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Der Junge, der Träume schenkte

Der Junge, der Träume schenkte

Titel: Der Junge, der Träume schenkte
Autoren: Luca Di Fulvio
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Christmas.
    »Und auf dein Theaterstück«, warf Cetta ein. »Bald ist ja die Premiere ...«
    Christmas lächelte. »Noch zwei Wochen.«
    »Auf dein Theaterstück«, sagte Sal.
    »Und auf Opa Vito und Oma Tonia«, fuhr Cetta fort. Sie streichelte Sals Hand. »Sie wären so stolz auf dich.«
    »Und auf Mikey«, setzte Sal hastig hinzu.
    »Und auf Mikey«, sagte Cetta ernst.
    Sie tranken Sekt und aßen sizilianische Cassata. Danach holte Christmas das Paket für seine Mutter. Aufgeregt packte Cetta es aus.
    »Die ist für euer Bett«, erklärte Christmas, während seine Mutter eine große, handbestickte Tagesdecke mit einem C und einem S auf dem Aufschlag auseinanderfaltete.
    Cetta fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
    Sal klopfte ihm auf die Schulter. »Danke«, murmelte er.
    »Die ist für Mama, du musst dich nicht bedanken«, gab Christmas zurück, während er nach dem winzigen Päckchen in seiner Hosentasche tastete. Dann trat er ans Fenster, öffnete es und lehnte sich hinaus.
    »Mach zu, sonst zieht die ganze Kälte rein und schlägt mir auf die Verdauung«, wetterte Sal.
    »Ich wollte nur etwas nachsehen«, entgegnete Christmas.
    »Was denn?« Sal drängte ihn zur Seite, um das Fenster zu schließen.
    »Hast du den Wagen gesehen?«
    Sal lehnte sich vor. Er machte eine anerkennende Miene. »Cadillac Series 314«, sagte er. »Achtzylinder-V-Motor.«
    »Schön«, bemerkte Christmas.
    »Schön? Du bist echt ein Lahmarsch, Hosenscheißer. Der Wagen ist ein Juwel.«
    »Ich habe mich gefragt, wem der wohl gehört«, sagte Christmas, während er Sal behutsam das Päckchen in die Hosentasche schob. »Aber ich nehme an, er gehört dem, der den passenden Schlüssel hat.« Theatralisch kramte er in seinen Taschen. »Mir gehört er nicht. Was ist mit dir, Mama, hast du den Schlüssel für den Cadillac in der Tasche?«
    »Du verträgst wohl keinen Alkohol, Hosenscheißer«, stellte Sal lachend fest. »Wie kommst du darauf, deine Mutter ...« Plötzlich stockte er und wurde ernst. Er sah in Christmas’ grinsendes Gesicht. Und auch Cetta schmunzelte. Mit unergründlicher Miene blickte er nun hinunter auf die Straße. Dann griff er in seine Tasche, fand das Päckchen, öffnete es schweigend und betrachtete den Schlüssel von allen Seiten. Mit geröteten Augen und zusammengekniffenen Brauen schüttelte er den Kopf, presste die Lippen aufeinander und schnaubte. Erneut warf er einen Blick hinaus auf den Cadillac unten auf der Straße. Dann drehte er sich zu Cetta und Christmas um, die ihn Arm in Arm beobachteten.
    Urplötzlich ließ er dann die Faust auf ein kleines Tischchen hinabsausen, auf dem eine Vase stand. Ein Tischbein brach entzwei. Die Vase fiel herunter und zersprang auf dem Boden. »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht? Du hast wohl Sägespäne in deinem verdammten Hirn!«, polterte er, während er mit Wucht gegen das Tischchen und die Scherben der Vase trat. »Ein Cadillac Series 314! Ich werde eine Garage mieten müssen, damit er ganz bleibt!« Damit lief Sal aus der Wohnung und schlug die Tür mit solcher Wucht hinter sich zu, dass ein Stickbild von der Wand fiel.
    »Frohes neues Jahr, Mr. Tropea«, erklang eine Stimme auf dem Treppenabsatz.
    »Ach, geh zum Teufel!«, dröhnte es durch das Treppenhaus.
    Christmas schüttelte den Kopf. »Was ist denn in ihn gefahren, Mama?«
    Cetta lächelte ihn an. »Er ist gerührt.«
    Von seinem Fenster aus sah Zip einen großen kräftigen Mann auf den Cadillac zugehen. Er baute sich vor der Motorhaube auf und betrachtete den Wagen einen Augenblick, bevor er nach hinten ging und sich den Kofferraum ansah. Der Mann trat leicht gegen eine Radfelge, beugte sich gleich darauf vor und wischte mit einem Taschentuch über die Stelle, die er zuvor mit dem Fuß getroffen hatte.
    Zips Vater stellte sich hinter seinen Sohn und legte ihm die Hand in den Nacken. Zip hatte es gern, wenn er die große, warme Hand seines Vaters im Nacken spürte. Dann fühlte er sich sicher.
    »Schöner Wagen, was, Albert?«, sagte der Vater.
    Der Mann auf der Straße steckte den Schlüssel in die Tür des Cadillacs und öffnete sie. Ohne einzusteigen, besah er sich den Innenraum des Wagens.
    Zips Vater klappte das Fenster auf und lehnte sich zu dem Mann auf der Straße hinaus. »Schöner Wagen, Mr. Tropea!«, rief er.
    Der Mann auf der Straße blickte hinauf. Doch er sagte nichts. Seltsam, dachte Zip. Vorsichtig stieg der Mann in den Wagen. Er startete, trat aufs Gas und ließ den Motor immer lauter
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