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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser
Autoren: Richard Dübell
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»die meisten von uns hätten den Tod im Krieg gegen die Heiden dieser schändlichen Rückkehr vorgezogen. Und es gibt einige, die dieser unselige Zug zudem noch persönlich ins Unglück gestürzt hat. Hier in der Nähe lebt einer jener ehrbaren Männer, denen daraus nur Böses erwachsen ist, und es ist unsere Pflicht, ihm zu helfen.«
    »Der Mann hat aber Geduld«, bemerkte Philipp. »Der Zug gegen die Heiden ist fünfzehn Jahre her.«
    »Gottes Mühlen mahlen langsam«, erklärte der Kardinal unbewegt. »Und du sollst Gottes Müller sein.«
    »Ich fühle mich geehrt«, sagte Philipp mit ebenso unbewegtem Gesicht. Er wandte sich an seinen Herrn. »Kennt Ihr den Mann, oder kenne ich ihn? Wenn er wohlhabend ist, sollten wir seinen Namen zumindest gehört haben.«
    Philipps Herr schüttelte den Kopf. »Mir persönlich sagt der Name nichts: Radolf Vacillarius.«
    »Er ist auch nicht sehr wohlhabend, fürchte ich«, seufzte der Kardinal. »Weder an Vermögen noch an Verbündeten.«
    Raimund zuckte mit den Schultern. »Ich kenne den Besitz. Bisher dachte ich allerdings, es sei ein Lehen des Herzogs, aber Giovanni hat mich eines Besseren belehrt.«
    »Es gehörte bis vor gut zwanzig Jahren zum Herzogtum Niederlothringen«, erklärte der Kardinal. »Damals hat der Herzog es mit dem Bischof von Köln gegen ein anderes Stück Land eingetauscht. Der Besitz beinhaltet ein Dorf mit dessen Feldern, einen Anteil an einem dichten Wald und Anteile an einer Erzmine im Nordosten Kölns. Ein befestigtes Haus steht darauf, in dem Radolf wohnt – zum Bau einer Burg erteilte der König nie die Erlaubnis.«
    Der Kardinal schwieg, als erachte er die restlichen Details der Besitzverhältnisse für nicht erwähnenswert. Nach einer Weile räusperte sich Philipp und fragte: »Was genau erwartet Ihr von mir, Exzellenz?«
    »Es ist recht einfach. Bei der Hochzeit Herrn Radolfs mit seinem Weib gingen Teile ihrer Ansprüche an den Erzvorkommen, die ihrer Familie gehörten, als Mitgift an Herrn Radolf über. Während seiner Abwesenheit im HeiligenLand nützte die Familie seines Weibes die Gelegenheit, diese Mitgift für nichtig erklären zu lassen. Da das Land, welches zu seinem Besitz gehört, nicht besonders fruchtbar ist und auch keine große Ausdehnung besitzt, versiegte damit die einzige nennenswerte Einkommensquelle Radolfs. Wäre er nicht jenem unseligen Zug zum Heiligen Land gefolgt, hätte ihn die Familie seines Weibes niemals übervorteilen können.«
    »Er hätte nach seiner Rückkehr Einspruch gegen die Besitzansprüche erheben können«, sagte Philipp. Der Kardinal lächelte.
    »Herr Radolf war an Körper und Seele krank, als er zurückkam; ein Wrack, das sein Gesinde und seine Familie kaum erkannten. Es dauerte lange, bis er sich erholt hatte und soweit war, den Kampf gegen die Betrüger aufzunehmen.«
    »Sicherlich nicht so lange, als daß sich seine Rechtsansprüche nicht mehr hätten nachvollziehen lassen«, widersprach Philipp hartnäckig. Sein Herr hob eine Augenbraue, aber er schmunzelte.
    Der Kardinal seufzte und machte ein bedauerndes Geräusch mit der Zunge.
    »Liebe«, sagte er und verdrehte die Augen. »Soweit man es mir erzählt hat, hat Herr Radolf während des Kreuzzugs nicht den wohlfeilen Weibern nachgestellt, die dem Heerzug folgten, sondern Gedichte für sein Weib verfaßt.« Er lächelte kalt. »Man mag ihn einen Narren heißen, der die Ehe mit der Liebe verwechselt, aber es ist nun einmal passiert; und Radolf war ein zu treuer Diener des Kreuzes und wackerer Krieger, als daß man es zulassen dürfte, daß sein kleiner Charakterfehler sich derartig rächt.«
    Raimund lachte und sagte: »Ist es nicht die Absicht derKirche, daß in einer Ehe die Liebe aus der Pflicht erwachsen soll?«
    »Die Liebe«, rief der Kardinal und warf beide Arme in die Luft, »aber doch nicht die Blindheit.« Er wandte sich wieder Philipp zu und fuhr fort: »Aus Liebe zu seinem Weib hat Herr Radolf keine rechtlichen Schritte gegen ihre Familie unternommen. Er hat wohl versucht, sich gütlich mit ihnen zu einigen, letztlich jedoch nichts erreicht. Ich glaube, er hat auch darauf gewartet, daß ihm ein männlicher Erbe beschert würde; ohne ihm zu nahe treten zu wollen, schätze ich ihn doch so ein, daß ihm ohne einen Sohn der rechte Antrieb dazu fehlte, um für sein Recht und das Erbrecht seiner Nachfahren zu streiten. Wie dem auch sei, sein Weib ist letzten Winter heimgerufen worden, und nun hat er sich aufgerafft und mich gebeten, wenigstens
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