Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
sonst acht Männer sofort ihre Waffen gezogen hätten. Ich hätte vielleicht ein paar erledigen können, aber früher oder später hätte einer von ihnen mich erledigt. Und ich konnte Quinn nicht von Beck trennen. Quinn würde Beck unter keinen Umständen loslassen und allein mit mir den Raum verlassen. Patt .
    Plan C.
    »Steck sie weg, Richard«, sagte ich.
    Horchen.
    »Nein.«
    Er hatte sich nicht bewegt. Ich ging den Ablauf nochmals in Gedanken durch. Herumwerfen. Schießen. Ich atmete tief durch, warf mich herum und schoss. Auf das Fenster dicht neben Richards Kopf. Das Geschoss durchschlug den Vorhang, traf den Fensterrahmen und sprengte ihn heraus. Ich rannte drei Schritte und hechtete durch die entstandene Öffnung. Rollte mich zweimal ab, rappelte mich auf und lief Richtung Felsen.
    Nach zwanzig Metern blieb ich stehen und schaute mich um. Die Vorhangreste bauschten sich im Wind, wehten aus dem Loch, das einmal ein Fenster gewesen war. Gelbliches Licht fiel ins Freie. Gestalten drängten sich hinter der zersplitterten Scheibe. Alles war in Bewegung. Der Vorhang, die Menschen. Dann fielen die ersten Schüsse. Geschosse umschwirrten mich. Sie trafen Felsen und schlugen Funken aus ihnen. Überall spritzten Steinsplitter weg. Die Schüsse klangen gedämpft. Das Geräusch ging im Heulen des Windes und im Tosen der Brandung fast unter.
    Ich fiel auf die Knie. Hob die Persuader. Dann hörte die Ballerei auf. Ich wartete ab. Der Vorhang verschwand. Jemand hatte ihn heruntergerissen. Licht flutete ins Freie. Ich beobachtete, wie Richard und Elizabeth vor die am Fenster stehende Gruppe gestoßen wurden. Kräftige Hände drehten ihnen die Arme auf den Rücken. Ich sah Quinns Gesicht über Richards Schulter auftauchen. Er zielte mit einer Pistole auf mich.
    »Erschieß mich doch!«, kreischte er.
    Ich sah einen von Quinns Leuten hinter Elizabeth stehen. Ihr Gesicht war vor Schmerz verzerrt. Sein rechtes Handgelenk ruhte auf ihrer Schulter. Sein Kopf blieb hinter ihrem. In der rechten Hand hielt er eine Pistole. Ich sah, wie jemand mit dem Griff einer anderen Waffe die Glassplitter aus dem Fensterrahmen schlug. Sobald das Glas entfernt war, wurde Richard nach vorn gestoßen. Er kniete einen Augenblick auf dem Fensterbrett. Dann schob Quinn ihn ganz hinaus und folgte ihm, benutzte ihn als Schutzschild.
    »Erschieß mich doch!«, schrie er wieder.
    Hinter ihm wurde Elizabeth aus dem Fenster gehoben, auf den Boden gestellt und nach hinten gezogen, um den Mann zu decken, der sie umklammert hielt. Ich konnte trotz der Dunkelheit ihr blasses Gesicht sehen. Ich wich zurück. Weitere Männer kletterten aus dem Fenster. Erst liefen sie planlos durcheinander, dann schlossen sie sich zusammen und bildeten einen Keil mit Richard und Elizabeth an der Spitze. Der Keil begann sich ruckartig, aber nicht sehr koordiniert auf mich zuzubewegen. Ich konnte fünf Pistolen ausmachen und wich noch weiter zurück. Dann fielen wieder Schüsse.
    Sie zielten absichtlich daneben, um mich in eine bestimmte Richtung zu treiben. Ich zog mich weiter zurück, zählte die Schüsse mit. Fünf Pistolen, volle Magazine, das waren zusammen fünfundsiebzig Schuss oder mehr. Sie hatten ungefähr fünfundzwanzig abgegeben. Ballerten nicht unkontrolliert einfach darauf los. Schossen in regelmäßigen Abständen von wenigen Sekunden auf die Felsen rechts und links neben mir. Rückten dabei wie eine Maschine weiter vor.
    Ich suchte mir einen Kerl rechts hinter Richard aus und zielte auf ihn. Aber er beobachtete, was ich tat, und drängte nach innen. Der Keil wurde zu einer Kolonne in Zweierreihen. Ich fand kein Ziel und wich Schritt für Schritt zurück.
    Mit dem linken Absatz ertastete ich den Rand von Harleys Felsspalt.
    Wasser flutete herauf und erfasste meinen Schuh. Ich stellte meinen rechten Fuß neben den linken, balancierte auf der Kante. Ich sah, dass Quinn grinste.
    »Sag gute Nacht!«, brüllte er.
    Der Kolonne wuchsen Arme, die Waffen in den Händen hielten. Sie auf mich richteten und auf einen Befehl warteten. Ich hörte, wie eine Woge sich unter mir brach. Das Wasser ergoss sich über meine Knöchel und die Felsen vor mir, verharrte einen Augenblick und flutete wieder zurück. Mein Blick fiel auf Elizabeth und Richard. Ich betrachtete ihre Gesichter, holte tief Luft und sagte mir: Ihr beide oder ich. Ich ließ die Persuader fallen und warf mich rückwärts ins Wasser.
    Als Erstes kam der Kälteschock, dann hatte ich das Gefühl, von einem hohen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher