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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt
Autoren: Linda Budinger
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John D. Highs Büro. »Übrigens, Sie werden in der Klinik aus Sicherheitsgründen inkognito bleiben und keinen Kontakt zum G-Team aufnehmen, verstanden?«
    Sie packte ihre Unterlagen zusammen und drückte Cotton einen braunen Umschlag in die Hand.
    »Hier sind Ihre falschen Papiere und Ihre angebliche Krankengeschichte. Sarah Hunter steht als Ihre vorgebliche Hausärztin mit der Klinik in Verbindung und hält uns über Ihre Genesung auf dem Laufenden. Ich verlasse mich darauf, dass Sie alles genauestens studieren, damit Ihr Hintergrund wasserdicht ist. Dann wäre wohl alles geklärt, oder?« Decker blickte ihn fragend an, eine Augenbraue hochgezogen, als rechnete sie mit einem Protest.
    Cotton zuckte die Achseln. »Habe ich eine Wahl?«
    »Nein. Und machen Sie es den Ärzten nicht unnötig schwer. Keine spontanen Selbstentlassungen, bitte. Mr High hat sich da unmissverständlich ausgedrückt. Wenn Sie die Sache schmeißen, sind Sie aus dem Team.«
    Decker glättete eine Falte an ihrer Hose.
    »Am besten, Sie werden so rasch wie möglich gesund, Cotton. Wir brauchen Sie hier.«
    Niemand musste ihm das sagen. Cotton biss zum zweiten Mal an diesem Tag die Zähne zusammen.

3
    Montag, 14. Juli, Belfort-Privatklinik, New York
    Belfort war eine Klinik der besonderen Art, mehr Hotel als Krankenhaus. Nur Einzelzimmer, keine weißen Kittel, stattdessen überall Pastelltöne, gedämpfte Türen und Telefonverbot für Patienten. Cotton fühlte sich in dieser wohlmeinenden Umgebung tatsächlich wie Ken , unter dessen Alias ereingecheckt hatte.
    Während er sich unauffällig einen Überblick über die Anlage verschaffte, kam auch schon die Barbie dieses alternativen Traumhauses. Eine gepflegt aussehende Dame mit slawischen Wangenknochen, im Bleistiftrock und mit mintgrüner Bluse begrüßte ihn lächelnd. »Ich bin Doktor Sheffer, die Leiterin der Klinik. Sie müssen Mr Mitchell sein, unser Neuzugang. Ich hoffe, es gefällt Ihnen hier.«
    Nach dem Small Talk kam Dr. Sheffer zum Wesentlichen:»Ihr Termin zur Aufnahmeuntersuchung ist um 15 Uhr im Flügel 3b. Seien Sie bitte pünktlich. Aber keine Hektik. Wir legen Wert auf eine Atmosphäre der Ruhe und der Konzentration auf das Wesentliche.«
    Cotton nickte. Wenigstens hatte er wohlweislich etwas Hochprozentiges zum leiblichen Wohl eingeschmugggelt. »Deswegen gibt es wohl auch keine TV-Geräte auf den Zimmern, nicht wahr?«
    »Ganz recht. Sie können jederzeit das Fernsehzimmer benutzen. Und in der Lounge wartet eine Auswahl regionaler und überregionaler Zeitungen.« Sheffer verabschiedete sich.
    Cottons Mobiltelefon funktionierte im Gebäude nicht. Er musste sich zum Telefonieren weit aus dem Fenster seines Zimmers lehnen oder in den Park gehen, der – zusammen mit der hohen Außenmauer – das Gelände von den umliegenden Grundstücken abriegelte. Eine Laufstrecke zog sich im Schatten der Ringmauer um das Klinikgelände.
    Schon bei der Anfahrt war Cotton ein parkendes Auto aufgefallen, das nicht so recht in diese Gegend mit Vorortcharme passte. Immer noch stand der silbergraue Chrysler 300 C Touring am Straßenrand bei der Klinik. Inzwischen waren die Insassen ausgestiegen und spazierten um das Gelände herum.
    Bei ihrem Anblick schrillten in Cotton sämtliche Alarmglocken. Es waren zwei breit gebaute Männer in Anzügen mit Sonnenbrille. Auch wenn die Sakkos sommerlich hell waren, mochte darunter leicht die eine oder andere Waffe in einem Schulterhalfter stecken. Die Schlägertypen ließen die Klinik keine Sekunde aus den Augen.
    Cotton beschloss, die Männer seinerseits im Auge zu behalten.

4
    Dienstag, 15. Juli, Belfort-Privatklinik
    Nach dem Aufnahmetag voller Nadeln, Einführungsgesprächen und Diätplänen begann am nächsten Vormittag Cottons Behandlung.
    Der mit Makrofotos von Insekten dekorierte Bereich war hell, wie alle Zimmer im Krankenhaus. Und er duftete genauso nach Zitronengras, anstatt nach scharfen Desinfektionsmitteln. Doch unter dem Zitrusduft lag ein bitterer Geruch nach Krankheit und ein Hauch von Verwesung. Es roch wie Cottons Wunde.
    Neben Cotton ruhte ein übergewichtiger Mann namens Shultz auf einer Liege. Er hatte seine verbundene Wade hochgelagert.
    »Und Sie hat es in den eigenen vier Wänden erwischt?«, fragte er nun.
    »Ja, bei der Renovierung«, antwortete Cotton knapp. Dank Deckers Legende stand er da wie ein ungeschickter Trottel. Ob sie das mit Absicht gemacht hatte? Zuzutrauen wäre es ihr.
    »Heimwerken ist die häusliche Todesursache
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