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- Der Jünger des Teufels

- Der Jünger des Teufels

Titel: - Der Jünger des Teufels
Autoren: Glenn Meade
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Waffe los!«, rief ich.
    »Himmel, Kate, bist du verrückt geworden? Willst du dich umbringen?«
    »Das ist mir egal. Gib mir die Waffe!« Ich wollte Patrick,
alles andere spielte für mich keine Rolle mehr. Schließlich gelang es mir, Josh
die Waffe zu entreißen, doch ich hatte das Gefühl, er ließ sie absichtlich los,
damit sich nicht versehentlich ein Schuss löste und einen von uns tötete.
    »Kate!«, rief er. »Hör mir zu!«
    Sein Protest stieß bei mir auf taube Ohren. Ich packte die
Taschenlampe und rannte in den dunklen Tunnel hinein, in dem Patrick vor
wenigen Minuten verschwunden war.

171.
    Meine Klaustrophobie war wie weggeblasen.
Glasklar sah ich mein Ziel vor Augen: Ich musste Patrick finden. Es war so, als
würde Gemal wieder leben, und er und Patrick wären zwei Seiten einer Medaille.
Die Glock in der Hand lief ich, so schnell ich konnte, durch den Tunnel und
leuchtete jede Nische aus. Ein paar Meter hinter mir hörte ich Joshs Schritte.
»Kate, das kannst du nicht machen.«
    »Ich hab dir gesagt, er gehört mir!«
    Josh ließ nicht locker. »Meinetwegen, aber was du da
vorhast, ist viel zu gefährlich! Nimm Vernunft an, und gib mir die Waffe zurück.
Du darfst nicht den Kopf verlieren. Jetzt ist Besonnenheit gefragt. Lass nicht
zu, dass deine Wut die Oberhand gewinnt.«
    Zögernd verlangsamte ich meine Schritte. Ich wollte Patrick
unbedingt töten, mehr als alles auf der Welt, und es war mir gleichgültig, wenn
ich selbst dabei draufging. Er hatte David und Megan nicht getötet, doch er war
Teil eines Teufelspakts, dem viele Menschen zum Opfer gefallen waren, auf
unvorstellbar grausame Weise, und dafür musste er büßen. Andererseits wusste ich,
dass Josh Recht hatte. Unbändige Wut erfüllte mich, und das Herz schlug mir bis
zum Hals. Ich musste mich beruhigen und versuchte, langsam und tief zu atmen.
    »Geht’s jetzt besser?«, fragte Josh.
    »Ein bisschen«, erwiderte ich, obwohl ich mir nicht sicher war.
    Und dann hörten wir beide ein Geräusch: das Klicken von Ledersohlen
und Schritte, die sich entfernten. Blitzschnell ließ ich die Taschenlampe
kreisen und entdeckte etwa zehn Meter entfernt eine schmale Nische. Dort hatte
ich die Schritte gehört. Eine geöffnete, schwarz angestrichene Metalltür führte
offenbar in einen anderen Kellerraum. Die Schritte pochten auf dem Steinboden
und entfernten sich schnell. Dann war Stille.
    »Das ist er, Josh!«, zischte ich.
    »Kate, warte, sonst erschießt er uns beide!«
    Doch ich rannte schon zur Tür.

172.
    Die Glock schussbereit in der Hand, blieb ich
vor der Tür stehen und schwenkte den Lichtstrahl über die Wände. Ich sah einen großen
Raum, in dessen Ecken alte, größtenteils vermoderte Holzkisten aufgestapelt
waren. Es schien sich um ein ehemaliges Lager zu handeln. Einen anderen Ausgang
sah ich nicht. War Patrick hier? Ich war überzeugt davon. Mit der Hand
wischte ich mir die Schweißperlen vom Gesicht.
    »Kate«, flüsterte Josh, der mich eingeholt hatte. »Warte
auf die Verstärkung. Stone muss jede Minute hier sein …«
    Ich legte mir einen Finger auf die Lippen und bedeutete
ihm, zu schweigen. Patrick musste hier sein. Ich spürte seine Gegenwart.
Dann hörte ich jemanden schnell atmen. Als ich den Lichtstrahl durch den Raum
gleiten ließ, entdeckte ich eine frische Blutspur. Der Boden war mit roten
Flecken übersät, von denen einige so groß wie Münzen waren. »Du musst ihn
getroffen haben. Er ist hier irgendwo«, flüsterte ich Josh zu.
    Ehe Josh etwas erwidern konnte, hörten wir beide ein
Wimmern. Als ich den Boden beleuchtete, entdeckte ich weitere Blutflecke. Ich
folgte der Spur mit dem Lichtstrahl und sah Patrick zusammengekauert in einer
Ecke hocken. Die Blutspur endete in einer Lache vor seinen Füßen. Der Schuss
hatte seine linke Brustseite getroffen.
    Noch immer erfüllte mich wahnsinnige Wut, und ich wollte nicht
mehr, als dass Patrick für seine Schandtaten bezahlte, doch dann sah ich sein
schweißüberströmtes Gesicht und seine blutunterlaufenen Augen, in denen sich
ein gequälter, abwesender Ausdruck spiegelte. Er schien uns nicht zu erkennen
und sah aus wie ein ängstliches zehnjähriges Kind. »Bitte, bitte tu mir nichts.
Schlag mich nicht, Daddy. Ich will auch immer lieb sein. Ich verspreche es«,
bettelte er. »Ich … ich mach alles, was du willst, aber schlag mich nicht …«
    Was hatte das Gestammel zu bedeuten? War es ein Rückfall in
die Kindheit, in der Patrick die harte Hand seines Vaters erleiden
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