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- Der Jünger des Teufels

- Der Jünger des Teufels

Titel: - Der Jünger des Teufels
Autoren: Glenn Meade
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lenkten
mich zu sehr ab, und ich wollte unser Zusammensein nicht verderben. »Hört sich
gut an.«
    Josh küsste mich auf die Lippen und schaute mir noch einmal
in die Augen, ehe ich ihn zur Tür begleitete. Er stieg in den Wagen und fuhr
davon. Als die Rücklichter in der kalten Nacht verblassten, stand ich in der
Einfahrt und winkte.
    Ich schloss die Tür, ging zum Kühlschrank und goss mir ein großes
Glas kalten Chardonnay ein. Das Glas in der rechten und die Flasche in der
linken Hand, betrat ich das Wohnzimmer. Als die Schneeflocken gegen die Scheibe
wirbelten, kehrte mein Unbehagen zurück. Ich erinnerte mich an Patricks
verwirrte Miene, als ich ihn nach den Anrufen gefragt hatte. Seine Antwort ging
mir nicht aus dem Sinn: » Wovon sprichst du? «
    Ich trat ans Fenster und schaute auf die Bucht. Die
verrücktesten zwei Wochen meines Lebens lagen hinter mir, und tausend Dinge
gingen mir durch den Kopf: Paris und Istanbul und Patrick, doch vor allem
dachte ich an David und Megan.
    Und ein Satz kreiste unablässig durch meinen Kopf,
vielleicht, um meinen Kummer zu lindern. Jetzt ist alles vorbei, und die
Schuldigen wurden bestraft. Ich klammerte mich an diese Worte, doch ich
wusste, dass es nicht genügte und niemals genügen würde, die Schuldigen zu
bestrafen. Bloße Vergeltung würde niemals über den qualvollen Verlust geliebter
Menschen hinwegtrösten.
    Und dann erinnerte ich mich wieder an Patricks Worte: » Wovon
sprichst du? «
    Hatte Patrick mir etwas vorgemacht? Der Tonfall seiner
Antwort legte nahe, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Konnte ich ihm trauen?
Mein Instinkt sagte Nein. Irrte ich mich? Mein Unbehagen wollte nicht verebben.
Und noch etwas verwirrte mich: Stone hatte sich noch nicht bei mir
entschuldigt.
    Eine Brise wehte die Gardinen in die Höhe, und in diesem Augenblick
hörte ich ein leises Geräusch hinter mir. Mit stockendem Herzen fuhr ich herum.
In der Tür meines Schlafzimmers stand Brogan Lacy, eine Waffe in der Hand.

174.
    Mit steinerner Miene betrat sie den Raum. »Stellen
Sie das Glas ab«, befahl sie mir.
    Ich war schockiert. Hatte Lacy angerufen? Aber wenn, warum? Hatte sie Gemal irgendwie geholfen? Der Gedanke erschien mir absurd. Warum
sollte sie dem Mann helfen, der ihre Tochter und ihren Ex-Mann ermordet hatte?
    Lacy fuchtelte mit der Waffe und ließ mich keine Sekunde aus
den Augen. »Stellen Sie das Glas ab, und setzen Sie sich ans Fenster.«
    Ihre Stimme klang dumpf und leblos, als hätte sie Drogen
genommen. Ich hatte keine Waffe, um mich zu verteidigen. Josh war vermutlich
schon zu Hause, und mein Handy lag in meiner Tasche auf der Couch, doch
angesichts der auf mich gerichteten Waffe nutzte mir das herzlich wenig. Ich
dachte an meine Ersatzpistole, die ich unter dem Bett versteckt hatte, aber das
Schlafzimmer war zu weit entfernt. Meine Hände zitterten, als ich das Weinglas
abstellte und mich in den Sessel setzte. »Wie sind Sie hier hereingekommen?«,
fragte ich.
    Lacy schwenkte einen Schlüsselbund durch die Luft. »Ich hab
mal hier gewohnt. Vergessen?«
    »Wie … wie lange waren Sie im Schlafzimmer?«
    »Lange genug. Aber jetzt sind Sie hier, und wir können die Sache
beenden.«
    Ich starrte sie an. »Beenden? Was habe ich Ihnen getan?
Warum wollen Sie mich töten, Brogan?«
    »Ich dachte, das wüssten Sie.«
    »Ich weiß nur, dass Sie eine geladene Waffe auf mich
richten, und es sieht ganz so aus, als wollten Sie mich töten.«
    »Es sieht nicht nur so aus. Ich werde Sie töten.«
    Ich schluckte. »Warum?«
    »Sie haben mein Kind ermordet. Sie haben das Wesen getötet,
das mir alles bedeutet hat.«
    »Ich soll Megan getötet haben? Wie denn?«
    Wütend verzog sie den Mund. »Sie waren so entschlossen, Gemal
zur Strecke zu bringen, dass Sie David und Megan in Gefahr gebracht haben. Sie haben die beiden durch Ihre selbstsüchtige Dickköpfigkeit zu Zielscheiben
gemacht. Es ist Ihre Schuld, dass sie zu Opfern wurden.«
    Ich schaute ihr in die Augen, die leeren Höhlen glichen, als
hätte sie bereits den Verstand verloren, doch ich hoffte, dass meine Worte sie
erreichten. »Brogan, vielleicht trifft es zum Teil sogar zu, was Sie sagen.
Vielleicht hat meine Hartnäckigkeit, Gemal zu fassen, David und Megan in Gefahr
gebracht. Aber seit ihrem Tod habe ich jeden Tag Höllenqualen gelitten. Glauben
Sie wirklich, ich hätte nicht immer wieder darüber nachgedacht, was ich
möglicherweise mit verschuldet habe? Inzwischen habe ich gelernt, dass das
Leben weitergehen
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