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Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser

Titel: Der Jahrtausendkaiser: Der Jahrtausendkaiser
Autoren: Richard Dübell
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seine Hand über mich. Ich war noch für etwas vorgesehen.«
    »Das habt Ihr Euch sicher nicht gedacht.«
    »Nein, das hat Giovanni mir so erklärt. Wir lernten uns während der Pilgerfahrt kennen. Ich weiß nicht, warum er meine Freundschaft suchte. Aber er war es, der es schaffte, daß ich in meinem Leben wieder etwas Gottgewolltes sah. Er war immer mein bester Freund; bis heute morgen.«
    Philipp sagte gegen seinen Willen: »Auf seine Weise liebt er Euch.«
    »Ich hätte ihn getötet, wenn er dich nicht hätte ziehen lassen.«
    Sie schwiegen; weil es noch so viel zu sagen gab, sagten sie nichts mehr. Philipp dachte an Dionisia, mit Bastulf auf der Reise in irgendein Kloster, vermutlich gut versteckt inmitten einer Pilgergruppe. Er fühlte Dankbarkeit, daß Albert und seine Männer sie nicht in die Hände bekommen hatten. Dionisia – die dieselbe Mutter hatte wie er. Ich habe eine Schwester , dachte er, die ihren wirklichen Vater nicht kannte, so wie ich bis heute, die ich ins Kloster verbannt habe, so wie ich dereinst ins Kloster verbannt worden bin.
    Philipp schaute wieder auf Aude hinunter, als könnte er von ihr Rat holen. Ihr Anblick vermischte sich plötzlich mit der Erinnerung an Raimunds tränenüberströmtes Gesicht. Er fühlte, wie sich ein heißer Knoten in ihm bildete. Johannes, den er niemals seinen Freund hatte sein lassen, der Gefangene im Kloster. Galbert, der sein Freund gewesen war, ohne daß Philipp es bemerkt hatte, tot an irgendeinem Wegrand. Minstrel, der sein Freund hätte sein können, ebenfalls tot. Dionisia, seine Schwester, verrückt und ihr Leben hinter einem falschen Namen und dem Nonnenschleier verschwendend. Es blieben Aude und Raimund. Die Frau, die er liebte, und der Mann, der sein Vater war. Aude und Raimund. Aude.
    »Ich liebe sie«, sagte Philipp einfach.
    »Ja, ich weiß. Sie ist deiner Liebe wert.«
    Philipp sah ihn an. Plötzlich wünschte er sich, er könnte weinen wie sein Vater, aber es gelang ihm nicht. Raimund saß mit hängenden Schultern neben ihm, die Hände kraftlos in den Schoß gelegt.
    Er sah alt aus. Hinter ihnen stocherten Bruno und sein Gefährte verlegen im Feuer herum und wünschten sich, sie seien wieder zurück auf dem Hof.
    Einer nach dem anderen begannen die Vögel im Wald zu singen.
    Die Nacht war vorbei.
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