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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11
Autoren: Ian Rankin
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zwischen Schottland und England unterzeichnet wurde, hat ihr Sohn hier gearbeitet. Der arme Kerl wurde ermordet.«
    Linford teilte von oben mit, dass er die Stufen gefunden hatte, die zu dem Turm hinaufführten, doch niemand hörte ihm zu.
    »Ermordet?«, fragte Ellen Wylie.
    Gilfillan nickte. Der Kegel seiner Taschenlampe zuckte an den Wänden hin und her und tauchte die Spinnweben in gleißendes Licht. Linford versuchte gerade, ein Graffito an der Wand zu entziffern.
    »Sieht aus wie eine Jahreszahl… 1870, glaub ich.«
    »Wissen Sie eigentlich, dass Queensberry der Architekt des Unionsvertrages gewesen ist?«, sagte Gilfillan. Er spürte, dass seine Zuhörer sich plötzlich für seine Ausführungen interessierten. »Damals, 1707.« Er kratzte mit dem Schuh über die bloßen Fußbodendielen. »Ja, genau an dieser Stelle ist damals Großbritannien entstanden. Am Abend der Vertragsunterzeichnung hat ein junger Bediensteter in der Küche gearbeitet. Der Herzog von Queensberry war damals Außenminister und in dieser Funktion mit der Leitung der Verhandlungen betraut. Er hatte jedoch einen Sohn: James Douglas, Earl von Drumlanrig, der an dem Abend angeblich völlig ausgerastet ist…«
    »Und was ist passiert?«
    Gilfillan sah durch die geöffnete Luke auf den Dachboden hinauf. »Alles in Ordnung da oben?«, rief er.
    »Ja, alles okay. Möchte sich sonst noch jemand hier oben umsehen?«
    Niemand rührte sich. Ellen Wylie wiederholte ihre Frage.
    »Er hat den Bediensteten mit einem Schwert erstochen«, sagte Gilfillan, »und dann in einem der Kamine in der Küche gebraten. Als er entdeckt wurde, war James gerade damit beschäftigt, den armen Kerl zu verspeisen.«
    »Guter Gott«, sagte Ellen Wylie.
    »Glauben Sie die Geschichte etwa?« Bobby Hogan schob die Hände in die Taschen.
    Gilfillan zuckte mit den Achseln. »So ist es jedenfalls überliefert.«
    Kalte Luft strömte plötzlich von oben herab. Kurz darauf erschien die Sohle eines Gummistiefels auf der Leiter, und Derek Linford begann – völlig verstaubt – seinen langsamen Abstieg. Als er unten angekommen war, nahm er den Stift aus dem Mund, den er sich zwischen die Zähne geklemmt hatte.
    »Interessant dort oben«, sagte er zu den anderen. »Sie sollten sich das nicht entgehen lassen. Wahrscheinlich Ihre erste und einzige Chance.«
    »Wieso?«, fragte Bobby Hogan.
    »Ich nehme doch an, dass dieser Bereich in Zukunft für Touristen gesperrt ist, Bobby«, sagte Linford. »Stellen Sie sich nur mal die Sicherheitsrisiken vor.«
    Hogan stürmte plötzlich auf Linford los, so dass dieser zurückwich. Dann entfernte er nur eine Spinnwebe von der Schulter des jungen Mannes.
    »Sie können doch unmöglich in diesem Zustand in der Zentrale aufkreuzen, junger Mann«, sagte Hogan. Linford ignorierte ihn. Vermutlich hatte er das Gefühl, dass er auf einen alten Knochen wie Bobby Hogan nicht angewiesen war. Aber auch Hogan wusste, dass er von Linford nichts zu befürchten hatte. Sollte Linford je einen hohen Posten bekleiden, würde Hogan sich schon lange seines Ruhestands erfreuen.
    »Ich kann mir die alte Bruchbude beim besten Willen nicht als Machtzentrale vorstellen«, sagte Ellen Wylie und inspizierte die Wasserflecken an den Wänden und die Risse im Putz. »Hätte man den Kasten nicht besser ganz abreißen und was Neues bauen sollen?«
    »Das Gebäude steht unter Denkmalschutz«, belehrte sie Gilfillan. Wylie zuckte gleichgültig mit den Achseln. Immerhin hatte sie ihr eigentliches Ziel erreicht und eine Eskalation des Streits zwischen Hogan und Linford verhindert. Gilfillan war jetzt wieder in seinem Element und hielt einen Vortrag über die Geschichte des ganzen Anwesens. Er sprach von den Brunnen, die man unter der Brauerei entdeckt hatte, von der Schlachterei, die früher einmal gleich nebenan gestanden hatte. Als der kleine Trupp nun wieder die Treppe hinunterstieg, blieb Hogan stehen, zeigte auf die Uhr und hob ein imaginäres Glas zum Mund. Rebus nickte. Gute Idee, später noch irgendwo einen Drink zu nehmen. Das Jenny Ha's war ganz in der Nähe. Und die Holyrood Tavern lag auch auf dem Weg zum Revier. Als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, hielt Gilfillan gerade einen kleinen Vortrag über die Younger's-Brauerei.
    »Das Brauerei-Areal war früher mal zwölf Hektar groß. Damals hat das Unternehmen ein Viertel des schottischen Biers produziert. Wissen Sie, schon im elften Jahrhundert hat es hier auf dem Gelände eine Abtei gegeben. Unwahrscheinlich, dass die
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