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- Der Jünger des Teufels

- Der Jünger des Teufels

Titel: - Der Jünger des Teufels
Autoren: Glenn Meade
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mich wie eine Million kalter Augen beobachteten.
    Alles, was in der letzten Stunde geschehen war, hatte ich
wie durch einen Schleier wahrgenommen. Noch immer stand ich unter Schock. Ich
erinnerte mich, dass Stone sein Handy aus der Tasche gezogen und den
Rettungswagen gerufen hatte, während ich versuchte, die Blutung der Wunde in
Lacys Brust mit einem Bettlaken zu stoppen, bis die Rettungssanitäter
eintrafen. Irgendwann verband ein Sanitäter meinen Arm, und der Rettungswagen
fuhr Lacy mit heulenden Sirenen ins Krankenhaus. Was anschließend geschehen
war, wusste ich nicht mehr.
    Ich hörte Schritte, drehte den Kopf und sah Stone aus dem Haus
kommen. Mit einem lauten Stöhnen setzte er sich neben mich. »Verflixt, tun mir
die Knochen weh. Halten Sie durch, Moran?«
    »Mir ist es schon schlechter ergangen. Ob Brogan es
schafft?«
    Stone zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. Die Frage ist nur,
ob sie glücklich sein wird, wenn sie überlebt. Ich glaube nicht. Es würde Ihnen
sicher nicht anders ergehen, wenn Sie Ihr einziges Kind verloren hätten.«
Er schaute mich mitfühlend an. »Damit wollte ich nicht etwa andeuten, Megans
Tod hätte Sie nicht getroffen, aber Sie waren nicht ihre Mutter …«
    »Schon gut. Ich weiß, wie Sie es gemeint haben.«
    Stone seufzte und strich sich müde übers Gesicht. »Ich
hatte keine andere Wahl. Ich musste schießen.«
    »Ich weiß.«
    Stone zog eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche, zündete
sich eine an und blies den Rauch in die kalte Luft. »Sie hatten Recht. Meine
Wut hatte mein Denkvermögen getrübt.«
    »Ich verzeihe Ihnen. Nachdem Sie mir das Leben gerettet
haben, bin ich es Ihnen schuldig.«
    Auf Stones Gesicht erschien ein Lächeln. »Danke. Aber Sie halten
mich trotzdem für ein Arschloch, oder?«
    »Vielleicht werde ich meine Meinung in Zukunft ändern. Aber
warum sind Sie hierher gekommen? Sie konnten doch nicht ahnen, dass Lacy mich
umbringen wollte.«
    Stone schüttelte den Kopf. »Ich musste heute Nacht noch zwei
Dinge erledigen. Erstens wollte ich bei Lacy vorbeifahren, um ihr die Nachricht
von Patrick zu überbringen. Ich fand, sie hatte es verdient, die ganze Wahrheit
zu erfahren. Zweitens wollte ich zu Ihnen kommen, um mich zu entschuldigen.
Zuerst habe ich Lacy aufgesucht, aber sie war nicht zu Hause, und ich konnte
sie nicht übers Handy erreichen. Daher beschloss ich, diese Sache auf morgen zu
verschieben, und fuhr hierher. Als ich den ersten Schuss hörte, rannte ich los.
Aber wissen Sie was? Wenn ich recht darüber nachdenke, verstärkt sich mein
Eindruck immer mehr, dass mit Lacy etwas nicht stimmte.«
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte ich.
    »Als ich mit ihr telefoniert habe, bevor ich mit Lou zu ihr
fuhr, um sie erneut zu befragen, hörte sie sich an, als stände sie kurz vor
einem Zusammenbruch. Gestern habe ich sie dann angerufen, um zu fragen, ob
alles in Ordnung sei, und sie sagte, es gehe ihr gut. Den Eindruck hatte ich
allerdings ganz und gar nicht. Mir kam es eher so vor, als wäre sie mit ihren
Nerven am Ende und würde starke Medikamente nehmen, um ihre Probleme auf diese
Weise zu bekämpfen. Daher bat ich Norton, der mit einem Mitarbeiter des gerichtsmedizinischen
Instituts befreundet ist, diskrete Nachforschungen anzustellen. Es stellte sich
heraus, dass Lacy im letzten Jahr mehrmals in die psychiatrische Klinik
eingeliefert wurde. Sie hat eine harte Zeit hinter sich, und ich glaube, sie ist
nicht mehr ganz bei Sinnen.«
    Ich musterte Stone. »Steht jetzt ein anderer Stone vor mir,
der sich um andere Menschen Sorgen macht? Das würde Ihren Ruf ruinieren, wissen
Sie das?«
    »Verschonen Sie mich mit so einem Quatsch.«
    »Ich stehe noch unter Schock. Versprechen Sie mir, mich nie
mehr zu schikanieren? Nie mehr an meinen Worten zu zweifeln?«
    Stone runzelte die Stirn. »Sie verlangen viel von mir. Aber
ich werde Ihnen in Zukunft zuhören.«
    »Immerhin etwas.«
    Er strich über seine Halskrause und grinste. »Sagen Sie das
nicht, bis ich mit meinem Anwalt gesprochen habe. Er könnte mir raten, Sie zu
verklagen. Wäre es nicht besser, wenn Sie ins Krankenhaus fahren und Ihren Arm
richtig verbinden lassen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Später. Wenn es so schlimm wäre, hätten
die Sanitäter mich gleich mitgenommen. Jetzt muss ich erst mal richtig
ausschlafen. Ich habe seit zwei Tagen kaum ein Auge zugetan.«
    Stone stand auf und klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter.
»Ich glaube, im Augenblick wird nicht viel aus dem
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