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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11
Autoren: Ian Rankin
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geschnittenes Gesicht wie durch seine erstklassig geschneiderten Anzüge auffiel. Brent gehörte nämlich mehreren Unterkomitees an und hatte sich an diesem Tag von seiner Pflicht mit der unabweisbaren Entschuldigung entbinden lassen, dass er das Haus bereits zweimal als Begleiter durchreisender Würdenträger besichtigt habe.
    An diesem Tag bestand die Gruppe deshalb nur aus sechs Leuten. Die drei anderen waren Inspektor Ellen Wylie, die im Präsidium am Torphichen Place in der Abteilung C arbeitete. Es schien sie nicht weiter zu stören, dass sie die einzige Frau in dem Komitee war. Anscheinend sah sie in der Arbeit einen ganz normalen Job und stellte bei den Zusammenkünften kluge Fragen, auf die niemand eine Antwort wusste. Inspektor Grant Hood versah genau wie Rebus seinen Dienst in der St. Leo-nard's Street. Zu zweit waren sie deshalb vertreten, weil die Ho-lyrood-Baustelle und auch das künftige Parlament zu ihrem Bezirk gehörten. Obwohl Rebus in demselben Revier arbeitete wie Hood, kannte er ihn kaum. Sie hatten bis dahin nur selten dieselbe Schicht gehabt. Das fünfte Mitglied des PPVK – nämlich Inspektor Bobby Hogan von der Abteilung D in Leith – hingegen kannte Rebus sehr wohl. Schon bei der ersten Zusammenkunft hatte Hogan Rebus beiseite genommen. »Was, zum Teufel, machen wir hier eigentlich?«
    »Mich haben sie strafversetzt«, hatte Rebus entgegnet. »Und wieso bist du hier?«
    Hogan hatte in dem Raum umhergeblickt. »Mein Gott, schau dir bloß mal diese Grünschnäbel an. Verglichen mit denen sind wir doch Altes Testament.«
    Rebus musste unwillkürlich lächeln, als er jetzt daran zurückdachte, und zwinkerte Hogan zu. Hogan schüttelte kaum merklich den Kopf. Rebus wusste haargenau, was der Mann dachte: Reine Zeitverschwendung. Für Bobby Hogan war fast alles Zeitverschwendung.
    »Wenn Sie mir bitte folgen wollen«, sagte Gilfillan, »dann können wir uns innen etwas umschauen.«
    Auch aus Rebus' Sicht war diese Führung reine Zeitverschwendung. Aber da es das Komitee nun mal gab, musste es ja irgendwie beschäftigt werden. Und so schlenderten sie also durch die dunklen Innenräume von Queensberry House. Die einzige Beleuchtung waren ein paar schwache Baulampen und die Taschenlampe, die Gilfillan mitgebracht hatte. Als sie jetzt die Treppe hinaufgingen – da niemand den Aufzug benutzen wollte –, fand Rebus sich plötzlich neben Joe Dickie wieder, der schon zum zweiten Mal fragte:
    »Schon die Spesenabrechnung eingereicht?«
    »Nein«, erwiderte Rebus.
    »Je früher Sie die Belege einreichen, um so früher kriegen Sie Ihre Kohle.«
    Während der Zusammenkünfte des Komitees war Dickie meist damit beschäftigt gewesen, irgendwelche Figuren auf seinen Notizblock zu malen. Rebus hatte noch nie gesehen, dass der Mann auch nur ein Wort, geschweige denn einen Satz zu Papier gebracht hatte. Dickie war Ende Dreißig, ein kräftig gebauter Mann, dessen Kopf irgendwie an eine Kanonenkugel erinnerte. Er hatte kurz geschorenes schwarzes Haar und auffällig kleine, runde Augen – wie bei einer Porzellanpuppe. Als Rebus Bobby Hogan von diesem Vergleich erzählte, hatte der nur bemerkt, dass eine Puppe mit Joe Dickies Zügen ganz sicher »jedes Kind in Angst und Schrecken versetzen« würde.
    »Er macht ja mir sogar Angst«, hatte Hogan noch hinzugefügt, »obwohl ich schon erwachsen bin.«
    Als sie jetzt die Treppe hinaufstiegen, musste Rebus wieder lächeln. Ja, er war froh, dass Bobby Hogan mit von der Partie war.
    »Übrigens«, ließ Gilfillan gerade verlauten, »haben wir einen unserer aufregendsten Funde auf dem Dachboden gemacht. Man hat nämlich irgendwann über dem alten ein neues Dach errichtet. Und als wir uns die Sache näher angeschaut haben, sind wir dort oben auf die Überreste eines Turms gestoßen. Man muss allerdings eine Leiter hinaufsteigen, um in den Hohlraum zu gelangen, aber falls jemand Interesse hat…?«
    »Oh ja, sehr gerne«, sagte eine Stimme. Derek Linford: Rebus kannte sein Näseln inzwischen nur allzu gut.
    »Schleimer«, flüsterte eine andere Stimme neben Rebus. Natürlich Bobby Hogan, der das Schlusslicht bildete. Ein Kopf drehte sich um: Ellen Wylie. Sie hatte gehört, was Hogan gesagt hatte. Auf ihrem Gesicht lag der Anflug eines Lächelns. Rebus sah Hogan an, der nur mit den Achseln zuckte und ihm zu verstehen gab, dass Wylie nach seiner Ansicht sauber war.
    »Und wie gelangt man später vom Queensberry House zum Parlament? Sind da spezielle Verbindungsgänge
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