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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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nein. Warte mal, deshalb ist mir seine jetzige Adresse in dem Artikel auch aufgefallen. Sieh an, in Yale, dachte ich. Er hatte nämlich bei einem kommerziellen Biolabor angeheuert, als er hier wegging. Und da ist es relativ selten, daß einer in die Universitätsforschung zurückkehrt.« Er grinste Green an. »Etwa so selten, wie wenn einer vom Geheimdienst hierher zurückkommt.«
    Green grinste zurück. »Du bist ein Schatz, Sam, wirklich. Weißt du zufällig auch noch den Namen dieser Firma?«
    »Keine Ahnung. Ich kannte ihn ja auch kaum. Allerdings spukt so etwas wie Irland durch mein Hirn. Ja, kann sein, daß der Laden in Irland war. Aber, wie gesagt, die reine Spekulation.«
    »Schon gut, Sam. Du hast mir trotzdem sehr geholfen. Wann gehen wir wieder mal einen übern Durst trinken?«
    O'Brien lachte. »Wann du willst, Quartalssäufer. Im Moment bin ich nicht besonders im Streß. Warum nicht nächste Woche?«
    »Klingt gut. Hör zu, Sam, ich ruf dich an, okay? Mitunter kommt mir schon mal was dazwischen.«
    »Ja, ja, wenn das Vaterland ruft!« foppte O'Brien. »Immer noch als James-Bond-Imitator im Außendienst tätig?«
    Green nickte. »Meine Fälle werden allerdings sicher nicht verfilmt.«
    »Sie sind wahrscheinlich viel zu geheim, oder?«
    »Nein«, gab Green zurück, »es gibt zuwenig hübsche weibliche Hauptdarstellerinnen.«
    O'Brien streckte ihm die Rechte entgegen. »Hau bloß ab! Und denk daran: Du willst mich anrufen!«
    Green schlug ein. »Ich denk dran, Sam. Bis bald!«

Mercedes, Uruguay
    E in Gaucho auf dem Drahtesel.
    Knappe zehn Kilometer südöstlich von Mercedes durchschnitt die Straße nach Dolores weite Sonnenblumenfelder. Hin und wieder zweigten unbefestigte Wege von der geteerten Fahrbahn ab. Sie führten durch die Felder zu kleinen Ansammlungen von Holzhütten, in denen die Landarbeiter der Gegend wohnten.
    Pedro Suevas trat in die Pedale. Wie an jedem Abend kehrte er kurz nach sieben von seiner Arbeit nach Hause zurück.
    Pedro war Viehhirte. Und solange er denken konnte, waren alle Männer der Familie Suevas Gauchos gewesen. Arm und stolz. Genau wie er jetzt.
    Pedro fröstelte. Der kühle Winter machte ihm zu schaffen. Die Grippe, die er sich eingefangen hatte, war nicht von schlechten Eltern. Hoffentlich wurde es nicht schlimmer damit. Wenn er nicht auf der Farm auftauchte, bekam er auch keinen Lohn. Die Großgrundbesitzer, bei denen sein Großvater gearbeitet hatte, waren da noch humaner gewesen. Aber bei Breedwell Farms Inc. ging es um die billige Produktion von Rindfleisch. Und arme, arbeitsuchende Viehhirten, vor allem jüngere als ihn, gab es zuhauf.
    Pedro hielt vor der Tür seiner Hütte. Dunkelgrauer Rauch quoll aus dem windschiefen Schornstein. Carmelita kochte wohl schon das Abendessen. Von einem Hustenanfall geschüttelt, betrat der kleine Viehhirte die Wohnküche. Carmelita kam ihm entgegen. »Das hört sich aber nicht besonders gut an, Pedrito«, sagte sie besorgt und hauchte ihm zärtlich einen Kuß auf die Wange. Dann legte sie ihm die Hand auf die Stirn. »Dir steht ja der kalte Schweiß auf der Haut. Du scheinst Fieber bekommen zu haben. Komm, leg dich aufs Sofa. Ich werde dir eine Decke holen und einen Wadenwickel machen.«
    Pedro fühlte sich tatsächlich hundeelend. Deshalb verzichtete er auf Gegenwehr, obwohl er übertriebene Fürsorge nicht sehr schätzte.
    »Am besten wird sein, du bleibst ein, zwei Tage zu Hause«, schlug Carmelita vor, während sie ihn in eine dicke Wolldecke einwickelte.
    »Du weißt genausogut wie ich, daß wir es uns nicht leisten können, auf einen oder gar zwei Tageslöhne zu verzichten.«
    »Papperlapapp«, meinte Carmelita. »Ich habe noch zwei alte Halsketten von meiner Tante, die ich in Mercedes verkaufen kann. Und selbst wenn wir ein paar Tage lang weniger essen – die Hauptsache ist, daß du wieder gesund wirst! Wenn du arbeiten gehst, nimmst du sowieso keine Rücksicht auf dich. Ich kenne dich! Aber den starken Mann zu markieren hilft uns jetzt nicht! Nein, nein! Du bleibst hier, wo ich auf dich aufpassen kann.« Sie lächelte ihn liebevoll an und streichelte ihm über die dunklen, hier und da ein wenig angegrauten Haare.
    Pedro hatte ihre letzten Worte schon nicht mehr genau verstanden. Ermattet war er eingeschlafen.

New York, USA
    M it zehnminütiger Verspätung berührten die Gummireifen des British-Airways-Jumbos die Betonpiste der Landebahn Charlie des John F. Kennedy Airports. Das quietschende Geräusch des ersten Kontakts
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