistoriker vorher noch rasch telefonisch über die modischen Erfordernisse der Jahreszeit verständigt. Linford war der klassische Karrieretyp und hatte gute Aussichten, es im Präsidium noch weit zu bringen. Er war Ende zwanzig, konnte sich von seinem Schreibtisch kaum losreißen und liebte seinen Job über alles. Etliche seiner Kollegen – die meist älter waren als er – ließen schon mal vorsorglich verlauten, dass man sich mit Derek Linford besser nicht anlegen sollte. Vielleicht hatte der Mann ja ein gutes Gedächtnis. Und vielleicht würde er sich eines Tages in der Zentrale im Zimmer 279 häuslich einrichten und sie alle aus der Vogelperspektive betrachten.
    Die Zentrale: das Polizeipräsidium in der Fettes Avenue; 279: das Büro des Polizeipräsidenten.
    Linford hatte sein Notizbuch aufgeschlagen. Zwischen den Zähnen hielt er einen Stift. Er lauschte den Ausführungen. Ja, der Mann hörte wirklich zu.
    »Vierzig Adelige, sieben Richter, Generäle, Ärzte, Bankiers…« Gilfillan berichtete seinen Zuhörern gerade, wie wichtig Canongate in der Geschichte der Stadt einmal gewesen war. Und kam dabei auch auf die nahe Zukunft zu sprechen. Die Brauerei auf dem Grundstück neben Queensberry House sollte im folgenden Frühjahr abgerissen und an dieser Stelle später das neue Parlamentsgebäude errichtet werden, und zwar direkt gegenüber Holyrood House, der Residenz der Königin in Edinburgh. Auf der anderen Straßenseite entstand gerade der naturhistorische Themenpark Dynamic Earth. Der Rohbau des Redaktionsgebäudes der größten Tageszeitung der Stadt gleich daneben war derzeit noch ein undurchschaubares Gewirr von Stahlstützen und -trägern. Und wieder gegenüber dieser Baustelle wurde bereits das Gelände für den Bau eines Hotels und eines Luxus-Appartementhauses erschlossen. Rebus befand sich also im Zentrum der wohl größten Baustelle in der Geschichte der Stadt Edinburgh.
    »Sie werden Queensberry House vermutlich alle als Krankenhaus kennen«, sagte Gilfillan. Derek Linford nickte, wie er fast jede Mitteilung des Mannes mit einem verständnisvollen Nicken beschied. »Wo wir jetzt stehen, war früher einmal ein Parkplatz.« Rebus beäugte die schmutzstarrenden LKWs des Abrissunternehmens. »Doch bevor das Gebäude als Krankenhaus gedient hat, war es eine Kaserne. Das unbebaute Gelände hier war damals ein Exerzierplatz. Unsere Grabungen haben ergeben, dass sich noch früher an dieser Stelle ein französischer Garten befunden hat. Vermutlich hat man das Gelände später aufgeschüttet und in einen Exerzierplatz umgewandelt.«
    Rebus betrachtete im Dämmerlicht Queensberry House. Die grauen, fast verwahrlosten Mauern des Gebäudes wirkten irgendwie ungeliebt. In den Dachrinnen wuchs Gras. Ein riesiges Gebäude. Trotzdem konnte er sich nicht erinnern, es je gesehen zu haben, und das, obwohl er in seinem Leben ganz sicher ein paar hundert Mal daran vorbeigefahren war.
    »Meine Frau hat früher mal hier gearbeitet«, berichtete einer der Anwesenden, »als hier noch ein Krankenhaus war.« Dies sagte Detective Sergeant Joseph Dickie, der im Polizeirevier am Gayfield Square arbeitete. Die ersten beiden von den bislang vier Zusammenkünften des Polizei-Parlaments-Verbindungs-komitees – PPVK – hatte er geschwänzt. Seinen Namen verdankte das Komitee den Mysterien bürokratischer Sprachschöpfung. Allerdings handelte es sich bei der Gruppe in Wahrheit nur um ein Unterkomitee, und zwar um eines von mehreren, deren Aufgabe es war, für sämtliche das schottische Parlament betreffende Sicherheitsfragen Lösungen zu finden. Dem PPVK gehörten acht Mitglieder an, darunter auch ein Vertreter des Schottland-Ministeriums und eine finstere Gestalt, die sich als Mitglied von ScotlandYard ausgab. Als Rebus jedoch bei der Londoner Stadtpolizei Erkundigungen eingezogen hatte, war der Mensch dort niemandem bekannt. Rebus war sicher, dass der Mann – Alec Carmoodie – dem Geheimdienst MI5 angehörte. An diesem Nachmittag war Carmoodie allerdings nicht anwesend und ebenso wenig Peter Brent vom Schottland-Ministerium, ein Herr, der ebenso durch sein markant
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