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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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übergeben hatte, mit der Bitte darauf aufzupassen, bis er es wieder zurückfordern würde.
    Plötzlich hatte Katie es sehr eilig. Schnell die Bilder trocknen und dann ab nach Hause. Sie würde dieses Päckchen öffnen. Vielleicht fand sie darin einen Hinweis, was mit Charles geschehen war.
    Draußen auf dem Gang waren Schritte zu hören. Sie zuckte zusammen. Wer war da? Chuck Hartley hatte außer ihr als einziger an diesem späten Abend gearbeitet, und der war vor etwa einer halben Stunde gegangen. Katie spürte unmittelbare nackte Angst, obwohl sie nicht genau hätte sagen können, warum.
    Leise schlich sie zur Tür des Fotolabors und legte ihr rechtes Ohr an das kühle Metall.
    Nichts.
    Sie horchte noch etwa eine Minute angestrengt nach draußen, bevor sie sich entschloß, der Sache auf den Grund zu gehen. Aber als sie gerade die Klinke herunterdrücken wollte, blieb ihr fast das Herz stehen. Draußen klappte mit schrecklich lautem Geräusch die feuerfeste Tür zum Treppenhaus zu.
    Zitternd vor Angst blieb die Fotografin eine weitere Viertelstunde in der Dunkelkammer stehen. Dann wagte sie sich endlich auf den Flur. Kein Geräusch, niemand zu sehen. Sie ging leise von Labor zu Labor und warf überall einen Blick hinein.
    Niemand da. Oder vielmehr, nicht mehr da.
    Nachdenklich blieb Katie an Charles Kossoffs Schreibtisch stehen und betrachtete traurig die Hinterlassenschaften ihres toten Freundes. Wenige Sekunden später traf sie die Erkenntnis wie ein glühender Pfeil. Plötzlich wußte sie, was die Geräusche bedeuteten, die sie vorhin gehört hatte.

London, Großbritannien
    E in Morgen wie Samt und Seide.
    Gähnend stand Idwood Green auf der Dachterrasse seiner Wohnung im Stadtteil Edgware. Unter ihm lag das Häusermeer der britischen Hauptstadt. Der klare blaue Himmel über der Metropole wurde von der frühen Morgensonne erhellt.
    So müßte das Wetter hier immer daherkommen, dachte Green und strich sich über die Bartstoppeln. Dann brauchte man nicht dauernd nach Griechenland zu hetzen, um angenehme Außentemperaturen zu genießen!
    Er drehte sich um und ging in die Wohnung, während er tiefschürfenden Gedanken über den Unterschied zwischen Porridge und Tsatsiki nachhing. Nein, allein am Wetter lag es wohl auch nicht!
    Er ging in die Küche. In der Mitte des Raums stand das Prunkstück: ein alter Kohleherd mit buntbemalten Emailklappen und Wasserreservoir. Green liebte diesen Herd, an dem er hin und wieder seinen Kochambitionen nachging. Für Alltagsbedürfnisse war die Bedienung allerdings etwas umständlich, und die Raucherzeugung war auch nicht besonders umweltfreundlich. Vor allen Dingen dann nicht, wenn als Ergebnis nur eine Kanne Kaffee herauskam. Deshalb schaltete Green die elektrische Kaffeemaschine ein und setzte den Toaster in Betrieb. Dann strebte er zurück auf die Dachterrasse. Dort stand nämlich seit gestern abend sein Bett.
    Jeannes Augen waren noch geschlossen. Die blonde Schönheit schlief tief und fest. Idwood Green betrachtete sie zärtlich. In den letzten drei Jahren war sie zum unverzichtbaren Bestandteil seines Lebens und Denkens geworden. Hoffentlich würde sich das nie ändern.
    Nun rekelte sie sich wie eine verschlafene Katze und drehte sich auf die andere Seite. Green gähnte. Viel Schlaf war ihnen beiden heute nacht ja auch weiß Gott nicht vergönnt gewesen. Nach dem Essen hatten sie Charles Kossoffs Schwester nach Hause gebracht und waren dann nach Edgware gefahren. Bewaffnet mit zwei Flaschen Sekt hatten sie sich zu dem Entschluß durchgerungen, das Bett auf die Terrasse zu schieben, weil frische Luft gut für die Gesundheit sein soll.
    Zum Glück ist die Terrasse uneinsehbar, dachte Green schmunzelnd. Obwohl … die Nachbarn hätten bestimmt ihre helle Freude gehabt. Aber gesund war's bestimmt – im Freien.
    Er zog die Bettdecke ein wenig zurück und hauchte seiner Freundin einen zarten Kuß zwischen die wohlgeformten Brüste.
    »Jeanne, aufwachen! Kaffee, Toast, wartendes Tagewerk!«
    Langsam schlug sie die Augen auf und gähnte herzhaft. Dann blinzelte sie erstaunt hinauf in den blauen Himmel. »Mein Gott, wo bin ich?« fragte sie verdattert.
    »Sag einfach Idwood zu mir, Allerliebste«, lachte Green und küßte sie auf die Stirn. »Auch wenn es dir so vorkommt, als seist du im Himmel!«
    Jeanne richtete sich auf, legte ihm die Arme um den Hals und schmiegte ihren Kopf an seine Wange. »Wo nimmst du blöder Kerl bloß schon am frühen Morgen diese Sprüche her?« fragte
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