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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11
Autoren: Ian Rankin
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Mönche nur Quellwasser getrunken haben.«
    Durch ein Fenster sah Rebus, dass es draußen bereits stockdunkel war. Schottland im Winter: Wenn man zur Arbeit ging, war es noch dunkel, und wenn man abends nach Hause kam, schon wieder. Immerhin hatten sie einen kleinen – wenn auch völlig sinnlosen – Ausflug unternommen und konnten jetzt wieder – bis zum nächsten Treffen – auf ihren diversen Revieren ihrer Arbeit nachgehen. Rebus empfand die Zusammenkünfte des Komitees als Strafe, und genau das hatte sein Chef wohl auch bezweckt. Farmer Watson selbst war ebenfalls Mitglied in einem – allgemein SPINS genannten – Komitee mit dem stolzen Titel »Strategien für die Polizeiarbeit im Neuen Schottland«. Und so wurde Komitee um Komitee gegründet. Nur Papier, dachte Rebus, nichts als Papier. Immer neue Ausschüsse, die sich mit der »Strukturreform der Polizei« und deren angeblicher Modernisierung befassten. Dabei produzierten sie so viel Papier, dass man damit Queensberry House bis obenhin hätte voll stopfen können. Und je mehr man redete und Berichte verfasste, um so weiter schien man sich von der Wirklichkeit zu entfernen. Queensberry House war für ihn ein Hirngespinst und das ganze Konzept eines Parlaments in seinen Augen der Traum eines dem Wahn verfallenen Gottes: »Denn Edinburgh ist der Traum eines dem Wahn verfallenen Gottes/Launisch und dunkel…« Diese Worte hatte er am Anfangs eines Buches über die Stadt entdeckt. Sie stammten aus einem Gedicht von Hugh MacDiarmid. Erst unlängst hatte er dieses Buch in dem relativ vergeblichen Bemühen gelesen, seine Heimatstadt etwas besser zu verstehen.
    Er nahm seinen Schutzhelm ab, fuhr sich mit den Fingern durch das Haar und überlegte, ob der gelbe Plastikschutz wohl irgendwas nützte, wenn einem aus einigen Metern Höhe ein Gegenstand auf den Kopf fiel. Gilfillan bat ihn, den Helm wieder aufzusetzen und erst an dem Container abzunehmen, in dem die Baustellenleitung untergebracht war.
    »Möglich, dass Sie bei einem Unfall keine Schwierigkeiten mehr hätten«, meinte Gilfillan, »aber ich dafür um so mehr.«
    Rebus setzte den Helm wieder auf, während Hogan tadelnd den Finger hob. Sie waren inzwischen wieder im Erdgeschoss angelangt, wo sich früher vermutlich der Eingangsbereich des Krankenhauses befunden hatte. Ein ziemlich trostloser Anblick. Neben der Tür lagen ein paar Kabelrollen. Klar, in den Büros mussten ja neue Leitungen verlegt werden. Auch die Kreuzung Holyrood Road/St. Mary's Street sollte demnächst wegen unterirdischer Kabelarbeiten gesperrt werden. Rebus, der die Strecke häufig fuhr, sah der Umleitung mit Grausen entgegen. Manchmal hatte er den Eindruck, dass die ganze Stadt eine einzige Baustelle war.
    »Also gut«, sagte Gilfillan und breitete die Arme aus, »das war's dann wohl. Falls Sie noch irgendwelche Fragen haben, stehe ich Ihnen natürlich gerne zur Verfügung.«
    Bobby Hogan hustete in die Stille hinein. Offenbar wollte er Linford warnen. Vor nicht allzu langer Zeit war nämlich einmal ein Mensch aus London angereist, um vor dem Komitee über Sicherheitsfragen im House of Parliament zu sprechen. Bei dieser Gelegenheit hatte Linford so viele Fragen gestellt, dass der arme Engländer seinen Zug nach Süden verpasst hatte. Hogan erinnerte sich nur zu gut daran. Schließlich war er mit dem guten Mann höchstpersönlich wie ein Hirnamputierter zum Waverley-Bahnhof gerast und hatte dann den ganzen Abend mit ihm verbracht und ihn schließlich in den Nachtzug gesetzt.
    Linford blätterte in seinem Notizbuch, während sechs Augenpaare ihn durchbohrten und einige der Anwesenden verstohlen auf die Uhr blickten.
    »Also gut, in dem Fall«, sagte Gilfillan.
    »Hey, Mr. Gilfillan! Sind Sie da oben?« Die Stimme klang aus einer Kellertür herauf. Gilfillan ging zu der Tür hinüber und rief nach unten. »Was ist denn los, Marlene?«
    »Schauen Sie sich das bitte mal an.«
    Gilfillan sah kurz seine etwas ratlosen Gäste an und war dann schon unterwegs nach unten. Die anderen konnten sich nicht gut ohne Abschied verdrücken. Also blieb ihnen nur die Wahl: Entweder sie warteten im Licht einer nackten Glühbirne in dem vormaligen Eingangsbereich des Krankenhauses auf die Rückkehr ihres Begleiters, oder aber sie stiegen ebenfalls in den Keller hinab. Derek Linford setzte sich an die Spitze.
    Unten gelangten sie zunächst in einen – auf beiden Seiten von Räumen gesäumten – schlecht beleuchteten schmalen Gang. An diese Räume schlossen
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