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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt
Autoren: Linda Budinger
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wenn ich mit dir unterwegs bin.«
    »Ich hab eben den richtigen Riecher.« Es war purer Zufall, dass Cotton auf der 31. Straße unterwegs gewesen war, als das Hauptquartier den Tipp erhalten und sämtliche Agenten zum Einsatz gerufen hatte. Eine Verkehrskamera unweit des East River hatte den Verdächtigen aufgezeichnet.
    Cotton war mit einem Dienstwagen zum Astoria Park gefahren und hatte sich dort an Joe Brandenburg gehängt, der mit seinen Männern routinemäßig die Feierlichkeiten überwachte. Bandenburg war einer der wenigen Außenstehenden, die von der Existenz des ansonsten streng geheimen G-Teams wussten.
    Nun hielt Cotton seine Pistole an den Körper gedrückt und halb im Ärmel der Lederjacke versteckt. »Verstärkung ist unterwegs«, sagte er zu Brandenburg. »Aber ich könnte die Sache jetzt gleich beenden.«
    »Heilige Scheiße, nein!« Brandenburg fuchtelte mit der gefalteten Zeitung herum. »Kein freies Schussfeld. Eine Massenpanik fehlt bei dem ganzen Affenzirkus gerade noch.« Dann sprach er in sein Ohrmikrofon. »Ich brauche sämtliche verfügbaren Officers im Astoria Park. Verdächtiger bewegt sich Richtung Strand … Was? Ja, nehmt die Absperrungen der verdammten Parade.«
    Er wandte sich wieder an Cotton. »Sie schließen den Eingang und leiten die Leute weg vom Ufer. Wenn die Jungs kommen, drängen wir Miller in Richtung Tennisplatz und nehmen ihn hoch.«
    »Ich fürchte, dafür ist es zu spät«, erwiderte Cotton angespannt und wies nach vorne.
    Geisterhaft fing sich das Mondlicht in den belaubten Ästen der Bäume. Miller kniete auf einem kleinen, grasbewachsenen Hügel und klappte die Kühlbox auf. Trockeneisdampf quoll heraus. Er zog eine Gasmaske hervor und streifte sie sich über den Kopf. Im stroboskopartigen Flackern eines Römischen Lichts wirkte er wie ein fremdartiges, riesiges Insekt.
    Dann griff er in die Kühlbox.
    »Halt mir den Rücken frei, Joe«, rief Cotton. Ein direkter Kopftreffer würde Miller außer Gefecht setzten.
    Cotton schätzte Entfernung und Schusswinkel ab, hob den Arm und visierte Miller an. Im selben Moment wurden mehrere Passanten auf die merkwürdige Gestalt mit der Maske aufmerksam.
    Cotton drückte ab, verzog den Schuss aber im letzten Moment, weil ihm zwei Jugendliche von einer Mauer direkt in die Schussbahn sprangen. Rinde spritzte von dem Baumstamm, neben dem Miller kniete. Ein älterer Mann, der aus einem Handwagen mit Pinguin-Logo Eis verkaufte, starrte Cotton schockiert an und warf sich in Deckung.
    Nur die unmittelbar Beteiligten hörten den Schuss, für alle anderen klang es wie ein Teil des Feuerwerks. Doch wenige Leute genügten, um eine Panik auszulösen. Schreie mischten sich unter den allgemeinen Beifall, und die ersten Feiernden rannten verwirrt und kopflos umher.
    Der Virologe hob drei miteinander verbundene Flaschen aus dem Kühlbehälter. Darunter pappte ein Päckchen Plastiksprengstoff.
    Ich muss diesen Irren ausschalten, ehe er den Zünder betätigt , schoss es Cotton durch den Kopf.
    Er zielte, atmete aus.
    In diesem Moment durchraste ein höllischer Schmerz seinen Arm. Ein Projektil riss ihm die Waffe aus der Hand. Die Pistole schlitterte über den Weg und verschwand auf Nimmerwiedersehen unter einem dunklen Strauch hinter einem Dutzend Leuten.
    Cotton duckte sich hinter eine Bank, umklammerte seine schmerzende Hand und fluchte in sich hinein. Miller hatte einen Partner, vermutlich einen Gewehrschützen auf der Brücke! Okay, diesen Kerl musste er Joe Brandenburg überlassen. Sicher war Joe schon an dem Burschen dran. Cotton sah den Cop in einem Pulk von Parkbesuchern ganz in der Nähe hektisch in sein Mikro sprechen.
    Cotton war jetzt unbewaffnet und würde das Feuer des Heckenschützen auf sich ziehen. Wenn dabei auch nur eine Kugel die Falschen traf … der blanke Horror.
    Aber nichts zu tun war keine Option.
    Cotton spurtete los.
    Er setzte die Schulter als Rammbock ein und bahnte sich wie ein Footballspieler einen Weg durch die aufgescheuchte Menge, als er auf Miller zustürmte. Er flankte über eine Begrenzung und erwartete jeden Augenblick den Einschlag der Kugel des Gewehrschützen zwischen den Schulterblättern. Er flog über die Rasenfläche, seine Absätze bohrten sich in den weichen Boden.
    Noch zehn Yards.
    Miller wandte sich Cotton zu. Seine Miene war unlesbar hinter dem spiegelnden Glas der Maske. Unverdrossen machte er sich an den Verschlüssen der Flaschen zu schaffen.
    Cotton sah die Reflexion einer Klinge. Miller setzte
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