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Der Junge, der Träume schenkte

Der Junge, der Träume schenkte

Titel: Der Junge, der Träume schenkte
Autoren: Luca Di Fulvio
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Niggernamen.«
    »Aha ...«, sagte der Junge. »Ich heiße Albert. Aber meine Freunde nennen mich Zip.«
    »Sehr erfreut, Zip«, erwiderte Christmas und streckte die Hand aus.
    Der Junge rührte sich nicht. »Was meinst du ... ist Zip ein guter Name für den Anführer der Diamond Dogs?«
    Christmas überlegte. »Zip ist ein Spitzenname«, sagte er schließlich.
    Zip grinste und schüttelte ihm die Hand. »Und wie heißt du?«
    »Ich?« Christmas zuckte die Schultern. »Ich habe einen blöden Namen. Vergessen wir das.« Er sah dem Jungen ins Gesicht. »Wo wohnst du?«
    »Gleich gegenüber.«
    »Und kannst du vom Fenster aus die Straße sehen?«
    »Ja. Wieso?«
    »Weil du mir einen Riesengefallen tun könntest, Zip«, erklärte Christmas mit ernster Miene. »Wenn du nach Hause gehen würdest, anstatt auf der Straße zu erfrieren, könntest du vielleicht den Cadillac, der da draußen steht, im Auge behalten. Wenn ich weiß, dass der Anführer der Diamond Dogs ihn bewacht, fühle ich mich sicherer.« Er griff in seine Tasche und zog ein Bündel zusammengerollter Geldscheine hervor, eine Angewohnheit, die ihn an Rothstein erinnerte. Er nahm einen Zehn-Dollar-Schein heraus und hielt ihn dem Jungen hin. »Was sagst du dazu? Lässt sich das machen?«
    Zip riss die Augen auf. Er griff nach dem Geld und drehte und wendete es vor seiner Nase. »In Ordnung«, sagte er schließlich und hatte Mühe, dass seine Stimme sich nicht überschlug. »Ich werde sehen, was sich machen lässt.«
    »Danke, mein Freund«, sagte Christmas.
    Doch Zip hörte ihn schon nicht mehr. Er hatte auf dem Absatz kehrtgemacht und rannte die Treppe hinunter. Mit einem Anflug von Nostalgie sah Christmas ihm lächelnd nach, bevor er zu seiner alten Wohnung ging und an die Tür klopfte.
    »Hast du es doch hierhergeschafft, Hosenscheißer«, begrüßte Sal ihn, als er ihm öffnete. »Komm rein, ich zeig dir mal eine richtig schicke Wohnung.«
    Christmas trat ein und umarmte seine Mutter.
    Cetta nahm sein Gesicht in ihre Hände und küsste und streichelte es. »Du siehst mitgenommen aus, mein Junge.«
    »Ich frage mich wirklich, wie du es bei dieser Mutter geschafft hast, keine Schwuchtel zu werden, Hosenscheißer«, brummte Sal. »Lass ihn in Frieden, Cetta.«
    Sie lachte, nahm ihrem Sohn den Mantel ab und bewunderte seinen Anzug. »Wie gut du aussiehst! Kommt an den Tisch, es ist alles fertig.«
    »Nein, ich muss ihm die Wohnung zeigen«, erwiderte Sal. »Die hat mich einen Haufen Geld gekostet, und jetzt darf ich sie ihm noch nicht einmal zeigen?« Er nahm Christmas beim Arm. Während er ihn durch das Apartment zog, erklärte er ihm in allen Einzelheiten, was er für Mauerwerk, Installationen, Strom und Mobiliar ausgegeben hatte. Als sie zum Schlafzimmer kamen, öffnete er nicht die Tür. »Hier schlafen deine Mutter und ich«, murmelte er nur verlegen.
    Christmas blickte lächelnd hinüber zu Cetta.
    »Na, wie ist die Wohnung?«, wollte Sal am Ende des Rundgangs wissen.
    »Sehr schön«, sagte Christmas, und er meinte es ehrlich.
    Sal schnaubte. »Sehr schön? Du hast ja keinen Schimmer von Wohnungen, Hosenscheißer. Das ist ein Palast. Ein gottverdammter Palast.«
    »Du hast ja recht, Sal«, gab Christmas lachend zurück. Dann ging er ins Wohnzimmer.
    Der Tisch war für drei gedeckt. Es gab Nudeln mit Fleischklößen und Paprika, Bratwurst in Soße, mit Schweinefleisch und schwarzen Oliven gefüllte Auberginen. Und zum Abschluss pikante Salami und Ziegenkäse, dazu einen kräftigen, rubinroten Wein aus Italien.
    Danach holte Sal eine Pappschachtel und eine Flasche aus dem Eisschrank. »Sizilianische Cassata, eine Spezialität«, sagte er. »Und süßer Sekt, nicht so ein bitterer Champagnermist.«
    Als alle die Gläser erhoben hatten, um anzustoßen, verkündete Sal mit verlegener Miene: »Ich habe deine Mutter gefragt, ob sie mich heiratet.«
    Christmas suchte Cettas Blick. »Und was hast du ihm geantwortet, Mama?«
    »Was zum Teufel sollte sie mir schon antworten?«, warf Sal ein, der unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte und dabei ein wenig Sekt auf dem Tischtuch verspritzte.
    Cetta tauchte den Finger in die Sekttropfen und verrieb sie hinter Christmas’ und Sals Ohr. »Das bringt Glück«, behauptete sie.
    »Ich freue mich für euch«, sagte Christmas. »Wann ist es denn so weit?«
    »Mal sehen«, brummte Sal. »So eine Hochzeit kostet eine Menge Geld, und ich habe gerade schon genug für die Wohnung ausgegeben.«
    »Auf euch beide«, sagte
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