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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt
Autoren: Linda Budinger
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Verletzungen.«
    »Sie schleppen möglicherweise einen potenziell gefährlichen Erreger aus einer offenen Wunde ein. Solange Sie nicht voll einsatzfähig sind, kann ich Sie hier nicht brauchen, Cotton.«
    »Aber ich …« Cotton wollte aufbegehren. Er war zu weit gekommen, um wegen einer Lappalie wie einer schlecht heilenden Schnittwunde kaltgestellt zu werden.
    »Sie verschwenden meine Zeit, Cotton.« Ein dünnes Haifischlächeln erschien auf den asketischen Zügen des Special Agent in Charge. »Aber wo Sie nun schon mal hier im Büro sind, können Sie die noch offenen Fragen Ihres Einsatzberichts durchgehen. Damit es beim nächsten Mal nicht wieder so ein Chaos gibt und Sie einem Polizeischarfschützen ins Handwerk pfuschen. Danach wird Special Agent Decker Sie bis auf Weiteres briefen. Sie können gehen.«
    Na also. Endlich ging es wieder los. »Danke, Sir.«
    Zurück im Großraumbüro, warf Cotton einen Blick über die Schulter. Durch die Glasfront von Highs Büro sah er den Chef, der seinen Abgang mit eigenartigem Mienenspiel verfolgte. Man hätte es beinahe für einen amüsierten Ausdruck halten können.
    Das Hauptquartier des G-Teams mit seiner riesigen Monitorwand und den abgeteilten Arbeitsnischen der Mitarbeiter glich momentan der verwaisten Kommandozentrale eines Raumschiffs. Ein Großteil der Agenten befand sich zurzeit im Außeneinsatz oder in der Mittagspause.
    Cotton schwang sich hinter den Monitor auf seinem Schreibtisch, um den Bericht aufzurufen. Doch der Bildschirm blieb schwarz. Offenbar war er noch nicht wieder im System angemeldet.
    Cotton beschloss, zum Serverraum zu gehen, anstatt kurz anzurufen. Manche Fragen stellte man am besten mit persönlichem Nachdruck.
    Im Halbdunkel des stets gut klimatisierten Büros saß Zeerookah vor seinen XXL-Monitoren. Offensichtlich hatte er niemanden erwartet, denn der ehemalige Superhacker und nunmehrige IT-Experte des G-Teams schrak bei Cottons Eintreten hoch wie von der Tarantel gestochen. Als er Cotton erkannte, winkte er ihn herbei. »Hallo, Kumpel, alles paletti?«
    Der rundliche, joviale Zeerookah behandelte alle G-Men wie seine Freunde. Man konnte ihm deswegen einfach nicht böse sein. »Zurück auf dem Spielfeld?«, fragte er und klickte sich schon wieder zwischen den Fenstern auf dem Schirm hindurch.
    Cotton sah eine Straße, ein Einkaufszentrum und ein Satellitenbild aufblitzen. »Erst muss ich noch den Papierkram erledigen«, antwortete er. »Melde mich einfach wieder im System an, Zeery, okay?«
    »Geht klar.« Während Zeerookah die erforderlichen Eingaben machte, schaute sich Cotton im Raum um. Es gab nur einen Stuhl, auf dem der Meister der Tasten höchstselbst saß. Datenträger und Ausdrucke stapelten sich auf den Teilen des Schreibtischs, die nicht von Schokoriegelpapier übersät waren.
    Ein Handy war in der Tasche am Türgriff eines Materialschranks festgeklettet. Das Ladegerät, an dem es hing, belegte die letzte freie Steckdose. Zwei andere Telefone wurden an einer Steckerleiste aufgeladen. Energiesparen nach Art des Hauses.
    Cotton schüttelte den Kopf. »Wie viele Telefone hast du eigentlich?«
    »Ach, ganz unterschiedlich«, antwortete Zeerookah abgelenkt. »Bin ja nie zu Hause, da muss ich die Dinger hier …« Er brach ab und sah hoch. »Tut mir leid, ich kann dich nicht freischalten.«
    »Was soll das heißen, du kannst nicht?« Es gab nichts, was Zeerookah mit diesem System nicht anstellen konnte.
    »Ich kann nicht«, wiederholte Zeerookah mit einer Betonung, die nahelegte, dass es ich darf nicht heißen sollte. »Sorry.«
    »Hör mal, Zeery, ich muss meinen letzten Bericht bearbeiten. Befehl von ganz oben. Mr High meinte …«
    Zeerookahs Gesicht nahm einen ehernen Ausdruck an, der seine indianische Abstammung verriet. »Nein.«
    Cotton hieb die flache Hand auf ein welliges Mousepad und zuckte bei dem Stich zusammen, der seinen Arm durchraste. »Okay, dann scheiß drauf!« Er wandte sich zum Gehen.
    »Hey, cool bleiben«, hörte er Zeerookahs Stimme.
    Cotton drehte sich wieder um und sah, wie Zeerookahs Finger über die Tastatur huschten. Augenblicke später schob er Cotton ein Netbook herüber. »Ich hab dir die Datei aus dem Netzwerk rübergezogen. Nimm das Baby mit, solange du es brauchst, aber ich will keine Kratzer sehen. Das ist echter Klavierlack.«
    Cotton klemmte sich den Computer unter den gesunden Arm. »Danke, Alter.«
    Zeerookah nickte ihm zu. »Übrigens, stramme Leistung im Astoria Park. Großes Kino.«
    »Ich
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