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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt
Autoren: Linda Budinger
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ein Messer als Hebel an den Deckel der ersten Flasche. Cottons Hand schmerzte noch höllisch von dem Schuss, der ihm die Pistole aus den Fingern geprellt hatte, aber darauf durfte er keine Rücksicht nehmen.
    Wie ein Quarterback stürmte Cotton zwischen den Mann und die Flaschen. Er versetzte Miller einen Fausthieb und schleuderte ihn mit dem Schwung seines Körpers weg von den Behältern.
    Miller sprang auf und führte das Messer in einem stumpfen Winkel auf Cotton zu. Die Klinge durchtrennte seinen Jackenärmel und schlitzte ihm den rechten Arm auf. Der Schmerz fuhr wie eine Feuernadel von der Wunde bis in die Schulter. Cotton wischte das Messer aus Millers Griff und rammte dem Mann den Ellbogen ins Gesicht. Miller stürzte auf den Rücken und trat wütend nach den Flaschen.
    Sofort warf Cotton sich über die Konstruktion und schirmte sie vor den Tritten ab.
    Miller sprang vor, deckte ihn mit einem wütenden Hagel ungezielter Schläge ein, die jedoch nur Cottons Rücken trafen. Mit tauben Fingern schob Cotton die Biobombe zurück in den Kühlbehälter. Jedes bisschen Schutz konnte für Tausende von Menschen den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.
    Miller hatte sich inzwischen aufgerappelt und hechtete zum Messer, stolperte jedoch. Schnell wie eine Kobra fuhr Cotton herum. Mit einem Ellbogenstoß gegen den Unterarm des Gegners parierte er die Klinge. »Wo ist der Zünder?«, keuchte er und riss dem Virologen mit der linken Hand die Maske vom Gesicht. »Gib auf, Mann!«
    In diesem Moment sah er die Zündvorrichtung im Gras. Sie war aus der Manteltasche seines Gegners gefallen. Miller folgte Cottons Blick und grinste. Er hatte nichts mehr zu verlieren, und das wusste er.
    Miller griff zu.
    Verdammt, ich hasse Fanatiker! Cotton täuschte an, drehte sich zur Seite und hämmerte Miller die rechte Faust gegen das Knie. Miller knickte weg. Seine Hand verfehlte das Ziel.
    Stattdessen schloss sich Cottons Linke um den Zünder, als hielte er ein rohes Ei.
    Dann näherten sich schnelle, schwere Schritte. Handschellen klickten, und Brandenburg klärte Miller über seine Rechte auf.
    Es war vorbei.

2
    Montag, 14. Juli, Cyberedge-Gebäude, Hauptquartier des G-Teams. John D. Highs Büro
    »Schön, Sie wieder hier zu sehen, Cotton«, sagte der Chef des G-Teams, der geheimen Spezialeinheit des FBI, der Cotton seit Kurzem angehörte.
    »Danke, Sir«, antwortete Cotton.
    Mr High stand von seinem Schreibtischstuhl auf und streckte dem jüngsten Mitglied seiner Spezialtruppe die Hand entgegen. Cotton wollte einschlagen, doch High beugte sich leicht vor. Statt der Hand drückte er Cottons rechten Arm unterhalb des Ellbogens.
    Cotton zuckte bei dem aufflammenden Schmerz zusammen. Wieder einmal staunte er über John D. High. Den Adleraugen seines Vorgesetzten entging so gut wie nichts.
    »Dann sind Sie sicher ganz okay?«
    »Ja, Sir.« Cotton hielt dem prüfenden Blick des dunkelhäutigen, hochgewachsenen Mannes stand.
    High deutete auf einen Stuhl und setzte sich dann selbst. Mit zwei Tastaturanschlägen holte er ein Dokument auf den Bildschirm.
    Verstohlen rieb Cotton sich über die Verletzung. Der Schnitt, den Miller ihm im Park verpasst hatte, war immer noch offen, ringsum gerötet und berührungsempfindlich.
    »Sie haben sich also vor drei Tagen selbst aus dem Krankenhaus entlassen«, sagte John D. High. »Gegen den Rat der Ärzte.«
    »Ich bin wieder gesund.« Cotton war nach einer Woche in der Quarantänestation die Decke auf den Kopf gefallen. Niemand rückte mit der Sprache heraus, wieso er überhaupt im Krankenhaus bleiben sollte.
    »Dann sind übers lange Wochenende also die – ich zitiere aus dem Abschlussbericht – ›beginnenden Nekrosen am Unterarm‹ vollständig verschwunden. Immerhin haben Sie ja den neuen Kotflügel für Ihren Jaguar eingebaut, was bestimmt eine heilsame Erfahrung war.«
    Cotton schluckte. Woher weiß er das schon wieder? »Ist noch ein bisschen empfindlich, die Stelle, aber es geht schon.«
    »Es wundert mich, dass Sie noch nicht angefangen haben, sich selbst die Fäden zu ziehen, Cotton.«
    Cotton presste die Zähne aufeinander, bis der Kiefer zu schmerzen anfing. Er war kurz davor gewesen, genau das zu tun.
    »Was denken Sie eigentlich, was Sie hier machen?« Highs Stimme wurde eine Nuance schärfer.
    »Ich könnte am Rechner sitzen und Zeerookah helfen, Sir.« Nach zehn Tagen Zwangsurlaub strotzte Cotton vor Tatendrang. »Ist doch nur der Arm. Ich hatte schon schlimmere
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