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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser
Autoren: Richard Dübell
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Brillanten, lagen auf seinen Schenkeln. Der hochgewachsene Körper ruhte in sich selbst und in der Gewißheit der Machtfülle, die seine Haltung ausdrückte. Es bedurfte nicht mehr des teuren Purpurmantels, der neben ihm auf der Truhe lag, oder des schwarzen Rocks mit silbergefaßten Säumen, um zu zeigen, daß der Besucher ein Mann war, der im allgemeinen erhielt, was er begehrte.
    Raimund sagte: »Philipp, dies ist Kardinal Giovanni da Uzzano aus Florenz, ein sehr guter Freund aus den Zeiten des Pilgerzugs ins Heilige Land«, und Philipp beugte das Knie und empfing einen Segen aus der mit schweren Ringen gepanzerten Hand. Er blieb mit gesenktem Haupt auf dem Boden knien, bis der Kardinal ihn aufforderte, wieder aufzustehen.
    »Dein Herr hat mir viel Gutes über dich berichtet, mein Sohn«, sagte der Kardinal mit einem schweren Akzent, der ob seiner sonstigen vollkommenen Erscheinung erstaunlich wirkte; hinter jeder Wortendung schien ér noch einen Vokal anzuhängen, als versuche er unbewußt, die südliche Wortmelodie in die harte nordische Sprache zu bringen. »Du wirst mir – und der Kirche – einen sehr guten Dienst erweisen können.«
    Philipp senkte die Brauen, um das mißtrauische Funkeln in seinen Augen zu verbergen. Der Kirche zu dienen bedeutete in seinen Augen, die Kutte zu tragen und Mitgliedschaft in einer Gemeinschaft zu heucheln, die ihn schon in seiner Novizenzeit nicht aufgenommen hatte. Es war kein Bild, das freundliche Gefühle in ihm weckte. Er wußte außerdem, daß er das Begehren des Kardinals kaum würde ablehnen können, da es in Raimunds Gegenwart und mit dessen Billigung ausgesprochen worden war. Er senkte den Kopf und trat von einem Fuß auf den anderen, ohne etwas zu erwidern.
    »Was weißt du von den Zügen ins Heilige Land?« fragte der Kardinal.
    »Was man so weiß«, brummte Philipp. »Kaiser Frederico hat sein Heer vor die Tore Jerusalems geführt und es erobert, ohne einen Tropfen Christenblutes zu vergießen. Und das, obwohl sich die Christen in Palästina und sogar«, er überlegte, ob er weitersprechen sollte, aber er sprach nur das aus, was sein Herr ihm erzählt hatte, »der Heilige Vater gegen ihn stellten.«
    »Ach, ach«, seufzte der Kardinal, »das ist die übliche grobe Verallgemeinerung. Nun, die Christenheit hat insgesamt sechs Züge ins Heilige Land durchgeführt, wovon allerdings zwei die närrischen Unternehmungen irregeleiteter Kinder waren, die auf ihrem Weg entweder von Wölfen gefressen oder in die Sklaverei verkauft wurden. Die anderen vier waren mehr oder weniger erfolgreich, haben es aber nicht vermocht, die Heilige Stadt Jerusalem, das Zentrum der Welt, der Christenheit auf Dauer zu sichern. Das hat auch der Zug des Ketzers Frederico nicht vermocht; aber sein Unternehmen ist das einzige, das von einem absolut schändlichen Friedensschluß mit dem Sultan von Ägypten gekrönt wurde – einem Erzheiden, der das Blut der Christen aus ihren Hirnschalen trank und dessen Hurenhofhaltung der Ketzer auch noch übernommen hat.
    Das muß man berücksichtigen, wenn man davon spricht, daß der Heilige Vater diesen Pilgerzug nicht anerkannte.« »Was in letzter Konsequenz den Aufstand der Palästina-Christen, einen Krieg in ganz Vorderasien, die Plünderung Jerusalems, das der Kaiser in seinem Vertrag friedlich erhalten hatte, und den Fall der Heiligen Stadt an die türkischen Heiden zur Folge hatte«, sagte Raimund und gönnte dem Kardinal ein spöttisches Lächeln. Der Kardinal antwortete mit einem Blick aus dem Augenwinkel und grinste dann breit, als habe er mit seinen Ausführungen nur einer lästigen Pflicht genügt und wäre nun wieder der Privatmann, der sich eine eigene Meinung erlaubte. Sein Schulterzucken wirkte, als wollte er sagen: So etwas passiert, wenn man die Sache Anfängern überläßt. Du und ich, wir hätten die Geschichte anders zu Ende gebracht. Er wandte sich wieder an Philipp. »Dein Herr und ich, wir haben den Ketzerkaiser auf dem Pilgerzug begleitet und sowohl die Weigerung der Christen in Palästina, sein Heer zu verstärken, als auch die darauffolgenden Verhandlungen mit dem Sultan al-Kamil erlebt. Zugegeben, ohne Fredericos Erfolg bei den Verhandlungen wären wir alle miteinander unter den Schwertern der Heiden umgekommen. Aber die meisten von uns«, und er ließ den Satz einen Augenblick in der Luft hängen, so daß man sich fragen konnte, ob er und Philipps Herr zu diesen meisten gehört hatten oder zu einer andersdenkenden Minderheit,
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